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Ein Gefühl wie am Strand von Brasilien

Ein Gefühl wie am Strand von Brasilien

Magere acht Punkte. Mehr ist einfach nicht drinnen.

Nach der deutlichen Zweisatz-Niederlage (5:15, 3:15) steht fest, Footvolley ist kein einfacher Sport.

Da hilft auch die Unterstützung, die ich mir mit Gernot Krasser aus der steirischen Landesliga geholt habe, nichts. Selbst wenn er sowohl spielerisch als auch - angesichts des roten Haupthaares - optisch eine ideale Ergänzung darstellt, gehen wir in unserem ersten Spiel mit Pauken und Trompeten unter.

Anlässlich des am 21. August im Sportzentrum Schmelz in Wien stattfindenden Austrian Footvolley Masters belässt es LAOLA1 nicht bei simpler Berichterstattung, sondern stellt diese Trendsportart im Eigenversuch näher vor.

Brasilien im Herzen der Südsteiermark

Was ist Footvolley eigentlich? Wer jetzt denkt, dass es sich hier um eine Art Torschuss-Bewerb für Flankenabnehmer handelt oder gar um den Versuch von amerikanischen Footballern, sich in einer filigraneren Sportart zu betätigen, der irrt gewaltig.

Der Begriff Footvolley setzt sich aus den Komponenten „Foot“ für Fußball und „Volley“ für Beachvolleyball zusammen und ist eine spielerische Symbiose der Beiden. Die Wurzeln liegen, dem Beachvolleyball gleich, an den Stränden Brasiliens.

Wunden des Erfolgs

Im dritten und vierten Spiel der Gruppenphase kommen wir daher dem Satzgewinn schon sehr nahe, scheitern aber an unserer mangelnden Abgebrühtheit in den entscheidenden Momenten. Wir verlieren beide Male und müssen bereits in der Vorrunde die Segel streichen.

Allen Seitfallziehern, Kopfball-Staffetten und Flugeinlagen zum Trotz, stehen wir letzten Endes mit leeren Händen da. 13:15, 10:15 und 14:16, 10:15 lauten die Ergebnisse, eine Steigerung ist aber klar zu erkennen.

Für den weiteren Turnierverlauf bleibt uns, gezeichnet von vier harten Matches und gebrandmarkt durch eine rote Brust sowie leichte Abschürfungen vom harten Sand an den Füßen, nur die Zuschauer-Rolle.

Nichtsdestoweniger ernten wir viel Lob ob unseres ersten Versuchs als Footvolley-Spieler. „Aufgrund der abverlangten Fähigkeiten ist Footvolley sicherlich als schwieriger Sport zu bezeichnen“, gesteht Breisach, der letztendliche Sieger des Leibnitzer Turniers.

Großes Entwicklungspotential

Im Interview klärt mich der ehemalige Pressesprecher von Sturm Graz dann über den anstehenden Siegeszug des Footvolley auf und träumt von einer Zukunft bei Olympischen Spielen: „Allein vom Zuseher-Interesse her sehe ich ein enormes Entwicklungspotential.“

Seiner Tätigkeit im Umfeld des amtierenden österreichischen Fußball-Meisters ist es auch zu verdanken, dass unter den Aktiven auch etliche Fußballer mit Sturm-Vergangenheit zu finden sind, ob sie nun Markus Schopp, Gilbert Prilasnig oder Jan-Peter Martens heißen.

Diese namhaften Legenden waren in Leibnitz nicht am Start, hätten sich aber wohl gegen die neue Generation rund um die Familie Hofmann-Wellenhof mehr als schwer getan.

Erfolg auf internationaler Ebene

Beim 2. Internationalen Footvolley-Cup in Loipersdorf vom 13. bis 15. Juli 2011 erreichte das Duo Nikolaus/Benedikt sensationell das Viertelfinale und feierte den größten Erfolg auf internationaler Ebene.

„Gegenüber Ländern wie Brasilien oder Spanien, wo das ganze Jahr über trainiert werden kann, sind wir natürlich im Nachteil“, erklärt Nikolaus Hofmann-Wellenhof, der sich im europäischen Spitzenfeld etablierte und Österreich auch beim größten je veranstalteten Turnier in Dubai Ende Oktober repräsentieren wird.

Ob das Team LAOLA1 dann auch wieder am Start sein wird, ist zu bezweifeln.

Das Footvolley-Fieber hat mich aber auf jeden Fall bereits gepackt. Wie wohl nahezu jeden, der einmal das Gefühl verspürt, mit einem Fallrückzieher einen Punkt zu erzielen.


Christian Eberle

Ganz so brasilianisch fühlen wir uns allerdings auch im zweiten Spiel nicht. Leo Breisach, der den Sport einst auf einer Urlaubsreise entdeckte und in die Steiermark importierte, zeigt uns gemeinsam mit seinem Partner Armin Pichler gnadenlos unsere Grenzen auf.

Im idyllischen Leibnitz in der Südsteiermark, wo die steirische Footvolley-Tour Station macht, unterliegen wir Lokalmatadoren dem Grazer Duo deutlich mit 4:15 und 2:15.

Besagte Tour wird vom Steirischen Footvolley-Verband veranstaltet, dessen Obmann Benedikt Hofmann-Wellenhof selbst einer der besten österreichischen Spieler ist und gemeinsam mit seinem 15-jährigen Bruder Jakob als einer von 18 Teilnehmern (neun Teams) am Start ist.

Beachvolleyball ohne Hände

Auf den ersten Blick ähnelt Vieles der aus der Beach-Arena in Klagenfurt bekannten Sommersportart. So genießt etwa die Stromversorgung beim Aufbau oberste Priorität, um die musikalische Untermalung zu garantieren. „Thats the way, aha, aha, I like it.“

Auch die Grundprinzipien des Footvolley erinnern zunächst an Beachvolleyball. Auf dem mit Sand bedeckten und durch ein Netz in zwei Hälften geteilten Court stehen sich zwei Teams zu je zwei Spielern gegenüber, deren Ziel es ist, den Ball im Feld des Gegners zu Fall zu bringen.

Da die Benutzung der Hände im Gegensatz zur mittlerweile olympischen Sportart tabu ist, gilt es andere Körperteile für die drei erlaubten Ballberührungen zu verwenden.

Zauberer am Ball

Mein Partner und ich schöpfen dabei jegliche Möglichkeiten aus, vom Kopf über den Schenkel bis zum Außenrist. Doch eine kontrollierte Ballannahme ist eigentlich nur mit der Brust möglich, der in dieser Sportart die größte Bedeutung zukommt.

„Das Spielen mit der Brust ist ähnlich dem Baggern beim Volleyball, weil du einfach immer schauen musst, mit dem Oberkörper hinter den Ball zu kommen“, erklärt Nikolaus Hofmann-Wellenhof, Bruder und etatmäßiger Partner von Benedikt.

Nach diesem und weiteren Tipps der arrivierten Spieler, die mitunter schon seit fünf bis sechs Jahren aktiv sind, scheinen wir besser zu verstehen, worauf es im Footvolley ankommt.

Viel Laufbereitschaft, Präzision und vor allem Konzentration sind von Nöten, um den Ball jonglierend in der Luft zu halten und selbst schöne Spielzüge zeigen zu können.

Pässe mit Schulter, Kopf und Ferse gehören zum Standard-Repertoire eines Footvolley-Spielers, was den hohen „Style-Faktor“ der Sportart erklärt. Wofür Marko Arnautovic bei Werder Bremen gerügt wird, gehört hier auf dem sandigen Court zum Pflichtprogramm.