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"Abfangjäger" Arch greift nach dem 2. WM-Titel

Mit Heimvorteil kämpft Hannes Arch um den zweiten Air-Race-Weltmeistertitel seiner Karriere.

Nachdem Arch Mitte der Saison noch überlegen geführt hat, kommt der Steirer nun bei fünf Punkten Rückstand auf den Briten Nigel Lamb als Angreifer nach Spielberg.

Im Himmel über der Grand-Prix-Strecke fällt am kommenden Wochenende erstmals die Titelentscheidung in der "Formel 1 der Lüfte".

Vier Wechsel an der Spitze

Das Rennen am Red Bull Ring in Spielberg ist der Schluss- und Höhepunkt der Comeback-Saison im Red Bull Air Race, das nach einer selbst verordneten, dreijährigen Sicherheitspause 2014 wieder an den Start gegangen ist.

Mit fünf verschiedenen Siegern sowie vier Führungswechseln in bisher sieben Rennen lieferte die "schnellste Motorsportserie der Welt" gleich eine der spannendsten Saisonen ab.

Dabei schien Arch, Weltmeister des Jahres 2008, nach den Plätzen 2-1-2-1 sowie einem Vorsprung von 13 Zählern bereits einem sicheren zweiten Titel entgegen zu fliegen.

Doch ein Missverständnis in Ascot änderte alles. Arch hörte statt des traditionellen "smoke on" ein anderes Kommando, wollte eine Notlandung einleiten und wurde nur Achter. "Es war ärgerlich, denn bis England hätte es nicht besser laufen können. Hätte ich auch Ascot gut hinter mich gebracht, wäre die WM eine gemähte Wiese gewesen", ist Arch bewusst.

"Auf das Fliegen vergessen"

Stattdessen tauchten plötzlich "tausend Fragen" auf. Es folgte Verunsicherung und ein missglückter Versuch, das Flugzeug schneller zu machen.

Nach zwei achten Plätzen war auch die WM-Führung futsch. Erst zuletzt in Las Vegas vertraute man wieder auf die gewohnte Abstimmung.

Arch war dort wieder schnell, verpokerte sich aber, und nach dem windbedingten Abbruch des Rennens katapultierte sich Lamb dank seines fünften Podestplatzes erstmals in Führung. Arch: "Ich hatte mich zu lange und zu sehr nur mit der Technik beschäftigt und auf das Fliegen vergessen."

In anderer Rolle

In anderer Rolle
Hannes Arch kommt als WM-Zweiter zum Finale nach Spielberg

Statt als klar Führender kommt Arch damit in der Rolle des "Abfangjägers" zu seinem Heimrennen.

"Aber rein mental bin ich in der besseren Position", gab sich der 47-Jährige dennoch zuversichtlich.

"Ich brauche keine Taktik mehr, es gibt für mich nur mehr gewinnen oder verlieren. Denn ob ich Zweiter oder Dritter werde, ist mir egal." Lamb habe zwar bisher Nerven bewiesen, "jetzt ist er aber erstmals in Führung und muss bestehen. Der Jäger bin jetzt ich."

Einen Steinwurf entfernt

Nur der bei 53 Punkten haltende Lamb sowie die fünf bzw. sechs Zähler zurück liegenden Arch (48) und Titelverteidiger Paul Bonhomme (47) haben in Spielberg noch Titelchancen.

"Ich muss gewinnen, Nigel darf nur Dritter werden", ist Arch bewusst, dass er mit seiner 400 km/h schnellen Zivko Edge auf dem anspruchsvoll engen und schnellen Kurs eine Top-Leistung bringen muss.

Für Arch würde mit dem Titel beim "Finale dahoam" ein Lebenstraum in Erfüllung gehen. Der Steirer ist nur 35 Straßen-Kilometer von der Rennstrecke entfernt in Trofaiach aufgewachsen. Eltern, Schul- und Kletter-Kumpels werden neben Freundin Miriam Höller, einem deutschen Action-Model, vor Ort die Daumen drücken.

Freund statt Feind

Dabei hatte Arch bis kurz vor dem Rennen noch "Bammel" vor dem großen Heimauftritt. "Bis ich gemerkt habe, dass ich mir den Druck selbst mache. Die Fans kommen ja um mich zu unterstützen und nicht, um mich fertig zu machen", freut sich Arch schon auf die kesselartige Arena und die 30.000 Zuschauer mit rot-weiß-roten Fahnen, die er schon beim Show-Flug während des Grand Prix genießen konnte.

"Das motiviert mich sehr. Ich möchte unbedingt ins Finale kommen und die Chance wahrnehmen."