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Uhlig: "Spitzenklubs machen drei Schritte, wir einen"

Uhlig:

Es ist der elfte Meistertitel in Folge für Neulengbach - totale Dominanz, mag man meinen.

Doch der Schein trügt. Die Fraußenfußball-Bundesliga war heuer so spannend, wie schon lange nicht mehr.

Denn der Serienmeister setzte sich nur dank der Tordifferenz vor dem ASV Spratzern durch. Diese fällt mit 104 erzielten Treffern in 18 Spielen allerdings sehr beeindruckend aus.

Zwei Spitzenklubs auf Augenhöhe

„Wir hatten ein einziges schlechtes Spiel in dieser Saison. Dadurch ist es noch einmal spannend geworden“, spielt Neulengbach-Coach Johannes Uhlig auf die Niederlage gegen Spratzern in der elften Runde an.

Für den Vizemeister war es erst die zweite Saison in der ersten Liga. Im Herbst dürfen die Spratzenerinnen genauso wie Neulengbach in der Champions League antreten.

„Von der Besetzung her sind sie auf Augenhöhe. Sie haben mehr Nationalspielerinnen, als wir. Auch weil sie über einen finanziell potenten Sponsor verfügen“, so Uhlig über den Konkurrenten.

Langsame Entwicklung in Österreich

Die Dichte im österreichischen Frauenfußball hätte aufgrund des offenen Titelrennens jedoch nicht zugenommen, meint Uhlig. „Es ist nur ein Klub, der uns fordert. Den Tabellendritten aus Innsbruck haben wir mit 2:0 und 5:0 besiegt.“

Die Entwicklung gehe dennoch voran, wenn auch nur langsam. „Die Spitzenteams aus Deutschland und Frankreich entwickeln sich drei Schritte weiter, während wir nur einen machen. Aber die haben eben viel bessere Trainingsmöglichkeiten“, erklärt Uhlig, der neben seinem Job bei Neulengbach als ÖFB-Trainer-Ausbildner und als Sportwissenschaftler arbeitet.

Vormittags-Training wäre wichtig

Der nächste Schritt für sein Team wäre, neben dem Abendtraining auch am Vormittag trainieren zu können. Dazu fehlen jedoch die finanziellen Ressourcen. „Unsere Damen arbeiten alle. Nina Burger ist Polizistin, viele studieren. Beim deutschen Spitzenklub Potsdam sind alle Spielerinnen sogenannte Bundeswehr-Soldatinnen. Die können am Vormittag in die Kraftkammer gehen und am Nachmittag trainieren sie noch einmal. Wie willst du physisch gegen die ankommen? Das geht nicht.“

Der Abstand zur europäischen Spitze, wie beispielsweise zum frischgebackenen CL-Sieger Wolfsburg, sei im Frauenbereich noch größer als bei den Männern. Mit ein paar Investitionen könnte aber schon viel verbessert werden, meint Uhlig.

CL-Viertelfinale bei Investitionen möglich?

„100.000 Euro würden schon reichen. Dann könnten wir am Vormittag trainieren, die Infrastruktur ausbauen und zwei, drei Spielerinnen holen. Die besten Acht in Europa sind dann drinnen“, gibt sich der Neulengbach-Coach zuversichtlich.

An Geldgebern fehlt es aber bis dato. Uhlig lässt sich deswegen zu Zweckoptimismus hinreißen: „Am besten wäre, wenn sich irgendein arabischer Scheich in eine unsere Damen verlieben würde.“

 

Jakob Faber