Gerald Klug und Peter Schröcksnadel sind komplett am Sand - am Rio-Sand.
Der Sportminister und der Projekt-Rio-Koordinator erkundigten sich bei einem Lokalaugenschein in Wien über den Stand der Vorbereitungen der heimischen Beach-Duos Clemens Doppler/Alexander Horst und Stefanie Schwaiger/Barbara Hansel auf die Olympischen Sommerspiele in Rio 2016.
Insgesamt fünf Millionen Euro stellt das Sportministerium im Rahmen des "Projekt Rio" im Jahr für die geförderten Athleten bereit, 400.000 Euro davon entfallen im Jahr 2015 auf Beachvolleyball.
„Mit dem Projekt Rio schaffen wir für unsere Sportler Trainingsbedingungen, die sie sich sonst nicht leisten können. Wir haben sie dabei unterstützt, in Wien einen Beachvolleyball-Platz mit dem gleichen Sand wie in Rio de Janeiro zu bauen“, erklärt Sportminister Klug.
Zudem wurden Spezialbetreuer für Statistik und Spielanalyse installiert sowie eine Ballmaschine, die Aufschläge bis über 100 km/h simuliert, und ein Video-Feedback-System angeschafft.
„Haben uns bemüht, Lehren aus London 2012 zu ziehen“
„Wir haben uns bemüht, unsere Lehren aus London 2012 zu ziehen“, sagt Klug. „Uns ist wichtig, dass wir unsere Athleten am Weg nach Rio bestmöglich unterstützen. Wir wollen eine individuelle Vorbereitung gewährleisten. Letztlich hängt es zwar von den Leistungen der Sportler ab, aber wir haben versucht, einen guten Boden zu legen“, spielt er auf den besonderen Sand am Trainingsstützpunkt von Doppler/Horst in Wien-Floridsdorf an.
Es wurde extra eine Probe vom Sand in Rio nach Österreich gebracht, die dann hierzulande von einem Unternehmen analysiert und als Spezialmischung nachgebaut wurde.
„Egal, wo du spielst, du hast immer einen anderen Untergrund. Dass du bei zwei Turnieren den gleichen Sand hast, gibt es nicht. Ob das jetzt die Körnung oder die Tiefe betrifft, es ist immer unterschiedlich“, erklärt Clemens Doppler, warum Sand nicht gleich Sand ist.
Ein wesentlicher Faktor im Training
„Das Training auf dem Rio-Sand ist für uns ein ganz wesentlicher Faktor. Wir können uns auf genau dem Untergrund vorbereiten, auf dem wir dann auch bei Olympia spielen werden. Wir haben den Rio-Sand auch auf einem Court draußen, also wir wissen auch, wie es ist, wenn es regnet. Man wird bei jedem Ball daran erinnert, dass man den Sand von Rio zwischen den Zehen hat. Es ist ein wesentlicher Faktor, dass du bei jedem Training weißt, wofür du trainierst“, betont der 34-Jährige.
Für Doppler/Horst sind die Gelder aus dem Projekt Rio „genau richtig“ eingesetzt worden. „Der Beweis, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, der richtige ist, ist unser guter Saisonstart.“
Auch Stefanie Schwaiger streicht die Wichtigkeit der Fördergelder hervor. „Wir haben eine eigene Ballmaschine für unseren Trainingsstützpunkt in Zwettl bekommen und konnten in der Vorbereitung einen Physiotherapeuten mit auf Trainingslager nehmen.“
ÖSV-Boss in Diensten des Sommersports
„Ich kann mich noch an eine Diskussion mit dir und deiner Schwester Doris über das Projekt erinnern“, spricht Peter Schröcksnadel Schwaiger auf die anfängliche Skepsis an. „Umso mehr freut es mich, dass alle auf einem guten Weg sind“, sagt der ÖSV-Präsident, dessen Bestellung zum Projekt-Koordinator ebenfalls für zwiespältige Meinungen sorgte.
„Meine Aufgabe war, zu beurteilen, was für den Sport gut sein könnte - obwohl ich den Sport nicht verstehe. Aber die Voraussetzungen waren mir klar, deshalb habe ich mich dafür eingesetzt“, erklärt Schröcksnadel.

ÖVV-Präsident Kleinmann verteidigt die Bestellung vom Chef des Skiverbandes zum Projekt-Koordinator.
„Es geht nicht darum, dass einer weiß, wie Beachvolleyball funktioniert. Es geht darum, dass man weiß, was man schaffen muss, um zu gewinnen. Dieses Know-how ist da. Peter ist ein perfekter Koordinator. Ihm musste ich nicht lange erklären, dass wir auf Sand aus Rio trainieren wollen, er weiß, dass Schnee nicht gleich Schnee ist.“
„Haben alles, was Weltklasse-Sport braucht“
Auch in einem anderen Punkt sind sich Kleinmann und Schröcksnadel einig: Die guten Trainingsbedingungen werden sich bei Olympia 2016 in Medaillen ummünzen.
„Ihr habt ein perfektes Umfeld, jetzt gibt es keine Ausreden mehr“, scherzt Schröcksnadel, „ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir Medaillen gewinnen werden“.
„Wir haben wirklich alles, was Weltklasse-Sport braucht. Ich bin mir sicher, dass wir in Rio bei Damen und Herren etwas reißen“, sagt Kleinmann und merkt an:
„In London wurden die Deutschen Olympiasieger – auch sie haben davor ein Jahr auf dem Sand trainiert, der in London gelegen ist…“
Daniela Kulovits