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"Schande für Fußball und Image von Real Madrid"

Weltfußballer Lionel Messi hat den FC Barcelona zum zehnten Triumph im spanischen Supercup geführt - und dies noch dazu gegen den Erzrivalen Real Madrid.

Der Argentinier erzielte am Mittwoch beim 3:2-Sieg über den Erzrivalen im Camp Nou zwei sehenswerte Treffer und bereitete das dritte Tor durch Andres Iniesta mustergültig vor.

Bereits beim 2:2 im Hinspiel am Sonntag im Estadio Bernabeu hatte der Angreifer seine Visitenkarte abgegeben.

"Messi ist noch gar nicht auf bestem Level"

Zunächst lud Messi mit einem Idealpass Iniesta zum Torerfolg ein, dann schupfte er den Ball nach einem Fersler von Gerard Pique über Real-Goalie Iker Casillas hinweg in die Maschen. Für das Siegestor sorgte der überragende 24-Jährige per Flugvolley.

"Dabei ist er noch gar nicht auf seinem besten Level", betonte Coach Josep Guardiola.

Der 40-jährige führte den bereits elften Titelgewinn in seiner dreijährigen Regentschaft beim Champions-League-Sieger auf "übermenschliche Anstrengungen" seiner Schützlinge zurück.

Marcelo mit bösem Tritt gegen Messi

"Uns haben einige Spieler gefehlt, und die, die dabei waren, sind weit von der Bestform entfernt", erklärte der Katalane nach einem spektakulären Match.

In der ersten Hälfte bewiesen beide Teams, warum sie als die derzeit besten Mannschaften der Welt gelten. Mit der Einwechslung von Marcelo für den ausschlussgefährdeten Sami Khedira aber fiel Real in jene Verhaltensmuster zurück, die Erinnerungen an die gehässige "Clasico"-Serie im April und Mai wach werden ließ.

Die Partie wurde härter und zerfahrener, Marcelo durfte trotz eines vorsätzlichen Tritts in die Nierengegend von Messi ebenso auf dem Platz bleiben wie Pepe nach einem Ellbogencheck gegen Pique.

Emotionen kochen erneut über

Erst in der 94. Minute war für den Linksverteidiger endgültig Schluss, als er Barca-Neuzugang Cesc Fabregas bei dessen Debüt von hinten mit einer Beinschere umsäbelte und dafür Rot sah.

Der Vorfall ereignete sich unmittelbar vor beiden Ersatzbänken, was zu minutenlangen tumultartigen Szenen und zum nachträglichen Ausschluss der bereits ausgewechselten Mesut Özil (Real Madrid) und David Villa (Barcelona) führte.

Im Zuge der Massenrangelei zeigten TV-Bilder, wie Real-Coach Jose Mourinho auf Tito Vilanova losmarschierte und versucht, Barcelonas Assistenz-Trainer mit dem Finger ins Auge zu treffen.

"Mourinho zestört den spanischen Fußball"

Der Portugiese gab sich danach als Unschuldslamm. "Ich weiß nicht, wer Vilanova ist. Ich war höflich und bin nicht bei der ersten Berührung zu Boden gegangen", sagte Mourinho und beschuldigte die Barcelona-Kicker erneut, bei Attacken zu wehleidig zu reagieren.

Die Spieler des spanischen Meisters sehen allerdings gerade in dem streitbaren Trainer den Grund für die permanenten Härteeinlagen von Real in den jüngsten "Clasicos".

"Glücklich mit der Entwicklung der Mannschaft"

Noch im Frühjahr igelte sich das "weiße Ballett" gegen Barca zumeist am eigenen Strafraum ein, diesmal agierte der Rekordchampion selbstbewusster und offensiver und präsentierte sich über weite Strecken als ebenbürtiges Team.

Angesichts der Verringerung des Klassenunterschieds ließ sich für Mourinho der verpasste Supercup wohl leichter verschmerzen.

"Wenn wir sagen würden, wir sind glücklich, obwohl wir keinen Titel gewonnen haben, wären wir Heuchler, auch wenn es nur ein kleiner Titel war. Aber wir sind glücklich mit der Entwicklung der Mannschaft. Wir waren in beiden Partien fantastisch", meinte der 48-Jährige.

"Mourinho zerstört den spanischen Fußball", schimpfte Pique. "Wir haben gehofft, dass wir am Donnerstag über ein großartiges Fußball-Match reden und nicht über Raufereien. Aber das passiert nicht zum ersten Mal, und es sind immer die gleichen Leute. Jemand muss das beenden", sagte der Innenverteidiger.

Guardiola ist besorgt über hasserfülltes Verhältnis

Auch Xavi war über die Ereignisse erbost. "Real Madrid sollte darüber besorgt sein, welches Bild es derzeit abgibt. Das Foul von Marcelo hat im Fußball keinen Platz. Das ist eine Schande für den Fußball im Allgemeinen und für das Image von Real Madrid."

Guardiola macht sich bereits Sorgen, welch weitreichende Folgen das derzeit fast schon hasserfüllte Verhältnis zwischen den beiden Großclubs haben könnte. "Das alles wird wirklich böse enden, wenn es nicht gestoppt wird."

In punkto Emotionen schlossen die Supercup-Duelle nahtlos an die Aufeinandertreffen vor wenigen Monaten an, was das Kräfteverhältnis betrifft, gab es allerdings Verschiebungen - und zwar zugunsten von Real Madrid.