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Flashback: Alles Paranoia

Flashback: Alles Paranoia

Monza 2014 oder "Kein Duell ist auch ein Duell".

Wichtig ist: Die Spannung bleibt. Aus diesem Grund konnte nichts Besseres passieren als ein Sieg von Lewis Hamilton.

Aber war gar Absicht dahinter? Musste sich Nico Rosberg als Spa-Entschuldigung verbremsen?

"Auf eine solche Theorie kann nur ein paranoider Geist kommen", sagt Teamchef Toto Wolff. Etwas Ähnliches meinte er auch zu einer möglichen Revolution im Jahr 2015 (siehe "Aufreger der Woche").

Alles Paranoia.

Alles Walzer.

Antanzen zum Flashback:

  • HOT AND NOT

Felipe Massa

Welch ein Wochenende für den 33-Jährigen: Zuerst wird von Williams offiziell seine Vertragsverlängerung bestätigt, dann bedankt sich der Brasilianer prompt mit seinem ersten Podestplatz in dieser Saison und für den Rennstall. Dazu war es der erste seit 16 Monaten. Und das ausgerechnet in Monza, der Heimat seines Ex-Teams Ferrari. Dennoch stellt dies keine Genugtuung für ihn dar. "Nein, das ist kein Denkzettel für Ferrari, so ticke ich einfach nicht", sagte Massa, für den es das 37. Mal war, dass er auf das Podium klettern durfte. "Ich fahre nicht mehr für Ferrari, aber ich trage Ferrari in meinem Herzen und werde es auch immer tun, denn ich hatte eine unglaubliche Zeit dort", fügte er hinzu. Die Tifosi hat es gefreut, der Drittplatzierte erntete mehr Applaus als WM-Leader Nico Rosberg.

 

Fernando Alonso

86 Rennen lang fiel Fernando Alonso nicht wegen eines technischen Defektes aus und dann das: Ausgerechnet im Heimrennen seines Rennstalles Ferrari musste der Spanier zum ersten Mal seit 15 Rennen seinen Boliden vorzeitig abstellen. Ein Batterieschaden war die Ursache dafür, dass der 33-Jährige erstmals seit dem Indien-GP 2013 ohne WM-Punkte abreisen musste. "Natürlich ist keiner bei uns glücklich darüber. Es tut mir für die Tifosi leid, dass wir ihnen kein besseres Ergebnis schenken konnten", bedauert er. Dennoch erntete der Fan-Liebling in Monza viel aufmunternden Beifall. Was er dafür tun musste? Einfach nur lächeln und winken.

  • NEWCOMER-CHECK

Nur ein Punkt, dafür Strafen für alle - so lautet die Bilanz der Rookies an diesem Wochenende. Da anstelle von Andre Lotterer wieder Kamui Kobayashi im Caterham-Cockpit Platz nahm, nehmen wir wie gewohnt in dieser Saison drei Newcomer unter die Lupe:

Nach zwei GPs ohne Punkte gab es für Kevin Magnussen wieder einen Platz in den Punkterängen. Allerdings war es am Ende nur Rang zehn, obwohl der Däne die Ziellinie als Siebenter überquerte. Es gab mal wieder eine Strafe für den McLaren-Piloten, da er nach Ansicht der Stewards Valtteri Bottas abgedrängt hatte. Dafür handelte sich der Rookie, der - von Rang fünf gestartet - sogar kurzzeitig auf Platz zwei lag, eine Fünf-Sekunden-Strafe ein. "Es ist frustrierend, schon wieder eine Strafe zu kriegen, aber wir werden es analysieren und daraus lernen", so der 21-Jährige. "Diesmal war ich aber vorsichtiger als letztes Mal, denn es waren fünf und nicht mehr 20 Sekunden."

Ebenfalls eine Strafe hagelte es für Daniil Kvyat. Der Toro-Rosso-Pilot ist das erste Opfer der neuen Motoren-Regelung. Der Russe, der mit Zweitnamen übrigens Vyacheslavovich heißt, wurde um zehn Plätze strafversetzt, da am Freitag der bereits sechste Verbrennungsmotor in sein Auto gebaut wurde. Somit ging er von ganz hinten ins Rennen, kämpfte sich tapfer nach vorne und schnupperte sogar an den Top Ten, ehe er einen großen Schock zu verdauen hatte. In der vorletzten Runde schoss er mit hoher Geschwindigkeit über die Schikane geradeaus und prallte beinahe in die Streckenbegrenzung. "Ich bin enttäuscht, wie mein Rennen endete", so der 20-Jährige nach seinem elften Rang. "Ich glaube, es war ein Problem mit der Bremsscheibe, aber es ist mir gelungen, durchzuhalten und das Auto auf dem elften Platz nach Hause zu bringen."

Auch für den dritten im Bunde hatte der Italien-Grand-Prix eine Strafe zu bieten: Marcus Ericsson wurde wegen des Ignorierens doppelt-geschwungener gelber Flaggen im Qualifying aus der Startaufstellung ausgeschlossen. Immerhin landete er am Ende noch vor Esteban Gutierrez, der eine Zeistrafe aufgebrummt bekam. Da Max Chilton und Fernando Alonso das Rennen nicht beendeten, bedeutete das somit Rang 19 für den 23-Jährigen.

  • STRAFEN-CHECK

Heute muss der obligatorische Team-Check Platz machen, um einmal das richtige Verhalten der Piloten auf der Strecke unter die Lupe zu nehmen. Strafen gab es bislang immer, sei es aufgrund von Drängeleien, Ignorieren gelber Flaggen oder Ähnlichem. Doch wer ist die Nummer eins unter den Bad Boys? Überraschung: Pastor Maldonado ist es nicht! Der Venezolaner ist aber im Kampf um den Sieg in der Strafpunkte-Wertung vorne dabei. Sieben Fahrer konnten eine Strafe bislang vermeiden: Sergio Perez, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Kimi Räikkönen, Jenson Button, Felipe Massa und - der Ordnung halber - Andre Lotterer.

Eng wurde und wird es auch bei den Motoren. Daniil Kvyat war das erste Opfer der neuen Regelung und musste zehn Startplätze nach hinten, weil er den sechsten Antrieb benötigt hat. Auch über Sebastian Vettel, Romain Grosejan, Pastor Maldonado, Esteban Gutierrez, Jean-Eric Vergne, Jules Bianchi und Fernando Alonso hängt das Motoren-Damokles-Schwert.

  • VORBEREITUNG DER WOCHE: Klippenspringer Lewis

Er ist ein Mann der Extreme. Lewis "Danger" Hamilton bereitete sich auf ganz besondere Art für das Rennwochenende in Italien vor. Auf Sardinien wurde der Brite beim Klippenspringen beobachtet und fotografiert. Das Boulevard-Blatt "Daily Mail" brachte den Bericht eines Augenzeugen mit dem Titel "Was hat er sich dabei gedacht?". "Es war ein richtiger Schock, als ich ihn dort runterspringen sah", gab dieser - vermutlich unter Tränen - zu Protokoll. Ist ja noch einmal gut gegangen und erklärt auch die Entschlossenheit, die der 29-Jährige am gesamten Wochenende in Monza an den Tag legte.

 

Fahrer Gesamt Quali Drive-through Stop-go Nach Rennen
Esteban Gutierrez 7 3 1 2 1
Pastor Maldonado 4 2 0 2 0
Jules Bianchi 4 1 1 2 0
Max Chilton 3 1 1 1 0
Jean-Eric Vernge 3 1 1 1 0
Fahrer Punkte
Ericsson 5
Bianchi, Maldonado, Magnussen 4
Bottas, Sutil 2
Vergne 1

Adam Parr kündigt Großes an
  • AUFREGER DER WOCHE: It's the end of F1 as we know it...

Wenn ein Formel-1-Rennen zu Ende ist wird analysiert, abgebaut und abgereist. Oder es tauchen wilde Gerüchte auf. In Monza ging es (Sauber-Verkauf, Albers schmeißt hin) durchaus turbulent zu für so einen lauen Herbstnachmittag. Die meiste Aufregung erzeugte der Tweet von Adam Parr - seines Zeichens früherer Chef bei Williams. "This is the last year of F1 as we know it. In 2015 eight teams will contest the championship, with several teams entering three cars", schrieb er an seine Follower. Angesichts der finanziellen Probleme bei einigen Teams wäre es kein Wunder  - aber ist es auch im Interesse des gesamten Sports? "Wenn man die finanziellen Mittel nicht hat, muss man aufhören", sagte Bernie Ecclestone kürzlich in der "Gazzetta dello Sport". Der Totonator glaubt nicht daran. "Ist der wieder da? Adam Parrs absolut paranoide Vision ist, dass es nur noch Ferrari, Red Bull und Mercedes gibt, die jeweils mit 17 Werkswagen fahren", machte sich Wolff über die Vision von Parr lustig.

  • TrostprEIS DER WOCHE: After race ice cream

 Nach dem verlorenen Duell gegen Hamilton tröstete sich Rosberg mit einem besonders gutem Eis.

Läuft nicht so wirklich beim Weltmeister
  • DEGRADIERUNG DER WOCHE: Wasserträger Vettel?

Bei Red Bull Racing verschiebt sich das Kräfteverhältnis immer weiter. Diesmal war der Funkspruch "Daniel ist schneller als du, lass ihn vorbei", an Sebastian Vettel gar nicht mehr nötig. Der Australier brauste mit einer Leichtigkeit am vierfachen Weltmeister vorbei, dass es fast schon tragisch war. Nach dem Rennen legte der "Honigdachs", wie er sich selbst bezeichnet, nach. "Ich liege 60 Punkte vor Seb. Ich wäre lieber so schnell unterwegs, dass keine Teamorder nötig ist, aber die kommenden Strecken liegen uns sehr gut und wenn es eine Chance gibt, die Mercedes im Titelkampf herauszufordern, bin ich mir sicher, dass da Entscheidungen getroffen werden", sagte Ricciardo. Teamorder? Noch dazu gegen Vettel? Laut Teamchef Christian Horner kein Thema: "Die Punktedifferenz zwischen Daniel und den Mercedes ist enorm. Es hat keinen Sinn für uns, in die Rennen der Fahrer einzugreifen."

  • ZAHLENSPIELEREIEN

0 - Durch den Ausfall von Fernando Alonso gibt es in dieser Saison keinen Fahrer mehr, der in jedem Rennen dieser Saison punkten konnte.

4 - Pole, Rennsieg und schnellste Runde. Dieser Hattrick gelang Lewis Hamilton bereits zum vierten Mal in seiner Laufbahn. Teamkollege Nico Rosberg hingegen hat noch keinen einzigen in seiner Vita stehen.

7 - Bereits zum siebenten Mal in dieser Saison schafft es Mercedes, die Maximal-Ausbeute, Rang eins und zwei, einzufahren. Der Rekord liegt übrigens bei zehn, aufgestellt von McLaren in der Saison 1988.

13 - So oft "gelang" es Sauber in Folge, keinen einzigen Punkt zu holen. Zudem fiel Max Chilton zum erst zweiten Mal in seiner Karriere aus.

28 - Siege konnte Lewis Hamilton in seiner Karriere bislang einfahren, damit klettert er auf Rang sieben der All-Time-Bestenliste. Von Nigel Mansell (Sechster mit 31 Siegen) und Fernando Alonso (Fünfter mit 32 Triumphen) trennen ihn nur noch drei bzw. vier weitere Erfolge.

80 - Rennen am Stück hat es Ferrrari geschafft, immer ein Auto in den Punkterängen zu platzieren.

177 - Derart viele Zähler hat Williams bereits auf dem Konto. Das sind unglaubliche 22 Punkte mehr als in den letzten vier Jahren zusammen.

 

Andreas Terler / Henriette Werner