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"Olympia ist ein weiterer Schritt Richtung Sport"

Er ist Österreichs einziger Sieger der aktuell in Atzenbrugg stattfindenden Austrian GolfOpen.

Seit 1995 ist er Profigolfer und hat in seiner aktiven Zeit viel erlebt. Im Interview erzählt Markus Brier was seinem Sport in Österreich mehr Popularität bringen soll und ob Doping ein Thema im Golf ist.

Frage: Österreichs Golf hat gerade eine sehr starke Phase. Wo sehen sie es?

Markus Brier: "Bei mir ist in den letzten drei Jahren nicht viel passiert, dahinter aber schon. Bei Martin Wiegele, Bernd Wiesberger, vor allem aber bei der Generation Robin Goger und Matthias Schwab tut sich viel. Dazu kommt Manuel Trappel mit dem EM-Titel. Das sind Sphären, in die ich nie vorgedrungen bin. Das Training mit den schwedischen Coaches funktioniert, unsere Leute werden deutlich routinierter, das System beginnt zu greifen."

Frage: Wo steht ihrer Meinung nach Golf imagemäßig?

Brier: "In Österreich immer noch nicht dort, wo es gerne wäre. Es ist immer noch halb Sport, halb Gesellschaftsecke."

Frage: Wie sehr kann da helfen, dass Golf ab 2016 wieder olympisch wird?

Brier: "Olympia ist ein weiterer Schritt Richtung Sport, weil alle wichtigen Sportarten olympisch sind. Von den ganz großen Sportarten ist Golf die letzte, die noch nicht dabei war. Golf wird überall auf der Welt gespielt. Olympia wird auch dem Golf in Österreich helfen."

Frage: Warum tut sich Golf mit weltweiter Akzeptanz so schwer?

Brier: "Weil es keine Weltmeisterschaften und nicht wie im Tennis eine einheitliche Welt-Tour gibt, sondern kontinentweise gespielt wird. Wir haben zwar auch eine Weltrangliste und einen Weltverband, aber erstere schaut sich keiner wirklich an und zweiteren nimmt keiner richtig ernst. Die Menschen wollen sich aber auskennen. Die übermächtigen Amerikaner und Europa sollten endlich zusammenarbeiten. Ohne Welt-Tour ist Golf schwer zu verkaufen gegenüber anderen Sportarten, die das besser organisieren."

Frage: Golf kann man sehr lange spielen. Fast 50-jährige Turniersieger sorgen aber auch für Kritik. Berechtigt?

Brier: "Nein, denn das liegt in der Natur der Sache. Bei Golf gehört Erfahrung dazu. Ich finde es ja eher langweilig, wenn du nur fünf, sechs Jahre Leistung bringen kannst und mit 25 oder 30 Jahren fertig bist mit Leistungssport. Es gibt auch andere Sportarten, in denen nicht nur das Körperliche wichtig ist. Im Golf spielen Profis von 18 bis 45 auf gleichem Level, das sollte eigentlich für das Golf sprechen. Das sollte man auch richtig promoten."

Frage: Spielt Doping im Golf eine Rolle?

Brier: "Mir sind keine Fälle bekannt. Was nicht heißt, dass es sie nicht gibt. Es gibt sicher Komiker, die etwas probieren. Ich glaube aber nicht, dass es was bringt. Da haben wir sicher einen Vorteil gegenüber bekannten Beispielen."

Frage: Im Golf ist man selbst sein Schiedsrichter. Sind Golfer anständigere Menschen?

Brier (lacht): "Vertrauen und Ehrlichkeit gegenüber den anderen Spielern ist bei uns Grundvoraussetzung. Da können die Jungen viel lernen. Bei uns gibt es diesen Gedanken, jemand zu betrügen oder fertig zu machen, nicht. Auch nicht Mätzchen oder Schauspielereien wie im Fußball. Man akzeptiert die guten und schlechten Schläge. Es ist unausgesprochenes Gesetz."

Frage: John Daly und zuletzt vor allem Tiger Woods beweisen aber, dass es selbst im Golf auch "menscheln" kann, oder?

Brier: "Woods ist ein Extremthema. Aber, ja, es zeigt, dass jeder nur ein Mensch ist. Wir wissen das nur zu gut. Denn auf einer fünfstündigen Runde spielst du in Wahrheit nur eine Stunde, hast also viel Zeit zum Plaudern."

Frage: Nicht-Golfer tun sich oft schwer, die auf einer Runde gezeigte Leistung einzuordnen. Warum?

Brier: "Weil man die Arbeit dahinter nicht sieht. Beim Tennis rennen und arbeiten die Spieler auch noch auf dem Platz. Auch bei uns macht das Training einen großen Teil des Erfolges aus. Aber am Platz sieht man nur die Umsetzung. Die findet aber hauptsächlich im Kopf des Spielers statt, das ist von außen eben schwer zu sehen."

Frage: Im Gegensatz zu Tennis wird im Golf jeder Fehler bestraft. Wie geht man damit um?

Brier: "Golf ist ein Spiel der Fehler. Egal, ob du sie am ersten oder am 72. Loch machst. Am Schluss gewinnt der mit den wenigsten Fehlern. Man muss vier Tage voll konzentriert sein, die Fehler akzeptieren können, weil sie auch allen anderen 156 Spielern passieren. Es gilt, nach Fehlern Wegzuschalten und immer wieder von Neuem anzufangen."

Frage: Sie sind 43 Jahre alt, seit 1995 Profi, Familienvater und haben an die vier Mio. Euro Preisgeld verdient. Wie weit blicken Sie sportlich noch voraus?

Brier: "Ich werde nicht bis 50 durchspielen, sondern vor der Seniorentour eine Pause machen. Solange ich aber Erfolg und Spaß habe, spiele ich weiter und alles andere ist zweitrangig. Projekte für die Zeit danach gibt es genug."