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"Beachvolleyball soll besser dargestellt werden"

Julius Brink stand noch nie auf Skier.

Das ist insofern nicht weiter schlimm, als dass der Deutsche eine Sommersport-Karriere hinter sich hat. Genauer genommen eine, die im Sand verlief. Das klingt negativ, ist es aber ganz  und gar nicht.

Der 32-Jährige gehört zu den erfolgreichsten deutschen Beachvolleyballern. Sein Höhepunkt ist dabei nicht allzu lange her: Denn 2012 gewann Brink mit Jonas Reckermann Olympisches Gold in London.

„Es ist etwas, das immer bleibt, und so lerne ich es auch lieben. Ich hatte immer den Traum einer olympischen Medaille. Dass es die wertvollste wurde, das ist buchstäblich ein Traum, der wahr wurde und kaum vorstellbar ist. Vor allem ob der Ausgangsposition, in der wir angereist sind“, blickt der Deutsche bei LAOLA1 auf sein privates Sommermärchen zurück. Es war nicht nur ein privates.

„Wir waren nicht nur Olympiasieger der Deutschen, wir haben damit auch für Europa etwas getan und einen Weg geebnet. Etwa für die Letten, die die beiden letzten Saisonen die Abschlusstabelle als Erster anführten“, freut sich Brink über die Entwicklung des europäischen Beachvolleyballs.

Erstmals ein Sommer-Urlaub

Persönlich hat sich dadurch nicht viel verändert. Olympiasieger zu sein schön und gut, aber „man ist immer noch ein kleines Licht in der Sportler-Welt. In Deutschland gibt es viele Olympiasieger, da braucht man sich gar keine Gedanken machen, dass man etwas Besonderes ist.“

Brinks Blick schweift beim Interview-Termin in München immer wieder ab. Kein Wunder, zischen doch die Flugzeuge über seinen Luftraum. Beim „Red Bull Air Race Media Day“ kam auch der Gast in den Genuss, einmal mitfliegen zu dürfen. „Das hat man nicht alle Tage“, lacht er mit der Sonne.

Der Sand ist ihm dann aber doch lieber, auch wenn er die Überwindung, das gemacht zu haben, als Erfolg bewertet. Aber die Karriere in der Kiste ist vorbei, 2013 ging sie verletzungsbedingt zu Ende.

Das offizielle Aus kam zwar erst 2014, doch zuvor spielte Brink kein Turnier mehr. Der Weltmeister von 2009 und dreifache Europameister konnte das Leben nun von einer anderen Seite kennenlernen.

„Es war bislang eine spannende Phase, weil man zum einen erkennt: Das Leben geht auch nach der Karriere weiter. In der Welt des Leistungssports muss man ja auch egoistisch sein und der Tunnelblick lässt das Leben nicht in allen Facetten zu. So konnte ich mich jetzt auch ein wenig austoben.“

Zweitens mit Augenzwinkern: „Ich habe mein Studium genauso lahm weitergemacht wie zuvor.“

Nach dem Karriereende hat sich Brink bewusst ein Jahr Auszeit genommen. „Um auch einmal die Birne freizubekommen“, wie der Fan von Bayer Leverkusen treffend festhält. Sein persönliches „Side out“ fand an der Atlantik-Küste statt. Drei Wochen mit Freunden. So wie es noch nie der Fall war.

„Bei Beachvolleyball denken viele, das ist Halli Galli  und man ist eh nur in der Sonne. Aber dieser Sommerurlaub war in zwölf Jahren bislang nicht drin.“ Wie eben auch Skifahren nicht.

 

From vision to reality, from Croatia to history. We have built the foundation for the time of your life. See you at the beach! Poreč, Croatia, June 2-7 :) #PorecMajor

Posted by Swatch Beach Volleyball Major Series on Mittwoch, 27. Mai 2015

Als Botschafter hilft er auf die Sprünge

Brink lacht: „Irgendwie bleibt man Sommersportler. Im Winter bin ich wieder in die Sonne geflogen. Auch beim Kölner Karneval. Ich konnte es mir nicht leisten, eine Woche durchzusaufen.“ Zusatz zum Vorhaben Skifahren: „Es wird sicher kommen. Denn meine Frau will das irgendwann mal machen.“

Vorerst wartet aber der Sommer auf und damit neue Aufgaben für Brink. Am Wochenende startet im kroatischen Porec die „Swatch Beachvolleyball Major Series“, deren Botschafter der Deutsche ist.

„Das ist ein Joint Venture der Red Bull GmbH und dem langjährigen Klagenfurt-Promoter ACTS. Wenn sich die beiden zusammen tun, dann kann man viel erwarten. Das wird kommendes Jahr schon wachsen und soll in den kommenden Jahren auf zehn bis zwölf Turniere ausgebaut werden.“

Hinter „ACTS“ steht freilich Hannes Jagerhofer, Österreichs Mr. Beachvolleyball. Neben Porec am Wochenende trifft man sich in Stavanger (NOR, 9.-14.6.) und Gstaad (SUI, 7.-12.7.) sowie zum "Season Final" in Fort Lauderdale, Florida (USA).

„Es gibt eine Integration in den Weltverband, man kann olympische Punkte gewinnen“, spricht Brink die Vorteile für die Athleten an. Der Botschafter wird dabei dem Sport weiter auf die Sprünge helfen.

„Ich betreue das Medien-Team, versorge es mit meinem Fachwissen, so dass sie bestmöglich den Sport verstehen können. Denn das ist ein komplizierter Sport. Je besser ich das vermitteln kann, desto besser wird die Distribution laufen. Ich werde auch als Moderator auftreten und ein eigenes Format bekommen. Darauf freue ich mich schon“, grinst Brink.

„Der Zuschauer soll verstehen, dass es ein großartiger Sport mit großartigen Charakteren ist. Er soll medial bald so dargestellt werden, wie er es sich verdient hat“, bringt es Brink auf den Punkt.

„Medaille ist für Doppler/Horst drin“

Überhaupt drängt Brink in die Medienschiene. Gemeinsam mit seinem Gold-Kollegen aus London, Jonas Brinkmann, startet er im Internet einen Olympia-Channel, für den sie die deutschen Gold-Hoffnungen von Rio 2016 besuchen und als Produzent sowie Moderator auftreten werden.

Eine Reunion Brink/Reckermann quasi. „Aus der Nummer, gemeinsam wahrgenommen zu werden, kommen wir auch nicht mehr raus“, lacht Brink, der seinem Sport nun etwas zurückgeben will.

„Ich kann jetzt auf der medialen Seite dazu beitragen, die Sportart so zu präsentieren, wie sie ist: Cool! Es ist meine Lieblings-Sportart, meine Passion und es freut mich, dass wir so ermöglicht wurde.“

Abschließend aber noch eines, Herr Olympiasieger: Was reißt unser Top-Duo Doppler/Horst in Rio?

„Clemens und Alex können in die Medaillenränge kommen, das haben sie mit ihren Platzierungen bewiesen. Und bei Olympischen Spielen geht es nicht darum, ein Turnier über ein Jahr zu gewinnen, sondern zwölf Tage sein bestes Beachvolleyball zu spielen. Das haben die beiden drauf.“

Word.

 

Bernhard Kastler