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Ernesto Valverde und der Brandherd FC Valencia

Ernesto Valverde und der Brandherd FC Valencia

„Feuer löscht man mit Wasser, nicht mit Benzin.“

Mit diesen metaphorischen Worten kommentierte Trainer Ernesto Valverde die Aufgabe vor dem ersten Spiel für seinen neuen Arbeitgeber.

Dieser heißt seit Anfang Dezember FC Valencia und ist in einer misslichen Lage. Als eigentlich dritte Kraft in Spanien ist man mittlerweile in die Bedeutungslosigkeit der Tabelle abgerutscht. Der vorzeitige Aufstieg ins Champions-League-Achtelfinale war da nur ein schwacher Trost.

Neun Gegentore in zwei Spielen

Nach zwei katastrophalen Ergebnissen, 0:4 in Malaga und 2:5 zu Hause gegen Saragossa, entschloss sich der Verein vom Mittelmeer Coach Mauricio Pellegrino vor die Tür zu setzen. Und darin ist auch schon der Brandherd begründet.

„El Flaco“, wie der ehemalige Verteidiger genannt wird, erfreut sich nach sechs Jahren (1999-2005) als Aktiver in Valencia großer Beliebtheit. Sowohl bei den Fans als auch bei den Spielern.

Letztgenannte zeigten sich nach der Entlassung des 41-Jährigen solidarisch. „Wir Spieler waren nicht auf seinem Niveau. Er ist eine großartige Person und ein wunderbarer Trainer“, twitterte etwa Kapitän David Albelda.

„Er hatte Charakter“

Roberto Soldado stimmte mit ein: „Er hatte Charakter und seine Fähigkeiten im täglichen Training unter Beweis gestellt. Wir waren es, die nicht unser Bestes abgerufen haben.“

Trotz der offen zur Schau gestellten Selbstkritik entschlossen sich Präsident Manuel Llorente und Sportdirektor Braulio Vazquez dazu, Pellegrino als Verantwortlichen der sportlichen Misere hinzustellen und sich vom Übungsleiter zu trennen.

Eine polemische Entscheidung, die Teile der Anhängerschaft auf die Barrikaden gehen ließ. Ihr Zorn hatte sich nämlich gegen Spieler und die Vereinsführung und nicht gegen den Trainer gerichtet.

Leuchtkörper auf den Präsidenten

„Sie haben mich aus Angst gefeuert“, resümierte Pellegrino selbst nach dem schicksalhaften 1. Dezember.

Rund 400 Ultras forderten Llorentes Abgang und untermauerten ihre Ansprüche mit einem Leuchtkörper, der auf den Präsidenten-Balkon flog. Es war das erste Mal, dass sich der hochrangige Angestellte der Supermarktkette „Mercadona“ derartiger Kritik gegenübergestellt sah.

„Es war eine Kurzschluss-Reaktion“, gab der Präsident Stunden nach dem Rauswurf gegenüber seinem Ex-Trainer zu. Doch die Medien und vor allem Sportdirektor Vazquez, der den Akt des Vereinsbosses mit harschen Worten verteidigte, machten einen Rückzieher unmöglich.

Gago sorgt für Wirbel

Kurz nach dem Abgang Pellegrinos äußerte Fernando Gago seine Absicht, den Verein zu verlassen. Der ehemalige Mittelfeld-Akteur war Wunsch-Spieler des geschassten Trainers und erst im Sommer für 3,5 Millionen Euro fix von Real Madrid verpflichtet.

Der 26-Jährige sollte der erste Härtefall für den neuen Mann auf der Valencia-Bank werden. „In meinen ersten Besprechungen habe ich in keinem Moment gesagt, dass jeder, der nicht will, sofort gehen kann. Ich verwende solche Worte nicht“, stellte Valverde klar.

Der ehemalige Coach von Olympiakos Piräus weiß um die angespannte Situation bei den „Che“ und ist bemüht, für Ruhe zu sorgen. Am besten gelingt das noch immer mit guten Resultaten.

Osasuna als „Aufbaugegner“

Mit dem 1:0-Sieg am Wochenende in Osasuna ist der Auftakt schon einmal geglückt. Dank Soldados Treffer konnte der erste Auswärts-Erfolg in La Liga seit März gefeiert werden.

In der Copa del Rey geht es nun erneut gegen die Basken (Di., 11.12., 20 Uhr und 8.1., 21:30 LIVE auf LAOLA1.tv).

Qualifiziert man sich fürs Viertelfinale, ist das Wasser auf die Mühlen derer, die im Trainerwechsel das Heil sahen.

Und zugleich löscht man mit Wasser ja auch Feuer, wie Valverde weiß.

Christian Eberle