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Nadarajah muss trainerlos zur WM

Nadarajah muss trainerlos zur WM

Angriffslustig? Keineswegs.

Dabei hätte Fabienne Nadarajah wohl allen Grund dazu gehabt.

Die Schwimmerin bereitet sich seit geraumer Zeit auf das Saison-Highlight, die Langbahn-WM in Shanghai (24. bis 31. Juli), vor, erfuhr aber erst kürzlich, dass ihr Trainer, Robert Michlmayr, nicht mit darf.

„Für mich ein großer Rückschlag. Zum einen fehlt mir das Naheverhältnis, das ich zu keinem anderen Coach habe, und zum anderen kennt niemand meine Technik so gut wie er“, erklärt die 26-Jährige auf einer Pressekonferenz des Schwimmverbands (OSV) betont diplomatisch.

Wie das möglich ist? Schwierigkeiten mit der Akkreditierungs-Deadline sind offensichtlich schuld. Doch ganz so einfach ist das nicht.

Fristlose Verwirrung

Im Klartext war besagte Deadline am 31. Juli. Nadarajah, die zumindest ihre Limits im Becken nicht auf den letzten Drücker bringt, wartete mit der Nennung ihres Coachs lange zu.

Die Ursache dafür waren die Triathlon-EM, bei der Michlmayr, der in erster Linie als Sportdirektor im Triathlon-Verband agiert, vor Ort war sowie Unklarheiten über mögliche terminliche Verbindlichkeiten. Letztere lösten sich alsbald in Wohlgefallen auf.

Als die Wienerin ihren Trainer schließlich akkreditieren wollte, hieß es seitens des OSV, dass dies nicht mehr möglich sei. Ganz zur Verwunderung Nadarajahs, da die eingangs erwähnte Frist des Weltverbands (FINA) noch nicht abgelaufen war.

Die entsprechenden Formulare seien aber bereits abgeschickt worden. Auf Nachreichungen hatten die OSV-Verantwortlichen offenbar keine Lust mehr.

Auf eigene Faust

Diplomatie hin oder her, OSV-Präsident Paul Schauer verstand bei besagter Pressekonferenz Nadarajahs zärtlichen Wink mit dem Zaunpfahl.

„Bei der Entsendung sind wir stets darauf bedacht, dass wir möglichst alle Heim-Trainer mitnehmen. Doch in diesem Fall war es schlicht zu spät“, versucht er zu kalmieren.

Für Nadarajah ein schwacher Trost. Darum versuchte die Athletin vom SVS Schwechat in den vergangenen Tagen alle Hebel in Bewegung zu setzen. „Ich habe dem Verband angeboten, dass für sie keine Kosten anfallen. Hotel und Verpflegung hätten wir organisiert und übernommen.“ Doch es war nichts mehr zu machen.

Schneller Seitenwechsel

Nadarajah ließ sich davon nicht entmutigen und versuchte, einen anderen Weg zu gehen. „Ich habe bei Medien angefragt, ob sie Robert für die WM akkreditieren könnten.“ Sozusagen als Vorortberichterstatter.

Natürlich hätte auch das Medium etwas davon gehabt. „Er hätte ihnen ganz nebenbei auch ein Lochte-Interview zukommen lassen. Das wäre kein Problem gewesen.“

Nadarajah wird wohl von Bär betreut

Auf diesem Weg hätte er zwar nicht an den Beckenrand gedurft, aber das wäre für die 50-m-Spezialistin verkraftbar gewesen. „So hätte er mich zumindest gesehen und mir sagen können, worauf ich achten soll“, attestiert die vierfache Bronze-Gewinnerin bei Europameisterschaften ihrem Trainer einen hoch analytischen Blick.

„Er braucht mir nur kurz zuzuschauen und kann mir sofort sagen, was bei meiner Technik nicht passt. Gerade auf den kurzen Strecken hängt viel an der Technik. Jedes noch so kleine Element kostet viel Zeit.“

Doch auch aus der Medien-Akkreditierung wurde nichts, weil deren Frist früher abgelaufen ist als jene für Athleten.

„Bärige“ Auswahl

Nadarajah musste sich letztendlich geschlagen geben und wird am Montag ohne Michlmayr in Richtung Peking, wo das Vorbereitungscamp des OSV stattfindet, abheben.

„Ich werde einen der drei anderen Coaches, die mit sind, fragen, ob er mich mitbetreuen kann.“ Zur Auswahl stehen Marco Wolf, Zeljko Jukic und Walter Bär. Naheliegend wäre Letzterer, der sie in der Vergangenheit bereits trainierte.

Sportlich liegt das Ziel auf dem Erreichen des Semifinals. „Mehr darf es freilich auch sein“, meinte sie lächelnd. Was „mehr“ in Shanghai bedeutet, weiß die Hunde-Besitzerin nur allzu gut.

Denn an gleicher Stelle feierte sie 2006 mit Silber bei der Kurzbahn-WM den größten Erfolg ihrer Karriere.

Reinhold Pühringer