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Eine der letzten Männerbastionen ist gefallen

Eine der letzten Männerbastionen ist gefallen

Eine der letzten Männerbastionen ist gefallen:

Der Augusta National Golf Club, Privatclub im US-Bundesstaat Georgia und Austragungsort des jährlichen US Masters, hat sich letzte Woche dazu durchgerungen, mit der ehemaligen US-Außenminis­terin Condoleezza Rice und der Businessfrau Darla Moore erstmals in der 80-jährigen Geschichte zwei Frauen als Mitglieder aufzunehmen.

 Unmut und Klagen

Seit vielen Jahren war der Club mit seiner strikten „Men Only“-Politik in die Schusslinie geraten.

Bis 1990 weigerte man sich sogar, auch Schwarze als Mitglieder aufzunehmen. Dieser „Missstand“ wurde nach einem Zwischenfall im unweiten Shoal Creek Golf & Country Club behoben.

Das Frauenverbot allerdings wurde aufrechterhalten und wann immer von irgendeiner Seite Kritik geäußert wurde, verwies der Club darauf, dass Mitgliederangelegenheiten Privatsache des Clubs seien und daher nicht öffentlich kommentiert werden.

2002 spitzte sich die Lage zu, startete die Frauenrechtlerin Martha Burk vom National Council of Women‘s Organizations doch einen regelrechten  Kreuzzug gegen den Augusta National Golf Club und deckte diesen mit Klagen ein.

Selbst der kurzfristige Verlust von TV-Sponsoren anlässlich des Masters führte zu keinem Einlenken und so meinte der frühere Chairman Hootie Johnson etwa damals treffend: „Es kann gut sein, dass irgendwann der Tag kommen wird und Frauen eingeladen werden, bei uns Mitglied zu werden. Diesen Zeitplan bestimmen wir aber selbst und nicht, wenn uns ein Bayonett vorgehalten wird.“

Burks Klagen wurden abgewiesen

Burks Klagen wurden in der Folge abgewiesen, auch die Sponsoren kamen wieder zurück, doch die Kritik an der Frauenpolitik des Augusta National verstummte nie gänzlich.

In diesem Frühjahr zum Masters wallte dann der Unmut wieder so richtig auf, als bei einem der Hauptsponsoren IBM mit Virgina Rometty erstmals eine Frau die Position des CEO übernahm und es Usus war, dass dieser normalerweise immer eine Mitgliedschaft im Augusta National Golf Club angeboten bekam.

Nicht so bei Rometty, und Augus­ta-Chairman Billy Payne musste bei der Masters-Pressekonferenz ein wahres Kreuzfeuer an Fragen über sich ergehen lassen. Doch wie gehabt verwies Mr. Payne ein ums andere Mal auf die Tatsache, dass Mitgliederfragen ausschließlich privat und nicht in der Öffentlichkeit behandelt werden.

Die frohe Botschaft

Letzte Woche jedoch ging Billy Payne ganz bewusst an die Öffentlichkeit und verkündete das schier nicht mehr für möglich gehaltene Einlenken in der Frauenfrage.

„Das ist ein freudiger Moment“, eröffnete er das schriftliche Statement. „Wir heißen enthusiastisch Ministerin Condoleezza Rice und Darla Moore als neue Mitglieder im Augusta National Golf Club willkommen.

Diese fähigen Damen teilen mit uns ihre Leidenschaft für den Golfsport, sind beide bekannt und werden von unseren Mitgliedern respektiert. Es wird ein stolzer Moment, wenn wir Condoleezza und Darla diesen Herbst bei der Cluberöffnung ihre Grünen Jackets überreichen dürfen.“

Der Club habe sich auch nicht durch den öffentlichen Druck leiten lassen und die Entscheidung selbstständig und unabhängig getroffen. „Wir sind in der glücklichen Lage, über sehr viele qualifizierte Kandidaten für eine Mitgliedschaft im Augusta National zu verfügen“, so Payne weiter, der dem knapp über 300 Mitglieder umfassenden Club vorsteht. „Jeder Kandidat wird wohl überlegt, in strikter Vertraulichkeit und über einen gewissen Zeitraum betrachtet. Dieser Prozess war bei Condoleezza und Darla nicht anders.“

Rice & Moore hoch erfreut

Die beiden neuen Mitglieder zeigten sich in Aussendungen hoch erfreut. So meinte die ehemalige US-Außenministerin Condoleezza Rice: „Ich bin sehr erfreut und fühle mich geehrt, Mitglied des Augusta National Golf Club zu sein. Ich habe den Augusta National bei mehreren Gelegenheiten schon besucht und freue mich darauf, Golf zu spielen, alte Freundschaften zu vertiefen und neue zu machen."

"Ich bewundere seit langer Zeit die wichtige Rolle, die der Augus­ta National übernommen hat, die Tradition und Geschichte des Golfsports aufrechtzuerhalten. Ich habe darüber hinaus größten Respekt für das Masters-Turnier und seinen Beitrag, das Wachstum des Golfsports zu fördern, insbesondere bei Jugendlichen, sei es in den USA oder auf der ganzen Welt.“

Darla Moore, Vizepräsidentin bei Rainwater, Inc. und an der University of South Carolina, schlug in eine ähnliche Kerbe: „Ich habe das Glück, viele Freunde zu haben, die Mitglieder in Augusta National sind. Nun gefragt zu werden, ebenfalls Mitglied zu werden, ist ein sehr freudiger und wichtiger Moment in meinem Leben. Augusta National und das Masters standen immer für höchste Qualität und das ist etwas, das von immenser Wichtigkeit für mich ist. Ich bin ausgesprochen dankbar für dieses Privileg, hier Mitglied zu werden.“

Burks Kampf zu Ende

Auch der frühere Chairman Hootie Johnson, der sich mit Frauenrechtlerin Martha Burk einst einen erbitterten Kampf lieferte, äußerte sich wohlwollend zu der Entscheidung: „Das sind wunderbare Neuigkeiten für den Augusta National Golf Club und ich könnte nicht zufriedener sein. Darla Moore ist eine sehr enge Freundin von mir und ich weiß, dass sie und Condoleezza Rice den Club genauso genießen werden wie ich.“

Johnsons Kontrahentin Burk war natürlich auch erfreut, blieb aber ihrer Kampfrhetorik treu: „Wir haben gewonnen. Absolut – genauso fühle ich mich. Es ist zwar zehn Jahre zu spät, dass die Jungs im 20. Jahrhundert, vom 21. Jahrhundert rede ich erst gar nicht, angekommen sind. Für die Geschäftsfrauen ist es aber ein Meilenstein.“

Für Burk habe diese Entscheidung vor allem einen symbolischen Charakter. „Ob nun zwei Frauen Golf spielen, ist nicht wichtig, aber dass sie in eine der großen Machtenklaven aufgenommen werden, ist ein sehr wichtiges symblisches Statement für den Platz von Frauen in unserer Gesellschaft.“

Und sie ist sich sicher, dass ihr Kampf wesentlich dazu beigetragen hat, dass es nun zu der Aufnahme von Rice und Moore kam. „Hätten wir vor zehn Jahren nicht den Kampf begonnen, dann wäre das jetzt nicht passiert und wahrscheinlich wäre es sogar niemals passiert. Wir haben niemals aufgegeben und im Endeffekt Erfolg gehabt, einen Meinungsumschwung in der Bevölkerung hervorzurufen.“

Positives Echo

In der internationalen Golfwelt, sowohl bei Spielern als auch Funktionären, wurde die Nachricht freudig aufgenommen. So meinte etwa PGA Tour-Commissioner Tim Finchem: „Die PGA Tour beglückwünscht den Augusta National zu der Entscheidung, Condoleezza Rice und Darla Moore als Mitglieder aufzunehmen. Zu einer Zeit, wo Frauen eines der am schnellsten wachsenden Segemente im Golfsport repräsentieren, sendet das ein ganzheitlich positives Signal an unseren Sport aus.“

Der amtierende Masters-Champion Bubba Watson, der sich schon direkt nach seinem Sieg im Augusta National für eine Öffnung aussprach, meinte zu den News: „Das war toll zu hören. Es liegt natürlich ganz im Ermessen des Clubs. Sie wollten es aber sicher richtig angehen und die richtigen Personen dafür finden. Ich finde es großartig, vor allem ist es großartig für den Golfsport.“

So wie Bubba äußerten sich fast alle Spieler auf der Tour. Interessant war die Reaktion von Watsons US-Landsmann Pat Perez, der meinte: „Wenn ich auf dem Platz stehe, ist mir das völlig egal. Wenn Augusta Frauen aufnehmen will, hey, dann ist das ihre Entscheidung. Ich meine, nicht einmal ich darf dort hin. Es ist deren Wahl. Ich persönlich glaube, dass es gut und richtig ist, dass sie Frauen als Mitglieder haben, aber im Endeffekt ist es ihre Entscheidung.“

Was passiert im R&A?

Mit dem Fall der Männerbas­tion Augusta stehen plötzlich britische Traditionsclubs wie der Royal & Ancient St. Andrews und Muirfield mit dem Rücken zur Wand. So ließ der Sprecher des R&A umgehend verlauten: „Wir haben die Ankündigung des Augusta National mit großem Interesse verfolgt und gratulieren Condoleezza Rice und Darla Moore zu ihrer Mitgliedschaft."

"Die Regeln des Royal & Ancient St. Andrews sehen aber eine männliche Mitgliedschaft vor und die Festlegung bzw. Änderung dieser Politik bleibt alleine unseren Mitgliedern vorbehalten.“

Im kommenden Jahr wird die Open Championship wieder in Muirfield ausgetragen, der genauso wie der R&A St. Andrews, Royal St. George‘s oder Royal Troon nach wie vor ein reiner Männerclub ist.

R&A Chief Executive Peter Dawson meinte vor zehn Jahren, als The Open zuletzt Gast in Muirfield war: „Es ist eine Angelegenheit der Mitglieder, wer in den Club aufgenommen wird und wer nicht. Wohin das zukünftig führen wird, müssen wir abwarten. Unsere Gesellschaft hat sich immer weiter entwickelt, aber sie tut dies mit ihrem eigenen Tempo.“

Nach der Entscheidung des Augusta National darf man also gespannt sein, ob auf der Insel, wo Traditionen ja bekanntlich gerne hoch gehalten werden, ein neues Denken einsetzen wird.

Sogar die schottische Regierung hat sich jetzt zu dem Thema geäußert, so meinte die Ministerin Shona Robinson: „Wir sind der Meinung, dass alle Clubs weiblichen Mitgliedern offen stehen sollten. Die Reise geht auf jeden Fall dorthin, dass sowohl Männer als auch Frauen aufgenommen werden und ich hoffe, dass die Verhinderung von Frauen schon bald der Vergangenheit angehören wird.“

Markus J. Scheck