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"Wir sind in Wien immer stärker als auswärts"

„Sechs Punkte aus zwei Spielen wären natürlich sehr, sehr gut“, bringt es David Alaba gewohnt trocken auf den Punkt.

Eine simple, aber umso richtigere Rechnung. Nach dem 2:1-Auswärtssieg in Moldawien bietet sich Österreich am Sonntag im Heimspiel gegen Montenegro die Gelegenheit, ein weiteres Etappenziel am Weg zur EURO 2016 erfolgreich hinter sich zu bringen.

Die Elf von Teamchef Marcel Koller baut dabei vor allem auf ihre Heimstärke, ist jedoch auch vor der individuellen Klasse des Gegners gewarnt. LAOLA1 mit den Brennpunkten dieser Begegnung:

AUSGANGSPOSITION:

„Die Ausgangsposition ist natürlich eine gute. Aber nur weil wir in Moldawien gewonnen und vier Punkte haben, brauchen wir nicht glauben, dass wir schon etwas erreicht haben. Wir müssen weiter hart arbeiten und viel investieren“, stellt Kapitän Christian Fuchs klar. In einer zehn Spiele dauernden Qualifikation ist jede Begegnung wichtig, speziell in den Heim-Matches gilt es eine gute Basis zu schaffen. Insofern kommt natürlich auch dem Kräftemessen mit Montenegro am Weg zur EM in Frankreich eine spezielle Bedeutung zu. Österreich hat in diesem Herbst mit Schweden, Montenegro und Russland die drei stärksten Gegner der Gruppe G in Wien zu Gast – nach dem Punkteverlust gegen Schweden würde ein weiterer gegen die Balkan-Elf die Lage vor dem Russland-Match im November logischerweise nicht verbessern. Sowohl das seit sieben Länderspielen ungeschlagene ÖFB-Team als auch Montenegro halten derzeit bei vier Punkten. Davon ausgehend, dass in den Parallelspielen Russland (gegen Moldawien) und Schweden (gegen Liechtenstein) zu Hause ihrer Favoritenrolle gerecht werden, würde der Verlierer dieser Partie bereits früh in der Quali unter Druck geraten. „Ein sehr wichtiges Spiel, aber man könnte sich natürlich einen sehr guten Grundstein schaffen“, verdeutlicht Goalie Robert Almer.

VORTEIL HEIMSTÄRKE:

„Ich weiß gar nicht, wann wir das letzte Spiel zu Hause verloren haben, das dürfte schon lange her sein“, weist Almer auf die rot-weiß-rote Heimstärke hin. So lange ist die letzte Heimpleite noch nicht her, im August 2013 unterlag man in Salzburg in einem Testspiel Griechenland mit 0:2. Das 1:2 gegen den späteren Weltmeister Deutschland im September 2012 zum Auftakt in die WM-Qualifikation sollte bis dato jedoch die einzige Niederlage in der Koller-Ära im Happel-Stadion bleiben. Kurios mutet für ÖFB-Verhältnisse die bisherige Länderspiel-Bilanz 2014 an: Während beide Auswärtsspiele – an sich eine chronische Schwäche – mit 2:1 gewonnen wurden, kam man in den drei Matches vor heimischem Publikum gegen Uruguay, Island und Schweden jeweils nicht über ein 1:1 hinaus. Der erste Heimsieg 2014 ist also überfällig und wäre vom Timing her auch gut gesetzt, denn ohne die gewohnte Heimstärke wird der Weg nach Frankreich ein steiniger. Im ÖFB-Lager regiert jedenfalls die Zuversicht. „Das ganze Land wird hinter uns stehen. Wir sind in Wien immer stärker als auswärts. Daheim sind wir meistens das bessere Team“, betont Marko Arnautovic. Fuchs meint: „Montenegro ist eine spielstarke Mannschaft, da müssen wir dagegenhalten. Wir sind in Wien aber eine Macht. Mit dem 12. Mann ist ein Sieg möglich.“

DER FAKTOR FITNESS:

Der körperliche Zustand könnte nicht nur im Hinblick auf die Aufstellung eine Rolle spielen, sondern auch im Spielverlauf. Aufgrund des geänderten Qualifikations-Terminplans liegen anders als in den bisherigen Ausscheidungen nur zwei Tage Pause zwischen den Spielen – ein Umstand, mit dem beide Teams umgehen müssen. Im ÖFB-Lager versuchte man nichts dem Zufall zu überlassen. Noch in Chisinau begannen nach Schlusspfiff die Regenerations-Maßnahmen. „Wir haben gleich nach dem Match Massagen bekommen, sind ins Kältebecken gegangen“, schildert Fuchs. Das Training im Happel-Stadion am Freitagabend war ein regeneratives. Als einzige Übungseinheit mit voller Intensität, in der man auch taktische Varianten einstudieren konnte, blieb im Prinzip das Abschlusstraining am Samstagabend. Koller schätzt es an sich, wenn er mehr Zeit hat, dem Team seine strategischen Ideen zu vermitteln. Diesmal musste er mit einem volleren Terminplan umgehen. Die Videoanalyse von Gegner Montenegro wurde etwa am Samstagnachmittag eingeschoben.

LANGE LISTE AN SCOUTS:

Ein Länderspiel ist für gewöhnlich auch eine Gelegenheit, sich in die Auslage zu spielen. Auch diesmal hat sich eine lange Liste an Beobachtern internationaler Vereine angekündigt. Nur als Beispiel: Juventus schickt mit Javier Ribalta den Chefscout für ausländische Ligen. Hier ein Überblick aller angemeldeten Beobachter:

GEGNER MONTENEGRO:

„Wir wissen, was Montenegro kann. Das ist eine starke Mannschaft. Es ist wichtig, dass wir total konzentriert in die Begegnung gehen, denn sie haben überragende Fußballer in ihren Reihen“, fordert Arnautovic. Neben den beiden Offensiv-Stars Stevan Jovetic und Mirko Vucinic sticht vor allem Fiorentina-Legionär Stefan Savic hervor. Koller warnt speziell vor der individuellen Klasse der beiden Top-Stürmer. Auf Almer könnte so gesehen mehr Arbeit als in Chisinau zukommen: „Klar kennt man die Namen, aber ich schaue mittlerweile nicht mehr so viel auf Namen. Man muss jeden Spieler gleich behandeln und zwar mit Respekt, aber trotzdem mit Bestimmtheit auf den Platz gehen. Wenn man etwa gegen Schweden ins Spiel geht und sich denkt „Oje, der Ibrahimovic kommt“ und Angst hat, bringt einen das auch nicht weiter.“ Während Österreich zu Hause naturgemäß auf drei Punkte aus ist, wollen die Gäste nach der blamablen Nullnummer in Liechtenstein ihre Länderspiel-Woche noch retten. Wobei für die Nummer 43 der FIFA-Weltrangliste auch ein Remis bereits ein Teilerfolg wäre, wie Teamchef Branislav Brnovic festhält: „Wir möchten gewinnen. Aber wir wären auch mit einem Unentschieden zufrieden, denn wenn wir Österreich dann zu Hause schlagen, haben wir uns in den direkten Duellen einen Vorsprung verschafft.“ Koller erwartet, dass Montenegro aus einer gesicherten Abwehr heraus agieren wird. Vucinic bestätigt: „Wir wollen gut verteidigen und vorne Nadelstiche setzen.“ Unterm Strich geht Brnovic von einem weiteren engen Spiel in einer ausgeglichenen Gruppe aus: „Das ist ein Match auf Augenhöhe ohne klaren Favoriten. Jede Mannschaft hat Spieler, die eine Partie entscheiden können. In dieser Gruppe gibt es keinen klaren Favoriten. Die Schweden haben nach zwei Spielen auch nur zwei Punkte und dürfen sich keinen Umfaller leisten. In dieser Gruppe kann jeder jeden schlagen.“

DIE STÜRMER-FRAGE:

Der Blick auf die ÖFB-Startelf (Jetzt im LAOLA1-Teamchef tippen!) wird diesmal ein relativ spannender. Eine Frage lautet, ob alle Stammkräfte die Strapazen des Moldawien-Spiels wie erhofft verkraftet haben oder ob Koller auf der einen oder anderen Position doch eine Alternative bringen muss. Der Schweizer kündigte jedenfalls an, nur jene Akteure aufzubieten, die sich zu 100 Prozent fit fühlen. Andererseits gilt es natürlich die Stürmer-Frage zu beantworten. Rubin Okotie oder Lukas Hinterseer werden für den rotgesperrten Marc Janko, der nicht mehr beim Team weilt und am Montag die Heimreise nach Australien antreten wird, an vorderster Front ersetzen. Dem Angreifer, der den Zuschlag bekommt, bietet sich die Gelegenheit, sich für weitere Einsätze zu empfehlen, denn es ist gut möglich, dass Janko für mehr als eine Partie gesperrt wird. Wer auch immer in die Rolle der Solo-Spitze schlüpft, ein wenig wird die ÖFB-Elf ihr Spiel adaptieren müssen, wie Julian Baumgartlinger verdeutlicht: „Marc ist ein Spielertyp im Sturm, der für uns einzigartig ist. Wir haben keinen anderen dieser Größe und der in dieser Art und Weise spielt. Aber ich glaube, dass wir da schon flexibel sind. Wir haben zum Beispiel Rubin in Topform, der jetzt eventuell seine Chance kriegen könnte. Ich glaube, dass wir das auf jeden Fall adäquat ersetzen können.“

LIVE-DATEN ZU ALLEN SPIELERN BEI LAOLA1:

Wir möchten an dieser Stelle auf ein interessantes Service für alle ÖFB-Fans aufmerksam machen. Wie etwa aus der Bundesliga oder deutschen Bundesliga gewohnt, bietet der LAOLA1-Live-Ticker in dieser Qualifikation auch bei den Österreich-Spielen sämtliche Live-Statistiken zu den Spielern. Wer also informiert sein will, auf wie viele Ballkontakte es David Alaba bisher brachte, wie viele Pässe Julian Baumgartlinger an den Mann gebracht hat, wie viele Torschüsse oder Torschuss-Vorlagen Marko Arnautovic abgegeben hat oder wie die Zweikampfquote von Aleksandar Dragovic aussieht, kann sich hier in Echtzeit ein Bild verschaffen. Und so geht’s: Einfach auf den Menüpunkt „Aufstellung“ gehen und auf den gewünschten Spieler klicken, schon öffnet sich ein Fenster mit allen relevanten Daten.

DER NÄCHSTE ENTWICKLUNGSSCHRITT:

„Dass wir so ein enges Spiel in Moldawien gewonnen haben, zeigt die Entwicklung der Mannschaft. Man hat wieder gesehen, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben“, meint Alaba und ist mit dieser Einschätzung bei weitem nicht alleine im ÖFB-Kader. Denn um einen Schönheitspreis geht es dem Nationalteam derzeit nicht. Almer: „Das Spielerische war vielleicht speziell zum Ende hin nicht mehr so gegeben, aber im Endeffekt fragt danach morgen oder übermorgen keiner mehr.“ Vor allem, wenn es gelingt, gegen Montenegro nachzulegen. Am Glauben an die eigenen Stärken sollte es jedenfalls nicht scheitern. „Man spürt schon, dass das Selbstvertrauen gewachsen ist. Das zeigt, dass wir als Mannschaft gereift sind“, gibt Fuchs zu Protokoll. Kann man die Fortschritte einmal mehr in ein positives Ergebnis ummünzen, geht Alabas Rechnung von Beginn auf, und es stimmt ja: „Sechs Punkte aus zwei Spielen wären natürlich sehr, sehr gut.“

Peter Altmann/Martin Wechtl

Verein Name des Beobachters
FC Liverpool Andy Sayer
FC Everton Ian Atkins
FC Valencia Miguel Bossio
AC Milan Paolo Bertani
Juventus Turin Javier Ribalta
Sampdoria Genua Damiano Moscardi
Hellas Verona Fabio Gatti
Atalanta Bergamo Giovanni Sartori
Bayer Leverkusen Klaus Häusler
Schalke 04 Gerhard Zuber
VfB Stuttgart Tomislav Maric
1899 Hoffenheim Thomas Bormann
Mönchengladbach Fritz Bischoff
Hamburger SV Ludwig Trifellner
  1. FC Nürnberg
Christian Möckel
Shakhtar Donetsk Peter Szoke
OSC Lille Anthony Gillot
OGC Nizza Serge Recordier
PAOK Saloniki Kosmidis Makis
Konyaspor Atila Gerin
Eskisehirspor Ümit Bozkurt
Russland Nicola Bertoni
Schweden Peter Vettergren