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Der Ryder Cup kommt zurück nach Hause

Der Ryder Cup kommt zurück nach Hause

Der Ryder Cup in Schottland. Das ist wie Samba in Brasilien, Pizza in Italien oder eine Fußball-WM in England.

Eine ganze Sportart kehrt zurück zu ihren Wurzeln. Die Schotten gelten als Erfinder des Golfs. Bereits im 15. Jahrhundert sollen im hohen Norden Großbritanniens Kilt-Träger das Spiel mit Schläger und Ball zelebriert haben.

Da passt es perfekt ins Bild, dass auch der Ryder Cup nach Hause kommt. Denn die 40. Auflage des Prestige-Duells zwischen Europa und den USA findet in Gleneagles statt. Jenem Tal, wo die Geschichte des kontinentalen Wettbewerbs seinen Ursprung nahm.

Die Wiege des Ryder Cups

1921 fand dort im Vorfeld der British Open das lukrative „One Thousand Guineas Tournament“ statt. Das stattliche Preisgeld, ausgezahlt in Guineen (britische Goldmünzen), lockte die Creme de la Creme der Golfwelt in die idyllische Hügellandschaft 70 km von Edinburgh entfernt. Zum Auftakt veranstalten die Organisartoren einen Jux-Bewerb zwischen den britischen und amerikanischen Spielern.

Aus dem Spaß wurde Ernst. Sechs Jahre nach dem ersten Kontinental-Wettkampf, den die Hausherren mit 9:3 gewannen, wurde der Ryder Cup in die Welt gerufen. Die Premieren-Ausgabe des nach Geldgeber Samuel Ryder benannten Turniers fand 1927 in Worcester, Massachusetts, statt.

87 Jahre später werden in Gleneagles insgesamt knapp 250.000 Fans erwartet. Dort, wo sich früher nur eine Wiese, ein Club-Haus und etwas abgelegen ein kleiner Bahnhof befand, steht heute ein Fünf-Sterne-Hotel.

Wie beim G8-Gipfel: Spionage verboten

Im Gegensatz zu den 1920er-Jahren, wo die Spieler in heruntergekommenen Bahnwaggons übernachten mussten, residieren die Profis von heute in luxuriösen Suiten. Egal ob Tennisplätze, Schießanlage oder großzügigem Spa-Bereich - das Gleneagles Hotel bietet alles, was das Herz begehrt.

2005 kamen hier beim G8-Gipfel die Staats- und Regierungschefs der mächtigsten Länder in den Genuss des unendlichen Komforts. Um Spionage zwischen den Ländern zu verhindern, musste das Hotel damals in acht voneinander abgeschirmte Zonen unterteilt werden.

150 Privat-Jets kommen nach Schottland

600 Millionen Menschen werden den attraktiven Kurs von Freitag bis Sonntag vor dem TV-Gerät bewundern. Für Schottland soll der Ryder-Cup einen Werbewert von 40 Millionen Pfund (rund 51 Mio. Euro) einbringen. Alleine 150 Privat-Jets haben sich in diesen Tagen am Flughafen von Edinburgh angekündigt.

„Die Augen der Welt sind auf Schottland gerichtet. Nicht nur aufgrund des Ryder Cups, sondern auch durch die Commonwealth Games (fanden Ende Juli in Glasgow statt, Anm.) und das Unabhängigkeits-Referendum. Viele Menschen wissen heuer mehr über Schottland als noch vor einem Jahr“, zeigt sich die schottische Sportsministerin Shona Robison zufrieden.

Hilfe bei der Tourismus-Arbeit leistet auch Sir Alex Ferguson. Die Manchester-United-Legende sorgte mit einem Besuch beim europäischen Ryder-Cup-Team für Aufsehen. Bei seiner Ansprache, die der Mannschaft eine Extra-Portion Motivation mitgeben sollte, hörte mit Stephen Gallacher auch ein Landsmann aufmerksam zu.

Der 39-Jährige ist der einzige Schotte beim diesjährigen Kontinental-Duell. Er hat die Chance, am Ursprungsort des Ryder Cups die ruhmreiche schottische Golf-Geschichte weiterzuschreiben.

 

Jakob Faber

Ganz so extrem ist es beim Ryder Cup nicht. Dennoch sind auch die Golfer, die gemeinsam mit ihren Partnerinnen die Zimmer bewohnen,  in unterschiedlichen Hotelkomplexen untergebracht. Jedes Team verfügt über eigenes Personal. So sollen die Geheimnisse  von Paul McGinley und Tom Watson, den beiden Mannschafts-Kapitänen, unter Verschluss gehalten werden.

„Glücklicherweise verfügen wir über ein großes Hotel mit vielen Zimmern. So ist es für uns nicht schwer, die beiden Teams voneinander getrennt zu beherbergen. Es erinnert ein bisschen an die Tage während des G8-Gipfels“, erklärt Stuart Smith, der Event-Direktor des Ressorts.

Nicklaus: „Der schönste Flecken der Erde“

Zum Ressort gehören neben vier Restaurants, 250 Zimmern und 25 Suiten ein 3,4 km² großes Areal, das drei Golf-Plätze beherbergt.

Neben den beiden älteren „King’s“- und „Queen’s“-Kursen eröffnete 1993 der von Jack Nicklaus umgestaltete „PGA Centenary Course“. Auf diesem Golfplatz kämpfen Rory McIlroy, Phil Mickelson und Co. um den Ryder-Cup, der keinen Cent Preisgeld, aber dafür umso mehr Ehre und Prestige einbringt.

„Das ist der schönste Flecken der Erde, auf dem ich je arbeiten durfte“, schwärmt Architekt Nicklaus von Gleneagles. „Ein großartiges Terrain mit perfektem Rasen, atemberaubender Aussicht und einer Vielzahl von fantastischen Plätzen“, so die Golf-Legende weiter.