news

"Beste Nationalelf, in der ich jemals gespielt habe"

György Garics ist ein alter Hase.

Seit knapp acht Jahren (Debüt am 6. Oktober 2006 gegen Liechtenstein, Anm. d. Red.)  zählt der mittlerweile 30-Jährige zum Kreis der Nationalmannschaft.

Die Entwicklung der rot-weiß-roten Auswahl beeindruckt ihn - vor allem unter Teamchef Marcel Koller.

"Ich bin schon lange dabei. Aber die aktuelle Nationalmannschaft ist die beste, in der ich jemals gespielt habe."

Im LAOLA1-Interview spricht der Defensiv-Mann über den EM-Quali-Auftakt gegen Schweden, erklärt, warum das Team keinen Druck verspüren sollte und spricht über sein kommendes Abenteuer Serie B.

LAOLA1: Startschuss in der EM-Qualifikation. Die Schweden stehen vor der Tür. Freut ihr euch, dass es jetzt endlich wieder um etwas geht?

György Garics: Natürlich. Wir haben lange genug darauf gewartet, fangen praktisch dort an, wo wir in der WM-Quali aufgehört haben. Es wird gleich ein interessantes, tolles, aber vor allem wichtiges Match.

LAOLA1: Ist es Fluch oder Segen, gegen einen starken Gegner zu beginnen?

Garics: Es ist im Prinzip egal, wie der Gegner heißt. Früher oder später triffst du sowieso aufeinander. Du musst dich auf dich konzentrieren und versuchen, dein Spiel zu spielen. Wir kennen die Schweden, kennen bereits die Stärken und Schwächen ihrer Akteure und wissen, wie sie auftreten. Das ist sicher kein Nachteil, denn über die anderen Gegner sind wir bestimmt nicht so informiert, weil man sich zum jetzigen Zeitpunkt mit manchen Kontrahenten noch nicht so intensiv beschäftigt hat.

LAOLA1: Schweden lebt von Zlatan Ibrahimovic. Ihr wisst, was auf euch zukommt.

Garics: Jeder, der ein bisschen eine Ahnung von Fußball hat, kennt die Fähigkeiten eines Ibrahimovic. Er beweist seit Jahren und egal bei welchem Klub, dass er zu den drei Top-Stürmern auf der Welt gehört. Durch ihn verfügt Schweden über große Klasse. Doch Fußball ist ein Mannschafts-Sport. Er kann nicht alleine spielen. Wir müssen so wie in den letzten beiden Spielen versuchen, gut organisiert zu sein und ihn sowie seine Mitspieler gut zuzustellen.

LAOLA1: Andi Ivanschitz ist nicht dabei. Andi Weimann auch nicht. Merkt man, dass der Konkurrenzkampf im Team mittlerweile sehr hoch ist, wenn auf solche Spieler verzichtet werden kann?

Garics: Zuerst tut es mir für sie leid. Ich bin mit beiden befreundet, mit Andi Ivanschitz quasi aufgewachsen. Doch so etwas gehört auch zum Fußball. Man muss solche Entscheidungen hinnehmen. Und der Teamchef hat sich eben so entschieden. Es zeigt aber, dass es jeden treffen kann. Das muss ein Ansporn sein. Es muss für jeden das Ziel sein, alles zu unternehmen, um im Team dabei zu sein. Warum genau die zwei diesmal nicht dabei sind, möchte ich nicht kommentieren, weil es die Entscheidung des Teamchefs ist. Er wird seine Gründe haben, denn die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass der Trainer weiß, was er macht.

LAOLA1: Es zeigt aber auch, wie stark das Team mittlerweile ist.

Garics: Ja, das haben wir auch in den letzten zwei Jahren in einigen Spielen bewiesen. Wir können guten Fußball bieten und wir sind bemüht, uns stetig weiterzuentwickeln. Fitness, Qualität und Erfahrung sind vorhanden. Ich bin seit acht Jahren dabei und kann sagen, dass bei uns einiges verbessert wurde. Es ist die beste Nationalmannschaft, in der ich jemals gespielt habe. So soll es aber sein, denn das Team soll, muss wachsen. Es muss nach vorne gehen und nicht nach hinten. Jetzt heißt es einfach: Ernten! Das soll gleich gegen Schweden der Fall sein, denn es ist wichtig, dass wir positiv in die Quali starten.

LAOLA1: Durch den neuen Modus (2016 werden erstmals 24 Teams bei der EURO dabei sein) erwarten sich viele Leute eine erfolgreiche Qualifikation. Spürt ihr diesen Druck?

Garics: Nein. Ich würde es nicht als klassischen Druck bezeichnen. Es ist eher der Wunsch eines jeden. Von uns Spielern, vom Betreuer-Stab, von jedem einzelnen Österreicher. Man sieht die Fortschritte in unserem Spiel, aber den richtigen Fortschritt, dass man einmal bei einer Endrunde dabei ist, der fehlt halt seit einigen Jahren noch. Wir haben durch unsere Leistungen die Fans hinter uns gebracht, aber dadurch steigt die Erwartungshaltung und dadurch auch in einer gewissen Art der Druck. Wir sollten das aber als Ansporn nehmen, nicht als Druck. Wir haben es uns verdient, dass das Land hinter uns steht und die Menschen eine Endrunde herbeisehnen. Das ist das Ergebnis unserer langjährigen Arbeit. Statt Druck könnte man es auch als Lob bezeichnen.

LAOLA1: Zu dir persönlich: Bist du traurig, dass kein Wechsel zustande gekommen ist und du mit dem FC Bologna eine Etage tiefer spielen musst?

Garics: An meiner Einstellung hat sich nichts geändert. Ich habe schon kurz nach dem Abstieg gesagt, dass ich ein gutes Angebot annehmen würde, doch sollte es ausbleiben, bleibe ich gerne in Bologna. Ich bin seit vier Jahren dort, meiner Familie und mir geht es gut, es ist eine tolle Stadt. Der Verein hat immer gezeigt, dass er auf mich baut. Die Klubführung hat mir Mitte Juli mitgeteilt, dass, wenn kein Wechsel passiert, sie gerne mit mir verlängern würde. Ich bin auch Vize-Kapitän geworden. Das sind alles sehr positive Signale. Der neue Trainer (Marco Pavignani, Anm. d. Red.) wollte mich sowieso immer behalten. Das alles war auch ausschlaggebend. Zum Fußball gehört viel dazu. Es ist schön, bei einem großen und guten Verein zu spielen, ich lege aber auch sehr viel Wert darauf, als Mensch anerkannt zu werden. Und Bologna hat mich immer in die erste Reihe gehoben. Deswegen war ich nie wirklich auf der Suche nach einer Abwechslung.

LAOLA1: Hat es keine entsprechenden Angebote gegeben?

Garics: Es hat ein paar Anfragen gegeben, am letzten Transfertag ist auch noch einmal richtig Bewegung hineingekommen. Da ist es bis zum Schluss hin und her gegangen (lacht). Aber es ist nichts daraus geworden. Es ist jetzt aber nicht so, dass ich darüber enttäuscht bin.

LAOLA1: Was erwartest du von der Serie B?

Garics: Das wird sicherlich eine neue Erfahrung sein. Das gehört zum Fußball dazu. Ich freue mich auch darauf, denn es wird eine andere Art von Fußball, mit einer ganz neuen und jungen Mannschaft sein. Außerdem ist es so, dass es im Fußball-Geschäft ganz schnell gehen kann. In ein paar Monaten kann sich meine Situation schon wieder ändern.

 

Das Gespräch führte Martin Wechtl