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Ein Fußball-Fest als Duell zweier alter Freunde

Ein Fußball-Fest als Duell zweier alter Freunde

Wenn ein Viertligist ein Freundschaftsspiel veranstaltet, zieht das normalerweise keine große Aufmerksamkeit nach sich.

Heißt der Gegner FC St. Pauli, sieht das Ganze schon ein wenig anders aus.

Der deutsche Kult-Klub gastiert in Österreichs Bundeshauptstadt und misst sich für den guten Zweck mit der Wiener Viktoria, einem Bewunderer und positiven Nachahmer.

„Gleiche Ideologie“

„Es war von uns immer ein großer Wunsch, dieses Spiel zusammenzubringen. Wir sind St. Pauli-Fans, verfolgen die gleiche Ideologie und sind sehr sozial eingestellt“, erklärt Toni Polster, Trainer der Wiener Viktoria und als Rekord-Torschütze des ÖFB-Nationalteams ein weiterer Grund für die mediale Sonderstellung des Spiels.

Wie der Hamburger Zweitligist, derzeit in der Tabelle auf dem vorletzten Rang, hat sich auch der 1931 gegründete Verein dem Engagement für seine Mitmenschen verschrieben und lässt in steter Regelmäßigkeit mit Benefiz-Aktionen aufhorchen.

„Es gibt bei uns in Wien Menschen, mit denen es das Leben nicht so gut meint und wenn man den Sport mit einem Sozialprojekt verbindet, ergibt das Sinn“, bringt Viktoria-Obmann Roman Zeisel den Beweggrund Nummer eins auf den Punkt.

Spektakel am Sportklub-Platz

Aufgrund des Zuschauerinteresses verließ man die eigene Anlage und übersiedelte für den internationalen Vergleich zum Sportklub-Platz, auf dem am Samstag, um 14:30 Uhr, um die 6.000 Zuseher erwartet werden.

Beim Spektakel, dessen Einnahmen laut Zeisel „zu einhundert Prozent“ gespendet werden, steht der Spaß im Vordergrund.

„Beide Mannschaften wollen den Fans ein gutes Spiel zeigen. Oben drüber steht aber, dass sich keiner verletzt“ betont Michael Frontzeck, seit wenigen Tagen neuer Chef auf der St. Pauli-Trainerbank, den freundschaftlichen Charakter.

„Wien kein guter Boden“

Frontzeck stand mit Polster im Spätherbst ihrer Fußball-Karrieren gemeinsam für Borussia Mönchengladbach auf dem Feld. Die Erinnerung an sein Gegenüber auf der Trainerbank ist eine gute, jene an Wien weniger. 1986 kassierte Frontzeck als Teil des DFB-Teams eine 1:4-Testspiel-Niederlage gegen Österreich. Der damalige Linksverteidiger wurde zur Halbzeit ausgewechselt, „Toni Doppelpack“ brillierte als zweifacher Torschütze.

Kaum verwunderlich, dass dieser gleich mit einem Lächeln vorwegschickt, dass Wien „kein guter Boden“ für den 46-jährigen Deutschen sei.

„Ich möchte dem gegnerischen Trainer natürlich noch nicht meine Karten aufzeigen. Wir wollen doch überraschen“, weigert sich  Polster deshalb halbernst, eine Spielprognose abzugeben.

„Es wird schon schiefgehen“

Dass nach Kapfenberg im ÖFB-Cup der nächste Zweitligist (in diesem Fall ein deutscher) gegen die Viktoria den Kürzeren ziehen könnte, sei allerdings auch nicht das Ziel, schließlich steht der gute Zweck im Vordergrund.

Polster beabsichtigt den ganzen Kader, also auch die 15-jährigen Talente des Vereins, einzusetzen und seinen Schützlingen so die Möglichkeit zu geben, von den „Großen“ zu lernen.

Angst vor einer Klatsche kennt Polster ohnehin nicht: „Ich halte es da mit dem Turmbauer von Pisa – Es wird schon schiefgehen.“


Christian Eberle