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"Liegt an Koller, dieses Potenzial zu optimieren"

Hans Krankl, Josef Hickersberger, Karel Brückner, Didi Constantini, nun Marcel Koller.

Da Andreas Ivanschitz nicht das Vergnügen hatte, mit Constantini zusammenarbeiten zu dürfen, hat kein aktuelles ÖFB-Kadermitglied unter so vielen Teamchefs gedient wie Emanuel Pogatetz.

Für den Innenverteidiger ist die Situation eines Neustarts unter einem frisch bestellten Nationaltrainer also kein Novum.

Sieht man von der kurzen Brückner-Ära ab, als der Tscheche im Prinzip das Erbe von Hickersberger verwaltet hat, ist der große Unterschied diesmal, dass am Personalsektor kein Schnitt nötig ist. Koller kann auf ein eingespieltes Team zurückgreifen.

„Auch ein Verdienst von Constantini“

„Es ist auch ein Verdienst von Didi Constantini , dass er sehr viele junge Spieler in die Nationalmannschaft eingebaut hat, die auch durch ihn ein wenig Erfahrung sammeln konnten. Jetzt liegt es an Marcel Koller, dieses Potenzial zu optimieren, damit wir uns vielleicht für die nächste Endrunde qualifizieren können“, erklärt Pogatetz im Gespräch mit LAOLA1 und meint bezüglich des ausbleibenden Neuaufbaus: „Das kann natürlich schon ein Vorteil sein.“

Ein groß angelegtes Spieler-Casting, wie es zuletzt vor allem in der Anfangs-Phase der Amtszeit von Constantini zu beobachten war, ist diesmal nicht zu erwarten. Wobei Experimente natürlich nicht auszuschließen sind, wie auch der Hannover-Legionär erwartet:

„Ich denke schon, dass der Teamchef ein wenig probieren wird, wer auf welcher Position am besten spielt, oder welche Spieler am besten zusammenpassen. Aber ich glaube, dass grundsätzlich schon, bis auf die eine oder andere Ausnahme, die gleichen Spieler dabei sein werden.“

„Oft trainiert, mehr wäre gar nicht möglich gewesen“

Der Neustart unter dem Schweizer bezieht sich also weniger auf das Spielermaterial, sondern auf die Installierung der vom 51-Jährigen gewünschten Spielphilosophie.

Daran wurde unter der Woche in zahlreichen, teils harten Trainingseinheiten intensiv gearbeitet, sodass Pogatetz über den freien Samstagnachmittag zwecks Auftanken der Kraftreserven nicht unglücklich war.

„Wir haben uns wirklich sehr professionell und optimal vorbereitet und die Zeit wirklich gut genutzt. Wir haben auch sehr oft trainiert, mehr wäre auch gar nicht mehr möglich gewesen. Von da her tut der Trainer sicher alles dafür, damit wir uns verbessern“, erläutert der 28-Jährige.

„Trainer kann nicht in sieben Tagen Berge versetzen“

Da die Aufbruchstimmung allseits spürbar ist, sah Koller bereits die Notwendigkeit gegeben, die steigende Erwartungshaltung ein wenig zu bremsen. Der Schweizer erachtet es als Ding der Unmöglichkeit, alle seine Ideen in nur einer Trainingswoche umzusetzen.

Eine Einschätzung, der Pogatetz nur zustimmen kann: „Ich denke auch, dass es ein wenig Zeit braucht, bis der Trainer seine Philosophie auf die Mannschaft übertragen kann. Das ist immer so. Ein Trainer kann nicht in sieben Tagen Berge versetzen, aber er kann einmal mit einem kleinen Teil beginnen. Und es ist ja noch ein wenig Zeit, bis die nächste Qualifikation beginnt. Bis dahin sollte genug Zeit sein, um sich ganz auf die Philosophie des Trainers einstellen zu können.“

Über fünf Jahre ist es inzwischen her, seit der damalige England-Legionär die Professionalität des ÖFB heftig kritisiert hatte und deswegen für eine geraume Zeit aus dem Nationalteam verbannt wurde.

„Unter Marcel Koller hat sich vieles sehr professionalisiert – durch alle Bereiche. Wir sind jetzt wirklich auf einem Top-Niveau. Von der Anreise bis zur Abreise ist wirklich alles so, wie es sein sollte. Man kann sich voll auf seine Leistung konzentrieren“, lobt Pogatetz.

Gut Ding braucht manchmal Weile, könnte man so gesehen meinen. „Viele Dinge, die ich damals angesprochen habe, sind nach fünf Jahren erledigt. Das ist schön zu sehen. Manches braucht Zeit, es geht nicht immer alles so schnell. Jetzt gibt es sogar bei den Trikots keine Einheitsgröße mehr, sondern man kann seine Größe selbst wählen. Das ist toll“, bilanziert der 46-fache Internationale.

Nur zum besseren Verständnis: Das mit den Trikots ist ein durchaus ernst gemeinter Hinweis…

Peter Altmann

Wie viel dieser Philosophie man bereits beim Test in der Ukraine zu Gesicht bekommen wird, ist eine gute Frage. „Wir haben jetzt einmal an grundsätzlichen Dingen gearbeitet, wie zum Beispiel nach Ballverlusten den Ball schnell wieder zurückzugewinnen. Der Trainer hat uns aber auch schon gesagt, dass es immer auf den Gegner ankommt, wie er seine Taktik wählen wird.“

Eher defensiv gegen Ukraine

Ausgehend vom 3:3 der Elf von Teamchef Oleg Blochin gegen Deutschland glaubt Pogatetz daher, dass die ÖFB-Elf diesmal eher defensiv eingestellt aufs Feld gehen wird:

„Da die Ukraine im Konter sehr gefährlich ist. Sie haben einfach den Deutschen den Ball überlassen und im Konter eiskalt zugeschlagen. Wir müssen versuchen, solche Situationen zu vermeiden. Grundsätzlich ist seine Spielausrichtung so, dass wir den Gegner unter Druck setzen wollen und weit vorne versuchen, den Ball zurückzugewinnen. Dass wir genau diese Taktik in der Ukraine wählen, denke ich eher nicht.“

Koller betonte immer wieder, dass es ihm ein Anliegen ist, am Verhalten nach der Balleroberung zu feilen. Denn gerade im Ballbesitz erschien ihm die ÖFB-Elf bisher manchmal zu hektisch, was umgehend zu Ballverlusten führte.

Auch unter dem Schweizer will man schnell nach vorne kommen, aber die Balance muss stimmen. Für die Spieleröffnung sollen ohnehin vermehrt die Innenverteidiger verantwortlich sein, also auch Pogatetz.

„Viele Dinge sind nach fünf Jahren erledigt“

„Möglichst schnell nach vorne muss nicht immer schlecht sein, aber man muss eben die Situation erkennen“, verdeutlicht der Steirer und betont: „Es muss natürlich auch ein wenig das Selbstvertrauen zurückkommen, weil wir in den letzten Spielen nicht die notwendigen Ergebnisse hatten.“