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Zeitlupe Altmann

 

Volltreffer Hyballa? Sturm geht "All-in"

No risk, no fun!

"Risiko" ist eine oft gehörte Einschätzung bezüglich der Bestellung von Peter Hyballa zum Trainer von Sturm Graz.

Das mag schon stimmen, dennoch handelt es sich hierbei um ein Allerweltsurteil. Denn in gewisser Weise ist jede Personalentscheidung ein Risiko, von der man nicht weiß, wie sie aufgeht – im Rampenlicht des Fußballs sowieso, auf der sensiblen Trainer-Position erst recht.

Die Frage ist viel mehr, wie viel Risiko man nimmt und vor allem, wie viel man dabei gewinnen kann.

Geht man vermeintlich auf Nummer sicher, trägt der Verein immer noch das Risiko des Scheiterns, bekommt aber womöglich nur durchschnittlichen Output?

Oder geht man, um es in der Poker-Sprache zu sagen, "All-in" – bei aller Gefahr besteht die Möglichkeit, alles abzuräumen?

Sturm hat sich für letztere Variante entschieden. Die Chance, mit Hyballa einen Volltreffer gelandet zu haben, ist nicht gering.

In Deutschland wird er schon länger als riesiges Trainer-Talent gehandelt. Sein fachliches Knowhow, seine taktische Akribie, seine modernen Methoden, seine immense Begeisterungsfähigkeit und auch sein positiver Schuss Verrücktheit gelten als großes Plus.

Bei allem ehrlichen Respekt vor diesen Tools schwingt bei Nachfragen in seiner Heimat jedoch auch konstant eine Portion Skepsis mit. Vornehm ausgedrückt gilt Hyballa als sehr, sehr selbstbewusst, manche charakterisieren es auch eine Selbstverliebtheit, die ihm bisweilen zum Hindernis wird.

Abwarten. Jeder verdient die Chance zu reifen und aus etwaigen Fehlern zu lernen – erst recht ein erst 36-jähriger Coach, der zwar schon ungewöhnlich lange in Geschäft ist, aber mangels eigener Kicker-Karriere vielleicht eine Spur marktschreierischer in eigener Sache auftreten musste als etablierte Branchenmitglieder.

Sturms Entscheidung sollte daher weniger als Risiko eingeschätzt werden, sondern vielmehr als mutig, zukunftsorientiert und vor allem unkonventionell, und zwar für hiesige Gewohnheiten im positivsten Sinne unkonventionell.

Eine löbliche Herangehensweise, die mittlerweile auch vielerorts positiv aufgenommen wird, zumindest von großen Teilen der Internet-Community. In Foren wird das Engagement des hierzulande weitgehend unbekannten Deutschen recht wohlwollend begleitet. Von reaktionären Blendern – Sprücheklopfer ohne tatsächlichen Inhalt sollen ja zu Genüge durch die rot-weiß-rote Fußball-Szene tänzeln… - hat das Publikum zu Recht genug.

Es tut sich auf jeden Fall etwas in Graz, wo den Worten, den schwarz-weißen Traditionsklub auf zeitgemäße – ja beinahe unösterreichische – Beine zu stellen, auch Taten folgen.

Bezüglich Hyballa wird die Nagelprobe, wie viel Zeit man der neuen Führungskraft gibt. Denn ob das vorhandene Spielermaterial schon 2012/13 ideal zur vom neuen Head Coach angedachten Spielphilosophie passt, darf bezweifelt werden.

Geschäftsführer Paul Gludovatz ist Fachmann und Visionär genug, um dies zu wissen und sein klares Konzept durchzuziehen. Man darf gespannt sein, ob auch seine Chefs bei Gegenwind die Nerven bewahren…