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Scharner heizt den Konkurrenzkampf an

Scharner heizt den Konkurrenzkampf an

„Professionalität braucht eben Zeit“, lachte Paul Scharner schelmisch.

Während andere ÖFB-Kicker nach dem 0:0 gegen Rumänien gar nicht schnell genug in den ersehnten und wohlverdienten Urlaub aufbrechen konnten, trat der Abwehrchef erst rund eine Stunde nach Schlusspfiff frisch frisiert vor die Kameras.

Der 32-Jährige hatte auch leistungsbedingt genügend Gründe zum Lachen, darf er sich doch als einer der Gewinner des zwölftägigen Nationalteam-Camps in Tirol fühlen.

Sowohl gegen die Ukraine, als auch vor allem gegen Rumänien brachte Scharner gute Leistungen, obwohl er dabei von einem Spiel zum anderen von der linken auf die rechte Innenverteidiger-Position switchen musste.

Vier hochkarätige Legionäre für zwei Plätze

„Es war unglücklich, dass ich die ersten beiden Male unter Marcel Koller verletzungsbedingt nicht dabei war. Der Teamchef und ich waren aber immer in Kontakt. Deswegen bin ich mit einem guten Gefühl hergekommen. Ich habe mich irrsinnig gefreut, dass es funktioniert hat“, erklärte der Niederösterreicher.

Fakt ist: Scharner hat durch seine beiden Performances den ohnehin schon heftigen Konkurrenzkampf in der Abwehrzentrale zusätzlich angeheizt.

Neben dem West-Bromwich-Legionär, der zuvor im Nationalteam meist ein Fall für das defensive Mittelfeld war, machen sich auch Sebastian Prödl, Aleksandar Dragovic und der diesmal abwesende Emanuel Pogatetz berechtigte Hoffnungen auf ein Stammleiberl. Vier hochkarätige Legionäre für zwei Plätze.

Wie Scharner, der gegen Rumänien nach dem Seitenwechsel ein Comeback als Kapitän feierte („Das ist vollkommen egal, es geht nicht um Einzelschicksale“) überzeugte auch Prödl gegen die Ukraine.

Bewährungschance für Dragovic

Dragovic bekam gegen Rumänien seine Bewährungschance und ließ dabei ebenfalls nichts anbrennen. Der 21-Jährige gilt zudem als heiße Transferaktie und könnte in Bälde den Sprung vom Schweizer Vorzeigeverein FC Basel zu einem Top-Klub schaffen.

Umso erleichterter wirkte der Wiener, dass er mit einigen Tagen Verspätung doch noch zu seinem 16. Länderspiel kam: „Ich bin froh, dass ich die Chance bekommen habe. Ich muss aber auch sagen, dass Basti Prödl und Paul Scharner im ersten Spiel hervorragend gespielt haben. Auf der Innenverteidiger-Position herrscht sehr großer Konkurrenzkampf. Das ist auch gut so, denn nur so kommt man weiter. Der Trainer muss letztendlich entscheiden, wen er aufstellt.“

Das Duo Scharner/Dragovic ging diesmal auf Kosten von Prödl, der jedoch Verständnis für die Maßnahme des Teamchefs aufbrachte: „Ganz klar, ich würde gerne immer spielen, aber der Trainer hat das mit mir abgesprochen. Ich habe es akzeptiert, weil Drago eine hervorragende Saison gespielt hat. Ich war zufrieden, dass ich ein Spiel machen konnte, und dieses ganz ordentlich absolviert habe.“

Nachteil für Pogatetz?

Für Pogatetz, der bislang den Nimbus der Stammkraft hatte, könnte wiederum sein verletzungsbedingtes Fehlen nicht gerade von Vorteil sein. Ohne direkt auf die Innenverteidiger-Position anzuspielen, meinte Koller nach dem Rumänien-Match, dass die Teilnehmer des intensiven Lehrgangs in Seefeld kurzfristig einen Vorteil haben könnten:

„Wenn zwei Spieler Kopf an Kopf liegen, kann die Teilnahme an diesem Trainingscamp schon eine Entscheidungshilfe sein.“

Während Prödl auf Kontinuität in Bremen setzt, es bei Pogatetz zumindest Gerüchte über einen Hannover-Abgang gab und Dragovic von einem Transfer träumen darf, erscheint bei Scharner die Zukunft noch völlig offen zu sein.

Scharner entscheidet sich für Innenverteidiger-Position

Bezüglich Stand der Dinge in der Vereinssuche nach seinem Abschied von West Bromwich hüllte sich der langjährige Premier-League-Legionär in Schweigen („Ich beteilige mich nicht an Spekulationen“), stellte jedoch klar, dass nur der Verteidiger Paul Scharner auf dem Markt sei: „Ich habe mich für die Innenverteidiger-Position entschieden und konzentriere mich voll darauf.“

Damit bereitet er zum wiederholten Mal seinem Pendler-Dasein zwischen Mittelfeld und Abwehr ein Ende.

Nach einer Woche Urlaub auf Kreta wird sich Scharner neben der Suche nach einem neuen Arbeitgeber auch seinem letzten großen Nationalteam-Projekt widmen: „Für mich ist die WM 2014 eine Herzensangelegenheit und womöglich meine letzte Chance, sich für ein Großereignis zu qualifizieren. Die möchte ich nutzen.“

„Ich bin sehr zuversichtlich“

Die Basis dafür sieht der 32-Jährige gelegt. Denn der Routinier sieht große Entwicklungsschritte innerhalb der ÖFB-Elf, er könne sich nicht erinnern, wann Österreich einen respektablen Gegner wie Rumänien das letzte Mal derart dominiert habe.

„Wir haben jetzt sehr viele gute Legionäre und natürlich auch Bundesliga-Spieler, die beweisen wollen, dass sie um keinen Tick schlechter sind als die Legionäre. Im Moment besteht ein sehr guter Konkurrenzkampf und auch eine sehr gute Qualität. Ich bin sehr zuversichtlich.“

Peter Altmann