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„Müssen Schwächen für nächste Generation beheben“

„Müssen Schwächen für nächste Generation beheben“

„Es war ganz klar die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten.“

Diese Worte kommen nicht von irgendwem, sondern von Tommy Wiking. Der Schwede ist seines Zeichens Präsident des internationalen Football-Verbandes (IFAF).

Es gibt für die erste hier abgehaltene WM im American Football also auch von höchster Stelle Lob.

„Österreich hat genau das umgesetzt, was wir uns erwartet haben – die Mischung aus Sport und Show. Die fanatischen Leute waren unglaublich und die Organisation perfekt. Ich bin mehr als zufrieden“, freut sich Wiking gegenüber LAOLA1.

„Ein würdiger Schlusspunkt“

Mit dem klaren 50:7-Finalsieg der USA gegen Kanada endete das zum vierten Mal ausgetragene, achttägige Turnier in Innsbruck, Graz und Wien.

Dem Endspiel im Happel-Stadion wohnten nicht weniger als 20.000 Zuschauer bei, eine Sensation für eine Randsportart.

„Es war ein würdiger Schlusspunkt. Wir haben am Samstag ein Football-Fest gehabt, das sich sehen lassen kann und keinen Vergleich zu scheuen braucht“, strahlt AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck.

Insgesamt waren 70.000 Fans mit dabei und sorgten durchwegs für ausgezeichnete Stimmung.

„Als ich nach Österreich gekommen bin, hat man mir gesagt, das wäre eine untergeordnete Sportart. Ich frage mich, was ihr hier untergeordnete Sportart nennt? Die Fans, wie sie uns unterstützt haben, waren einfach nur fantastisch“, lobt auch der rot-weiß-rote Teamchef Rick Rhoades.

Bleibt Rhoades?

Einziger Wermutstropfen war aus heimischer Sicht der sportliche Aspekt.

„Sportlich haben wir auf Platz fünf hingearbeitet, das hat nicht geklappt. Das ist eben auch der Sport. Wir sind noch lange nicht dort, wo wir hin wollen“, resümiert Eschlböck.

Ob Rhoades weiter das Nationalteam trainieren wird, ist offen. Der Vertrag des US-Amerikaners ist mit Schlusspfiff der Australien-Partie ausgelaufen.

„Wir werden Gespräche führen und das Turnier in den Details analysieren“, hält Eschlböck fest, der zu diesem Zeitpunkt keine Tendenz nennen kann. Rhoades selbst wäre für einen Verbleib zu haben.

Bei der Analyse sollen vor allem auch langfristige Veränderungen geplant werden. Schließlich haben viele Spieler aufgehört, die nächsten Großereignisse (EM 2014, WM 2015) liegen in der Ferne.

Um näher an die Spitze zu kommen, muss auch der Hebel bei der Jugend angesetzt werden.

„Wir haben gegen die College-Nationen gesehen, dass wir einen Tick langsamer sind. Das kann man nicht von heute auf morgen ändern“, nennt Eschlböck ein Beispiel.

Keine Sorgen trotz  vieler Rücktritte

Rhoades macht sich trotz zahlreicher Rücktritte keine Sorgen um den österreichischen Football.

„Es gibt viele gute junge Spieler, die erst am Anfang stehen“, so der Teamchef, der mehr als drei, vier gut spielende Vereine in Österreich für nötig hält, um zur Spitze aufzurücken.

„Man muss zusammenarbeiten, dann kann Österreich weiter oben mitmischen und die Zukunft wird rosig sein. Wird das nicht der Fall sein, gibt es ein Auf und Ab.“

Für Eschlböck ist klar: „Das ist keine Situation, die sich kurzfristig ändert. Aber wir müssen die Schwächen für die nächste Generation beheben.“

Dahingehend müssen auch mehr Spieler Football aktiv betreiben: „Wir brauchen sicher eine größere Anzahl an Football-Spielern. Wir müssen für mehr Tiefe zu sorgen.“

„Das ist die Herausforderung“

In Sachen Wahrnehmung hat die WM ihre Mission erreicht.

„Unser Hauptziel, das Bewusstsein für Football zu heben, haben wir erreicht“, ist der AFBÖ-Boss zufrieden.

Dieses Niveau zu halten, wird nicht einfach. „Das ist die Herausforderung“, weiß auch Eschlböck.

Vienna-Vikings-Boss Karl Wurm spielt dahingehend mit dem Gedanken, auch zukünftig Spiele im Ernst-Happel-Stadion ausgetragen.

Das Problem am Niveauhalten liegt auch an Folgendem: Die AFL startet erst wieder im Frühjahr 2012, die US-Profiliga NFL befindet sich im Lockout, die Saison wackelt also.

Nationalteam-Fans, die sich vor drei spielfreien Jahren fürchten, müssen übrigens nicht bangen. „Es gibt verschiedene Modelle, die in Planung sind“, verweist der Verbands-Chef.

IFAF-Boss Wiking schließt auch in Europa WM-Quali-Spiele nicht aus. Der aktuelle Modus, sich über die EM zu qualifizieren, bleibt ebenso ein Thema.

Im August könnte dann schon der WM-Gastgeber 2015 verkündet werden.

Doch zumindest bis zur Eröffnung der nächsten Weltmeisterschaft wird Österreich der Football-Welt in Erinnerung bleiben und einen inoffiziellen Titel tragen. Oder wie es Wiking formuliert.

„Es war ganz klar die beste WM aller Zeiten.“

 

Bernhard Kastler