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"Irgendwann will ich natürlich in der Formel 1 fahren"

Im Alter von 18 Jahren hat man nur selten die Gelegenheit, sich als Fahrlehrer zu profilieren.

Pascal Wehrlein nutzte diese Chance am Montag auf dem Red-Bull-Ring, als er den beiden ÖFB-Team-Kickern Sebastian Prödl und Andreas Ivanschitz die Kunst des DTM-Fahrens lehrte.

Eine perfekte Promotion für den DTM-Event in Spielberg an diesem Wochenende, wo der Mercedes-Jungstar aus Deutschland seine hervorragenden ersten Eindrücke der bisherigen Saison-Rennen bestätigen möchte.

Bei seinem Debüt in Hockenheim lag der jüngste DTM-Pilot aller Zeiten zwischenzeitlich sogar in Führung und beendete das Rennen als Elfter. Beim zweiten Lauf in Brands Hatch eroberte er als Zehnter seinen ersten Punkt, und das obwohl er nur vom 20. Startplatz aus ins Rennen gegangen war.

Das Ziel für den Shootingstar bleibt aber unverändert die Formel 1. Im LAOLA1-Interview verdeutlicht Wehrlein, warum der Wechsel in den Tourenwagen-Sport diesbezüglich keine Gefahr darstellt.

LAOLA1: Du hast am Anfang der Woche ein Fahrtraining mit Sebastian Prödl und Andreas Ivanschitz absolviert. Dürfen sich die Österreicher Hoffnungen auf einen neuen Niki Lauda oder Gerhard Berger machen…?

Pascal Wehrlein (schmunzelt): Können sie sich schon machen. Die beiden sollen aber lieber Fußball spielen, darin sind sie sehr gut. Sie haben auch gutes Talent im Auto bewiesen, aber ich denke, dafür ist es jetzt vom Alter her leider zu spät. Es ist wie im Fußball, dass man von klein auf mit Kart anfangen und dann die verschiedenen Formel-Klassen durchlaufen muss. Trotzdem waren sie fürs erste Mal gut unterwegs.

LAOLA1: Was sind die Stärken und Schwächen der beiden?

Wehrlein: Sebastian ging ziemlich hart an die Sache ran, wollte es gleich wissen, war sehr ehrgeizig und hat das Auto auch gleich in der ersten Runde quietschen lassen. Da hat man gesehen, dass er vielleicht schon das eine oder andere Mal ein schnelles Auto gefahren ist. Andi war auch gut unterwegs, aber ein bisschen vorsichtiger. Was ich ihm dann erzählt habe, hat er gut umgesetzt. Von dem her haben mich beide positiv überrascht.

LAOLA1: Der eine oder andere deiner Co-Piloten am Red-Bull-Ring wirkte nach den Fahrten an deiner Seite ein wenig gezeichnet. Wie viel Spaß macht es dir, Ungeübte an ihre Grenzen zu bringen?

Wehrlein: Das war natürlich witzig zu sehen. Andi hat sich ein bisschen wegen Magenproblemen beklagt. Mir hat es riesigen Spaß gemacht.

LAOLA1: Du persönlich hast in deinen ersten beiden DTM-Rennen nachhaltig Eindruck hinterlassen. Wie gehst du mit dem einsetzenden Hype um deine Person um?

Wehrlein: Das Interesse ist größer als letztes Jahr, als ich noch in der Formel 3 unterwegs war. Es kommen viel mehr Termine dazu. Das Wichtigste ist natürlich, dass die Leistung auf der Strecke stimmt. Ich denke, die ersten zwei Rennen waren sehr gut dafür, dass ich die erste Saison dabei bin und 18 Jahre alt bin. Ich denke aber, ich kann mich noch sehr stark verbessern. Das versuche ich natürlich so schnell wie möglich.

LAOLA1: Du hast in deinem Team Ralf Schumacher abgelöst und bist der jüngste DTM-Pilot aller Zeiten. Inwiefern bist du in deinem Karriereplan schon sehr weit?

Wehrlein: Das kann man so sagen, dass ich für mein Alter schon sehr weit bin, aber ich möchte noch viel weiter, und dafür tue ich alles.

LAOLA1: Wo soll die Reise hingehen?

Wehrlein: Irgendwann will ich natürlich in der Formel 1 fahren und dort erfolgreich sein. Aber momentan zählt die DTM. Wenn die Leistungen in der DTM nicht stimmen, wird auch aus der Formel 1 nichts. Deswegen muss ich mich voll auf die DTM konzentrieren und dort sehr gute Resultate einfahren.

Wehrlein erklärt Ivanschitz das Cockpit seines DTM-Boliden

LAOLA1: Hast du auch Idole abseits der beiden deutschen Größen?

Wehrlein: Lewis Hamilton finde ich sehr cool. Ich finde seine Fahrweise sehr gut. Dass er in seiner ersten Saison nur knapp am Titel vorbeigeschrammt ist, hat mich sehr beeindruckt. Jetzt fährt er natürlich auch im richtigen Team… (lacht)

LAOLA1: Als Motorsportler ist man nicht nur von sich selbst, sondern auch von technischen Komponenten abhängig – in der Formel 1 spielen aktuell die Reifen eine entscheidende Rolle. Setzt sich am Ende meistens trotzdem das größere fahrerische Talent durch?

Wehrlein: Am Ende gehört alles dazu, um der beste Fahrer zu sein. Man setzt sich nicht nur ins Auto und fährt schnelle Runden, sondern da gehört sehr viel mehr dazu – die ganze Vorbereitung. Man kriegt es gar nicht so mit, aber das Team im Hintergrund ist natürlich sehr wichtig. Ohne die perfekte Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und Mechanikern funktioniert es nicht. Deswegen muss da alles passen, und es macht auch einen guten Fahrer aus, wer diese Arbeit am besten hinbekommt, am besten mit dem Team zusammenarbeitet, und dann auf der Strecke die beste Leistung zeigt.

LAOLA1: Am Wochenende gastierst du mit der DTM am Red-Bull-Ring. Hältst du diese Strecke für Formel-1-tauglich und welche Erfahrungen hast du bisher mit dem Kurs gemacht?

Wehrlein: Diese Strecke hat ja schon bewiesen, dass sie Formel-1-tauglich ist. Das ist natürlich schon eine Weile her, aber Potenzial hat sie auf jeden Fall dazu. Ich mag die Strecke sehr und war in der Vergangenheit hier erfolgreich, bin öfters auf das Podium gefahren. Deswegen freue ich mich auch auf das Rennen.

Das Gespräch führte Peter Altmann

LAOLA1: Ist es im Hinblick auf das Ziel Formel 1 ein Risiko, aus dem Formel-Sport rauszugehen, und nicht zum Beispiel GP2 zu fahren?

Wehrlein: Generell ja, aber bei Mercedes nein.

LAOLA1: Kannst du das konkretisieren?

Wehrlein: Grundsätzlich ist es natürlich nicht der perfekte Weg, in einen Tourenwagen zu wechseln, um in die Formel 1 zu kommen. Aber ich denke, die DTM ist die stärkste Tourenwagenserie, und es hat mit einem Tourenwagen auch nicht wirklich etwas gemeinsam. Das Auto ist wirklich eine große Perfektion. Bei Mercedes hat man zudem die Möglichkeit, dann auch noch den Weg in die Formel 1 zu gehen, weil sie eben in der DTM und der Formel 1 sind. Deswegen ist die Chance trotzdem da, was bei den anderen beiden Teams (BMW und Audi; Anm.d.Red.) vielleicht nicht so der Fall wäre.

LAOLA1: Wie rege ist der Kontakt mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff?

Wehrlein: Natürlich hat man Kontakt, vor allem zu Toto. Er war bisher bei jedem Rennen dabei, auch bei den Tests. Da tauscht man sich natürlich aus.

LAOLA1: In Deutschland hat vor gut 20 Jahren durch Michael Schumacher ein Motorsport-Boom eingesetzt, Sebastian Vettel setzt ihn fort. Ist einer der beiden dein Vorbild?

Wehrlein: Ich denke, von beiden kann man sich viel abschauen. Man muss erst einmal in die Formel 1 kommen, und dann muss man auch noch so erfolgreich sein wie die beiden. Da ist natürlich Michael das Paradebeispiel, welchen Weg man gehen möchte. Diese beiden waren bisher die zwei großen Idole im deutschen Motorsport.