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"Ich war damals mental noch nicht bereit"

Sebastian Prödl, Martin Harnik, Zlatko Junuzovic, Veli Kavlak, Rubin Okotie, Markus Suttner, Erwin Hoffer und Michael Madl waren schon dabei.

Andreas Lukse ist das neunte Mitglied jenes U20-Kaders, der bei der WM 2007 in Kanada für Furore gesorgt hat, das ins ÖFB-Team einberufen wurde.

„Ich habe mir ordentlich Zeit gelassen“, lacht der Goalie, der kurz vor seinem 28. Geburtstag steht. Weil Stammtorhüter Robert Almer am Knie verletzt ist, steht der Altach-Keeper neben Ramazan Özcan und Heinz Lindner im Aufgebot.

Vom Shooting-Star in die Arbeitslosigkeit

Dabei sah es lange Zeit nicht so aus, als ob der Wiener noch ein Thema für das A-Team werden würde. Im Herbst 2008 war er ein Shooting-Star, als ihn Peter Pacult im Alter von 20 Jahren zur Nummer eins bei Rapid machte.

Doch dann lief einiges schief. Ein Zwischenfall in einem Wiener Lokal ließ Lukse in Ungnade fallen, es folgte der Wechsel zum SK Sturm, wo er sich nicht durchsetzen konnte.

2010/11 spielte er in der Ersten Liga bei der Vienna, anschließend war der Tormann sogar einige Monate arbeitslos, ehe er sich über den FC Lustenau und den Kapfenberger SV zurück ins Rampenlicht kämpfte.

„Das war keine leichte Zeit“, sagt er im LAOLA1-Interview. Seit Sommer 2014 ist der ÖFB-Cupsieger von 2010 in Altach, wo er sich zur unumstrittenen Nummer eins gemausert hat. Nun spricht er über seine Team-Einberufung und die schwierigen Phasen seiner Laufbahn.

LAOLA1: Wie hast du den Tag deiner erstmaligen Einberufung erlebt?

Andreas Lukse: Es war sehr turbulent. Ich habe es zwar schon seit Samstag gewusst, aber es wurde eben erst am Dienstag offiziell. Ich musste viele Interviews geben, habe viele positive Nachrichten gekriegt. Es haben sich einige Leute gemeldet, von denen ich schon länger nichts mehr gehört habe. Viele haben sich mit mir gefreut.

LAOLA1: Warst du überrascht?

Lukse: Ich war die letzten vier Mal auf Abruf, da kann man schon ein bisschen damit spekulieren. Aber schlussendlich ist der Fußball ein Wochen-Geschäft, in dem man sich immer neu beweisen muss. Wenn man auf Abruf war, heißt das ja nicht automatisch, dass man dann auch wirklich in den Kader rutscht. Das einzige, das zählt, sind konstante Leistungen.

LAOLA1: Du hast vor gar nicht allzu langer Zeit noch in der Ersten Liga gespielt – bei der Vienna, beim FC Lustenau und in Kapfenberg. Hast du erwartet, dass du es noch einmal so weit nach oben schaffst?

Lukse: Ich hatte ja sogar drei, vier Monate keinen Klub, da war ich beim AMS gemeldet – das hat sich auch unwirklich angefühlt. Ich durfte beide Seiten, die positive und die negative, kennenlernen. Ich ziehe aus dieser Zeit viel Kraft und Energie, habe damals viel gelernt. Das war keine leichte Zeit. Wobei ich an der ganzen Situation damals selbst schuld war. In den vier Jahren in der Ersten Liga konnte ich mich stetig verbessern. Und jetzt das absolute Highlight meiner sportlichen Karriere!

LAOLA1: Du gehörst also zu den vier besten Tormännern des Landes. Wie klingt das für dich?

Lukse: Das hört sich ein bisschen unwirklich an. Man muss nicht zwingend sagen, dass das die vier Besten sind. Aber die aktuelle Situation ist eben so. Im Fußball kann sich alles schnell wieder drehen.

LAOLA1: Du bist der neunte Spieler aus dem U20-WM-Kader von 2007, der es ins A-Team geschafft hat.

Lukse: Wahnsinn, unglaublich!

LAOLA1: Fühlt es sich an, als ob du zu spät zum Klassentreffen kommst?

Lukse: Es ist noch nicht zu spät, aber ich habe mir ordentlich Zeit gelassen. Ich freue mich unheimlich auf meine Kollegen von damals. Ich kenne zwei Drittel der Truppe sehr gut. Wir hatten damals in Kanada schon ein sehr enges Verhältnis, immerhin sind wir ein Monat lang zusammen gewesen. Ich habe gehört, dass im A-Team auch so ein Klima herrscht, alle halten wie Pech und Schwefel zusammen. Ich will mich so schnell wie möglich eingliedern und meinen Teil dazu beitragen, dass es so positiv bleibt.

LAOLA1: Wenn man die Tiefen kennt, schätzt man die Höhen umso mehr, oder?

Lukse: Absolut! Als Nachwuchsspieler und auch noch mit Anfang 20 ist mir immer alles sehr leicht von der Hand gegangen, ich hatte wenig Verantwortung und wurde immer ein bisschen geführt. Dann bin ich bei Rapid zur Nummer eins aufgestiegen. Ich war dafür mental noch nicht bereit. Vom Talent her hätte ich es draufgehabt, aber das Talent macht im Profi-Sport nur einen kleinen Prozentsatz aus. Das habe ich erst spät, aber nicht zu spät, verstanden.

LAOLA1: Besser spät als nie.

Lukse: Richtig. Ich werde kommende Woche 28 Jahre alt, das ist ein ganz gutes Tormann-Alter. Ich glaube, ich kann und werde mich nach wie vor verbessern.

LAOLA1: Was hast du dir für den ÖFB-Lehrgang vorgenommen?

Lukse: Ich habe mir kein spezielles Ziel gesteckt. Ich kann mich mit den Besten messen und will zeigen, was ich kann, auf welchem Level ich bin. Ich will mein ganzes Potenzial abrufen und zeigen, dass ich zu Recht dabei bin. Hoffentlich kann ich von Ramazan Özcan und Heinz Lindner viel lernen. Vielleicht können die beiden ja auch von mir etwas mitnehmen, das würde mich freuen. Ich will die Woche genießen und alles aufsaugen.

Das Gespräch führt Harald Prantl