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"Sechs Tore musst du erst einmal schießen"

Die Pflicht ist erfüllt. Und zwar souverän.

Das 6:0 in der WM-Qualifikations-Partie gegen die Färöer bedeutete den höchsten Länderspiel-Sieg in diesem Jahrtausend.

Höher wurde zuletzt 1999 zum Beginn der Teamchef-Ära von Otto Baric gewonnen, nämlich 7:0 gegen San Marino – es war dies übrigens Spiel eins nach dem historischen 0:9-Debakel in Spanien.

Neben den drei fix eingeplanten Punkten hat diese Begegnung vor allem einen Zweck erfüllt. „Jetzt haben wir Selbstvertrauen getankt“, verdeutlichte Zlatko Junuzovic, „wir wissen ja, dass wir miteinander kombinieren und spielen können, nur müssen wir es eben konstanter zeigen.

„Von der ersten Sekunden an gespielt, was wir wollten“

Nachdem der ÖFB-Motor zuletzt bisweilen stotterte – zum Beispiel beim 0:0 in Kasachstan oder den beiden Testspiel-Niederlagen gegen die Elfenbeinküste und in Wales –, wurde das Nationalteam gegen den Fußball-Zwerg von Beginn an seiner haushohen Favoritenrolle gerecht.

Junuzovic: „Von der ersten Sekunde weg haben wir genau das gespielt, was wir wollten. Wir haben uns viel bewegt, sehr gut miteinander kombiniert, uns gegenseitig unterstützt, haben Großchancen herausgespielt. Ein frühes Tor ist uns auch gelungen, das hat die Sache natürlich einfacher gemacht.“

Laut Meinung des Bremen-Legionärs, der das 4:0 beisteuerte, hätte Österreich sogar noch höher gewinnen können, wenn man die eine oder andere Chance besser genützt hätte.

Das Spiel des Janko-Ersatzmanns

Besagtes frühes Tor ging auf das Konto eines Mannes, der beim Anpfiff eigentlich gar nicht auf dem Feld hätte stehen sollen. Ursprünglich war Marc Janko für die Startelf nominiert.

Da der Trabzonspor-Legionär jedoch seit dem Abschlusstraining mit Adduktorenproblemen zu kämpfen hatte, fuhr man eine Doppel-Strategie, auch Philipp Hosiner bereitete sich auf seinen Einsatz vor. Als Janko abwinken musste, schlug die Stunde des Austrianers.

Nach zwei vergebenen Großchancen in der Anfangsphase legte er die ersten beiden Tore des Spiels nach und schloss damit nahtlos an seine Topform aus der Bundesliga, wo er mit 27 Treffern die Schützenliste anführt, an.

„Ich habe unerwartet die Chance bekommen und denke, dass ich sie genutzt habe. Ich habe meinen Teil zum Erfolg beitragen können“, freute sich der 23-Jährige nach seinem ersten Länderspiel von Anfang an.

„Teilweise hatten wir nicht die letzte Konsequenz“

Das Spiel war jedoch keine One-Man-Show des Burgenländers, die ganze Mannschaft machte einen guten Job, wie auch Teamchef Marcel Koller fand.

„Wir haben ein gutes Spiel gezeigt. Vor allem in der ersten Hälfte hatten wir gute Kombinationen. Wir wollten Genauigkeit in unser Spiel bringen, aber auch mit Konsequenz im Strafraum agieren“, erklärte der Schweizer, der diesbezüglich jedoch auch monierte:

„Teilweise hatten wir nicht die letzte Konsequenz, aber da muss man nachsichtig sein. Wichtig wird sein, dass wir am Dienstag voll da sind.“

„Bei allem Respekt, es war trotzdem nur Färöer“

Am Dienstag geht es bekanntlich gegen Irland, fraglos die wichtigere Begegnung dieses Doppeltermins. Dieser Umstand ist jedem im ÖFB-Lager bewusst, weshalb es die richtigen Erkenntnisse aus dem Erfolg gegen die Insel-Kicker mitzunehmen gilt.

„Bei der Art und Weise, wie wir gespielt, den Gegner früh unter Druck gesetzt und super nach vorne gespielt haben, macht es natürlich Spaß, am Platz zu stehen. Aber wir wissen auch, wie wir den Sieg einschätzen müssen. Bei allem Respekt, es war trotzdem nur Färöer. Die direkten Gegner kommen natürlich erst“, betonte Christian Fuchs.

Dass sich Schweden und Irland durch die Nullnummer im Parallelspiel gegenseitig Punkte wegnahmen, wurde von den Spielern natürlich mit Wohlwollen zu Kenntnis genommen.

„Haben uns gesagt, dass wir das nächste Tor draufsetzen wollen“

Vorerst dominierte jedoch die Freude über den gelungenen eigenen Auftritt. Nach der Pause durften sich auch zwei Akteure in die Schützenliste eintragen, denen diese Ehre im Nationalteam bislang noch selten zuteilwurde. David Alaba und György Garics erzielten jeweils ihren zweiten Länderspieltreffer.

„Wir haben uns am Spielfeld immer wieder gesagt, dass es weiter geht und wir das nächste Tor draufsetzen wollen. Wir haben uns immer wieder gegenseitig gepusht und motiviert. Das hat jedem einzelnen sehr gut getan, das hat man sehr gut sehen können“, erklärte Alaba.

Für Garics, der den Schlusspunkt besorgte, war es das erste Tor seit seinem Nationalteam-Debüt beim 2:1 in Liechtenstein im Herbst 2006.

Ein Spezialist für Underdogs? „Das ist egal, gegen wen ich treffe. Ich komme nicht so oft dazu, hatte heute auch Glück. Aber ich habe mich sehr gefreut“, meinte der Bologna-Legionär.

„Sechs Tore musst du erst einmal schießen“

Leer ging indes, trotz zahlreicher Versuche, Marko Arnautovic aus. „Wie man gesehen hat, wollte ich unbedingt zu einem Tor kommen, es wollte aber nicht sein. Ich bin aber froh, dass wir als Team gewonnen haben und ich für die Mannschaft gearbeitet habe. Wichtig ist es, zu laufen und zu kämpfen. Dann kommt alles von alleine“, meinte der Bremen-Legionär, der seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, gegen Irland einen Treffer nachholen zu können.

Ab Samstag richtet sich der ÖFB-Fokus voll und ganz auf das Gastspiel in Dublin. Diese Reise tritt man gestärkt durch das Fazit des Abends an.

Garics: „Sechs Tore musst du erst einmal schießen, auch gegen einen schwächeren Gegner.“

Das Selbstvertrauen hat es auf jeden Fall gesteigert.


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