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"Der Sieg ist eine Belohnung für die Spieler"

Ein Schritt nach vorne – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Das war der Grundtenor im ÖFB-Lager nach dem 3:2-Erfolg in Innsbruck gegen die Ukraine. Durch den späten und sehenswerten Siegtreffer von Marko Arnautovic revanchierte sich Österreich gekonnt für die 1:2-Last-Minute-Niederlage im „Hinspiel“ beim Teamchef-Einstand von Marcel Koller.

„Der Sieg ist eine Belohnung für die Spieler, die in den vergangenen Tagen sehr gut mitgezogen und sich am Ende der Saison noch einmal voll reingehauen haben“, freute sich der Schweizer, betonte aber gleichzeitig:

„Wir freuen uns, wissen aber auch, dass wir das alles nicht zu hoch hängen sollen und noch viel Arbeit wartet. Das hat man im Spiel sicher auch gesehen.“

„Phasenweise“ gut

Um eine rundum zufriedene Bilanz zu ziehen, war freilich zu viel Leerlauf im rot-weiß-roten Auftritt. „Phasenweise“ war nach Schlusspfiff ein oft in den Mund genommenes Wort.

Phasenweise habe es ganz gut funktioniert, was man sich vorgenommen habe – vor allem das Pressing, das frühe Attackieren des Gegners, die Ukraine in der eigenen Hälfte nicht zur Geltung kommen zu lassen.

„Phasenweise war es relativ nah dran an dem, was der Teamchef von uns verlangt, phasenweise wieder nicht, weil wir teilweise die Abstimmung nicht so halten konnten, wie wir das trainiert und uns theoretisch vorgestellt haben. Wir sind auf einem guten Weg, aber wie man gesehen hat, gibt es in Offensive und Defensive auf jeden Fall noch Steigerungspotenzial“, erläuterte Julian Baumgartlinger stellvertretend.

Der Mainz-Legionär fand, dass sie beide Mannschaften schwer getan hätten: „Bei der Ukraine waren immer wieder Fehlpässe dabei, bei uns im Spielaufbau leider auch. Wir haben oft relativ früh versucht, einen langen Ball zu spielen, deswegen ist es nicht ganz so gewesen, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber zweite Halbzeit sind wir besser ins Spiel gekommen.“

„Das Umschalten hat gefehlt“

Da im Rahmen des bisherigen Lehrgangs die defensiven Grundprinzipien im Mittelpunkt standen, ist es vermutlich nachvollziehbar, dass im Spiel nach vorne nicht alles wie gewünscht klappte. In der Rückwärtsbewegung waren indes abseits der beiden vermeidbaren Gegentreffer Fortschritte zu erkennen.

Diese fehlende Balance orteten auch die Spieler. „Wir hatten viele Balleroberungen. Das Einzige, was in der ersten Halbzeit gefehlt hat, war das Umschalten aus der kompakten Defensive in die Offensive. Wir haben kaum Torchancen zugelassen, aber nach Ballgewinnen entweder zu langsam umgeschaltet, oder der letzte Pass hat nicht gepasst. Das war sehr schade, wenn wir hätten die eine oder andere Situation besser zu Ende spielen müssen“, monierte Andreas Ivanschitz.

Dafür präsentierte sich die ÖFB-Elf diesmal vor dem gegnerischen Gehäuse umso kaltschnäuziger. Den Anfang machte Zlatko Junuzovic, der schon in der 3. Spielminute einen Freistoß versenkte.

„In den Tagen zuvor habe ich immer nach dem Training Freistöße geübt. Gott sei Dank ist er reingegangen. Marko hat zu mir gesagt: ‚Hau ihn rein, mach wie du es willst.‘ So habe ich es auch gemacht“, strahlte der Werder-Legionär nach seinem zweiten Länderspieltor.

„Ich habe gedacht, ich hau‘ einmal drauf“

Dafür, dass alle österreichischen Treffer auf das Konto von Bremen-Kickern gingen, sorgte Arnautovic mit einem Doppelpack. Vor allem das 3:2 war eine Augenweide.

„Bei meinem zweiten Tor habe ich gedacht, ich mache einen Haken und hau' einmal drauf. Gott sei Dank ist es gelungen“, freute sich der 23-Jährige, der beim letzten Länderspiel gegen Finnland vom Klagenfurter Publikum noch mit einem Pfeifkonzert bedacht worden war.

Dieser Kunstschuss bedeutete ein Happy End, nachdem die Ukraine durch zwei Treffer von Gusew zwischenzeitlich zwei Mal ausgleichen konnte.

„Die beiden Treffer sind ein bisschen blöd gefallen – speziell das erste aus einem abgefälschten Freistoß. Möglicherweise ist es Abseits gewesen, trotzdem ärgerlich, denn wir müssen besser nachgehen und schauen, dass wir das verhindern“, ärgerte sich Paul Scharner, der eine überzeugende Leistung in der Innenverteidigung ablieferte.

„Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“

Unterm Strich bleibt laut Koller dennoch die Erkenntnis, dass seine Spieler „wirklich sehr bestrebt sind, die Dinge, die wir besprechen, auf den Platz zu bringen.“

Das freut den Schweizer, der die Politik der kleinen Schritte verfolgt und von seinen Schützlingen nie verlangt hat, dass sie von einem Spiel zum anderen alles perfekt intus haben. Ein gutes Resultat verleiht der Arbeit des Teamchefs daher auch Rückenwind.

Und noch gibt es viel zu tun, wie Koller betonte: „Das ist noch lange nicht abgeschlossen. Aber es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung – vor allem, wenn das Ergebnis stimmt, die Spieler Selbstvertrauen bekommen und wissen, dass es der richtige Weg ist.“

Peter Altmann