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Elisabeth Eberl steht vor WM-Debüt

Elisabeth Eberl steht vor WM-Debüt

Vier Österreicher werden sich von 27. August bis 4. September bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Daegu mit der Weltelite messen.

Neben den beiden Läufern Beate Schrott (100m Hürden) und Andreas Vojta (1.500m) entsendet der österreichische Verband (ÖLV) Speerwerferin Elisabeth Eberl und Diskuswerfer Gerhard Mayer nach Südkorea.

Bei Elisabeth Eberl durfte man im Vorfeld nicht unbedingt mit einer WM-Teilnahme rechnen. Doch dann überraschte die 23-Jährige bei einem Meeting in Finnland, als sie ihren Speer auf 60,07 Meter schleuderte und somit das Limit (59m) um mehr als einen Meter überwerfen konnte. Und das nur wenige Stunden vor Nennschluss für die WM.

„Das war wirklich im letzten Moment“

„Das war wirklich im allerletzten Moment. Der ÖLV hat dem Weltverband (IAAF) die Anmeldung gefaxt, obwohl eigentlich schon Nennschluss war“, ist Trainer Gregor Högler über die WM-Teilnahme seiner Athletin glücklich.

Die Studentin kämpft schon seit Saisonbeginn mit einer hartnäckigen Knieverletzung und konnte deshalb nie ihr ganzes Potential ausschöpfen. Umso bemerkenswerter ist es, dass sie sich für das Großereignis qualifizieren konnte.

„War überrascht, dass sie über 60 Meter wirft“

Eine spezielle Behandlung sorgte für einen schnelleren Heilungsprozess. „Sie war im Juni im Krankenhaus. Dort wurde ihre Patellasehne behandelt. Jetzt kommt mehr Blut zur entzündeten Stelle, wodurch der Heilungsprozess beschleunigt wird“, erklärt Högler.

„Sie konnte danach zwei, drei Wochen nicht gescheit gehen. Deswegen war ich überrascht, dass sie sich so hat steigern können und sogar die 60 Meter überwirft. Mit so einer Weite kommst du bei einem Großereignis ins Finale.“

Experimente in vorolympischer Saison

In der vorolympischen Saison wird zudem noch viel an der Technik probiert. „Wir hätten es sogar in Kauf genommen, uns nicht für die WM zu qualifizieren“, unterstreicht Högler die Wichtigkeit der Spiele in London.

In den letzten zwei Jahren arbeiteten die beiden unter anderem intensiv mit dem Biomechaniker Aadu Krevald aus Estland zusammen, um Mayers Technik zu verbessern.

Mit diesem alternativen Zugang versuchten sie die körperlichen Defizite gegenüber der Konkurrenz auszugleichen. Vor allem am Anschwung wurde gearbeitet, wodurch Mayer früher als erwartet tolle Ergebnisse erzielte.

Das Leichtgewicht der Diskuswerfer

Der gebürtige Wiener ist mit seiner 1,91 Meter Körpergröße und 110 kg Gewicht im Vergleich zu den anderen ein Leichtgewicht.

„Wir müssen deswegen technisch sehr sauber arbeiten. Gerhard muss die Trägheit so einsetzen, dass sie auf den Punkt genau wirkt. Die meisten Diskuswerfer haben bei einer Größe von über zwei Metern ein Gewicht von 130 bis 140 Kilogramm. Das heißt, diese Athleten können aufgrund ihrer Masse technisch fehlerhaft werfen und kommen trotzdem so weit wie Gerhard“, erläutert Högler.

In den letzten Monaten war jedoch ein Leistungsabfall zu erkennen. Die Qualifikation für die WM war in Gefahr und sie beschlossen daher die Zusammenarbeit mit Krevald zu beenden.

„Gerhard hat im April das Gefühl für den Diskus verloren, weil die Rotation beim Kreisel nicht mehr so rund war. Wir haben gemerkt, dass uns der Kollege aus Estland nicht mehr weiterhelfen kann. Wir konzentrieren uns jetzt wieder auf die Technik vom Vorjahr.“

„Würde mich freuen, wenn es regnet“ 

Und prompt lief es für den Wiener besser. Nur kurze Zeit später schaffte er das Limit für die WM und Olympia 2012.

„Die Konstanz fehlt noch“, ist Högler nicht ganz zufrieden. „Er hat aufgrund der schnelleren Drehung im Kreisel Schmerzen im Fuß. Wir sind aber keine Jammerer. Wir haben das Training umgestellt und zur Zeit alles ganz gut im Griff.  Das ist sowieso normal, dass man immer irgendwo Wehwechen hat. Jedem Sportler geht es so.“

Die Wetterbedingungen am Wettkampftag kann der Trainer allerdings nicht beeinflussen: „Ich würde mich freuen, wenn es regnet. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig seltsam, aber Gerhard hatte in dieser Saison fast nur Regenwettkämpfe. Er kann damit umgehen, während sich andere darüber ärgern. Beim letzten Wettkampf hat es auch wie aus Scheffeln geschüttet und er hat trotzdem über 60 Meter geworfen.“

Athleten sind schon in Daegu

Seit Montag ist Gregor Högler mit seinen beiden Athleten in Daegu, um sich optimal auf die Bewerbe vorbereiten zu können.

„Die Trainingseinheiten werden in dieser Woche von zwei auf eine pro Tag reduziert. Drei Wurfeinheiten werden noch absolviert, dazwischen wird Kraft und Sprung trainiert“, erläutert Högler das Programm für die letzten Tage vor dem Großereignis.

„Alles läuft nach einem bestimmten Rhythmus ab, damit der Körper in Form kommt. Wir nennen das UWV, unmittelbare Wettkampfvorbereitung. Bei Gerhard machen wir das schon seit Jahren. Da wissen wir schon, was er braucht und was nicht. Bei Elisabeth ist das natürlich anders.“

Bei Eberl wird noch an der Technik gearbeitet und das angeschlagene Knie versorgt, damit sie beim Wettkampf so wenig Schmerzen wie möglich verspürt.

Wegen der Grazerin musste Högler seinen Rückflug übrigens noch kurzfristig umbuchen: „Aber das macht man in so einem Fall doch gerne.“

Susanne Brunnmair

Internationale Erfahrung

Auch wenn es der erste richtig große Wettkampf für die Speerwerferin wird, auf der internationalen Bühne hatte sie schon ein paar gute Auftritte. Bei der U23-Europameisterschaft 2009 und der Universiade erreichte sie beispielsweise jeweils das Finale.

Das Finale kann man bei den Weltmeisterschaften von Eberl aber noch nicht erwarten. „Sie ist erst 23. Wichtig ist jetzt einmal, Erfahrungen zu sammeln und einfach die Atmosphäre bei einem Großereignis kennenzulernen. Sie soll stabil werfen und möglichst nahe an die Finaleinzugsweite kommen“, nennt der Trainer die Zielvorgabe.

Mayer kämpft um Finaleinzug

Bei Routinier Gerhard Mayer, dem zweiten Schützling von Gregor Högler, ist die Erwartungshaltung schon eine andere.

Der 31-Jährige schaffte bei den letzten Weltmeisterschaften in Berlin 2009 im Diskusbewerb den Einzug ins Finale und belegte dort den hervorragenden achten Platz.

„Er fährt sicher nicht zur WM, um nur dabei zu sein. Klar möchte er ins Finale. Aber ich mache ihm keinen Druck“, erläutert Högler.

Dass es nicht einfach wird, sich für die Top zwölf zu qualifizieren, weiß Högler: „Es hängt von der Tagesverfassung ab. Ich schätze, dass 63 Meter für das Finale reichen werden. Alle Athleten können diese Weite werfen, aber genauso gut auch im Vorkampf ausscheiden.“

Kein optimaler Saisonverlauf

Mayer, der mit 65,24 Metern den österreichischen Rekord innehat, konnte in der bisherigen Saison noch nicht an die tollen Leistungen der letzten Jahre anschließen und tat sich mit dem WM-Limit von 63 Metern, das er erst nach mehreren Anläufen überwerfen konnte, schwerer als erwartet.

Aber auch dafür hat sein Trainer eine Erklärung: „Voriges Jahr war Gerhard schon im Juni in Form. Heuer ist seine Topform wegen des späten Termins der WM erst für August bzw. September angedacht. Das war also schon geplant.“