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„Über den Tellerrand der Leichtathletik schauen“

„Über den Tellerrand der Leichtathletik schauen“

Jennifer Wenth ist mit gerade mal 19 Jahren bereits eines der Aushängeschilder der österreichischen Leichtathletik-Szene. Mit ihrer frechen, konsequenten Art  und ihren Top-Leistungen begeistert sie bereits seit einiger Zeit die Leichtathletik-Szene. Die junge Niederösterreicherin hält neun österreichische Rekorde und ist dabei noch lange nicht am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen. Über 1.500 Meter ist Wenth eine der ÖLV-Hoffnungen der Qualifikation für die Olympischen Spiele in London 2012.

LAOLA1 spricht mit „Jenni“ Wenth über ihre noch junge Karriere und weshalb schlechter Laktatk-Wert Grund für das Schiefhängen eines Haussengens sein kann:

LAOLA1: Das Olympia-Limit ist in Reichweite, inwiefern sind die Olympischen Spiele für dich ein Thema?

Wenth: Wenn ich nur daran denke bekomme ich schon Gänsehaut. Es ist ein großer Traum von mir bei diesem Großevent dabei zu sein. Mir fehlen jetzt noch genau 2,5 Sekunden und ich denke, wenn in der Vorbereitung alles glatt läuft und das richtige Rennen da ist, wird es klappen.

LAOLA1: Konzentrierst du dich auf die 1.500 Meter oder ist Hindernis eine weitere Option?

Wenth: Das Hauptaugenmerk liegt auf jeden Fall auf 1.500 Meter. Von den 3.000 zu den 5.000 Metern ist es noch ein zu großer Schritt. Einen Plan B gibt es eigentlich nicht, die Verlockung einmal über die Hindernisse zu laufen, ist auf jeden Fall vorhanden.

LAOLA1: Wie schwierig ist der Sprung vom Nachwuchs-Talent zum Topathleten?

Wenth: Bei der U23 EM im heurigen Jahr habe ich gesehen, dass die „Junioren Fehler“, mit welchen man in der U20 noch durchkommt, in der Allgemeinen Klasse nicht verziehen werden. Natürlich kommt jetzt auch der  Zeitpunkt, wo das Talent nicht mehr ausreicht und man anfangen muss, zu arbeiten.

LAOLA1: Du hast in den letzten Jahren einen Trainerwechsel und eine große Umstellung in deinem Training vollzogen. Wie kommst du mit diesen neuen Umständen zurecht, was hast du verändert?

Wenth: Mein Trainer und ich haben viel an meiner Technik, Schnelligkeit und Kraft gearbeitet. In diesen Bereichen habe ich sehr viel Aufholbedarf.  Für mich sind die Kommunikation und die Zusammenarbeit mit dem Coach sehr wichtig. Beides ist seit dem Trainerwechsel super vorhanden.

LAOLA1: Worauf legst du im Training besonders wert?

Wenth:  Ich bin keine Athletin, welche stumpf Trainingspläne abarbeitet.  Ich will den Sinn jeder Trainingseinheit erklärt bekommen und kleine Veränderungsvorschläge, die ich habe, mit meinem Betreuer diskutieren können. Sehr wichtig ist mir auch, dass man für neue Trainingsmethoden und Mittel offen ist und über den Tellerrand der Leichtathletik schaut.

LAOLA1: Du warst in Flagstaff (USA) mit einer Gruppe deutscher Läufer auf einem Höhentrainingslager. Findest du dort optimale Trainingsbedingungen vor?

Wenth: Bei den deutschen Läufern ist es bereits Tradition, dass sie nach Flagstaff auf Trainingslager fahren. Großer Vorteil von Flagstaff ist, dass sie denselben Lebensstandard haben wie wir in Europa. Die ersten Tage in der Höhe waren etwas anstrengend und das langsame Laufen ist mir schon sehr auf die Nerven gegangen. Jene Läufer, die schon mehr Erfahrung mit der Höhe hatten, haben mich eingebremst. Mittlerweile ist der Puls aber wieder da wo er sein soll und auch die Laktatwerte. Die Trainingsbedingungen sind optimal. Nachteil ist hier sicherlich das Wetter.

In Österreich hängt sie ihre Gegnerinnen ab, intern. ist noch Luft nach oben.

LAOLA1: Inwiefern kannst du von den deutschen Läufern profitieren?

Wenth: Die Gruppe hier ist so groß, dass man eigentlich fast nie alleine läuft. Alle sind top motiviert und jeder hat ähnliche Ziele auf die er hinarbeitet. Es ist auch ganz interessant einmal in einer „Läufer-WG“ zu wohnen. Wir haben sehr viel Spaß, außer der Haussegen hängt schief, weil ein anderer 0.1mmol weniger Laktat hat, was beim Laufen einen großen Vorteil bedeutet. (lacht)

LAOLA1: Als Profi  dreht sich das ganze Leben rund um den Sport – gibt es Tage, wo du dir denkst, ich hab heute überhaupt keine Lust mich zu bewegen?

Wenth: Solche Tage gibt es natürlich. Bei mir ist es immer so, dass die Motivation wieder da ist, sobald ich mir meine Laufschuhe angezogen habe oder spätestens nach den ersten zehn Laufminuten. An Ruhetagen muss man sich einfach zugestehen, dass man auch einmal faul herumliegen darf.

LAOLA1: Wie sieht dein Trainingsplan aus? Setzt du auch auf Alternativsportarten?

Wenth: Im Moment stehen natürlich viele Laufkilometer am Programm. Auch Stabilisationsübungen und Krafteinheiten dürfen nicht fehlen. Alternativsportarten betreibe ich eher selten, eigentlich nur in der Saisonpause. Für mich ist Laufen einfach die effektivste Bewegung und ich werde eher nur böse, wenn ich eine Stunde am Ergometer fahren muss.

LAOLA1: Bist du neben dem physischen Training in mentaler Betreuung?

Wenth: Ich arbeite seit sechs Monaten mit einer Mentaltrainerin zusammen und unterziehe mich begleitend einer Hypnosetherapie. Im mentalen Training tüfteln wir Rituale bzw. eine Wettkampfroutine aus, welche ich dann vor dem Lauf abrufen kann. Mentale Stärke ist im Wettkampf und auch im Training unentbehrlich, vor allem wenn man über Leistungsgrenzen gehen will.

LAOLA1: Wieviel Wert legst du auf gesunde Ernährung? Ernährst du dich nach einem bestimmten Prinzip? 

Wenth: Ich schaue auf die Qualität meines Essens und versuche, dass ich am Abend eher keine Kohlenhydrate zu mir nehme. Da ich aber sehr gerne koche und backe, ist es für mich kein Problem mich gesund zu ernähren.

LAOLA1: Nehmen wir einmal an, du hattest einen Wunsch frei: Wenn Du eine Disziplin erfinden dürftest, welche wäre das?

Wenth: Ich würde die 3.000 Meter olympisch machen!

 

Das Gespräch führte Patricia Kaiser