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Ein Transfer, der Arsenal weh tut

Ein Transfer, der Arsenal weh tut

London-Derby, der Tabellenführer gastiert bei seinem ersten Verfolger.

Trotzdem kommt beim Spiel zwischen dem FC Arsenal und dem FC Chelsea nur wenig Spannung auf. Zu groß wirkt der Abstand zwischen den beiden Klubs, der Meister scheint nach 32 Spielen bereits festzustehen.

Die „Blues“ aus dem Westen Londons marschieren in dieser Saison ohne nennenswerte Schwächephase zum Titel und haben bereits einen Zehn-Punkte-Polster auf den Stadtrivalen aus dem Norden.

Selbst ein Sieg Arsenals wird die Truppe von Star-Coach Jose Mourinho nicht auf dem Weg zum fünften Premier-League-Titel stoppen können. Teil der Meisterfeier wird auch Cesc Fabregas sein, der langjährige Spielführer und Fanliebling der „Gunners“.

Eine weitreichende Entscheidung

Es war der vielleicht brisanteste Transfer im Sommer, als Fabregas seinen Heimatverein FC Barcelona verließ, um auf die Insel zurückzukehren. „Arsenal wäre meine erste Wahl gewesen. Aber sie haben mich nicht unter Vertrag genommen. Das Schicksal wollte nicht, dass sich unsere Wege noch einmal kreuzen“, rechtfertigte der Mittelfeldspieler, warum er akkurat zum Stadtrivalen wechselte.

Rund 33 Millionen Euro ließ sich Jose Mourinho den Spanier kosten. Zusammen mit 40-Millionen-Mann Diego Costa war Fabregas der wichtigste Neuzugang für Chelsea, musste er doch das schwere Erbe von Klub-Legende Frank Lampard antreten.

Mit Erfolg, wie man im Nachhinein weiß. Drei Tore und unglaubliche 17 Assists hat der 27-Jährige allein in der Premier League zu Buche stehen. Zudem laufen die meisten Angriffe über ihn, Fabregas glänzt als Passmaschine auf der Doppel-Sechs oder im offensiven Mittelfeld.

Zuletzt musste Fabregas mit Schutzmaske auflaufen

„Manche Leute schreiben, dass Fabregas seine Form verloren hat, weil die Zahl der Vorlagen nicht gleich ist. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass die Spieler, die er bedient, nicht treffen“, verteidigt Mourinho seinen Schützling.

Tatsächlich musste Chelsea in den letzten Wochen und Monaten mit einem Stürmer-Problem kämpfen. Superstar Diego Costa bekommt seine Oberschenkelprobleme nicht unter Kontrolle und auch Loic Remy  hat das Verletzungspech gepachtet. Bleibt nur noch der 37-jährige Didier Drogba, der schon beim 1:0-Sieg gegen Manchester United spielte, aber deutlich an Torgefahr in den letzten Jahren verlor.

Erste Rückkehr

In Fabregas‘ Gedankenwelt wird im Vorfeld des Spitzenspiels aber ohnehin wenig Platz für etwaige Krisen sein. Zum ersten Mal seit seinem Abgang im Jahr 2011 kehrt der Spanier in sein altes „Wohnzimmer“, das Emirates Stadium, zurück.

„Jeder hier respektiert Cesc und ich will, dass er die Begrüßung bekommt, die er sich verdient“, glaubt Wenger nicht an böses Blut seitens der Fans. Fabregas selbst fokussiert sich auf das Sportliche: „Wir müssen eine gute Performance abliefern. Wir wissen, dass es im Emirates immer schwer zu spielen ist.“

An Geschenke in Form von Punkten für seine ehemaligen Teamkollegen, denkt der Mittelfeldspieler nicht: „Wir sind zehn Punkte vorne und wir wollen ihnen keine Hoffnung machen, dass sie noch einmal Druck ausüben können.“

Denn am Ende will Fabregas endlich die Premier-League-Trophäe in die Luft stemmen: „Die Fans warten seit fünf Jahren auf den Titel und ich warte bereits seit 27 Jahren, also würde ich sie am liebsten so schnell wie möglich gewinnen.“

Arsene Wenger wartet mit seinen Anhängern seit elf Jahren auf den Gewinn der Meisterschaft. Die verpasste Rückverpflichtung von Fabregas wird es auch in den nächsten Saisonen nicht leichter machen.

 

Julian Saxer

Kurzum handelt es sich um einen Spieler, der jeder Mannschaft gut tut. Doch Arsene Wenger hat die Rückkauf-Klausel nicht beansprucht. „Wir brauchen keine Offensiv-Spieler. Wir haben Santi Cazorla, Jack Wilshere, Aaron Ramsey, Alex Oxlade-Chamberlain und Mesut Özil“, erklärte der französische Fußball-Professor.

Profiteur Hazard

Die Argumentation von Wenger wirkt aufgrund der Quantität im Kader schlüssig, dennoch war es fahrlässig, Chelsea einen Spieler der Qualität von Fabregas zu überlassen.

Speziell die Kombination Fabregas und Alexis Sanchez hätte die Herzen aller Arsenal-Fans höher schlagen lassen können. Nun profitiert Chelsea-Flügelflitzer Eden Hazard von seinem kongenialen Mittelfeldpartner. Der Belgier hat in der laufenden Saison einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung gemacht und ist verdientermaßen als „PFA Player of the Year“ nominiert.

Sogar der große Zinedine Zidane ließ sich zu einem Loblied hinreißen: „Ich genieße alles, was er auf dem Feld macht. Ich mag, wie er sich auf dem Feld bewegt, dieser entschiedene Drang in ihm und die Tatsache, dass er sich jedes Jahr verbessert. Und er kann immer noch besser werden.“

Wie sehr Hazard allerdings von Fabregas profitiert, zeigt ein Blick in die Statistiken. Unglaubliche 428 Pässe erhielt er in dieser Saison vom Spanier. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison führte Oscar mit 188 Zuspielen die mannschaftsinterne Wertung an.

„Mit Cesc musst du nicht jahrelang zusammenspielen. Wir brauchten nur ein Spiel, ein Training und wir kannten uns gegenseitig. Es ist eine Ehre, mit ihm zu spielen, er weiß alles über Fußball“, schwärmt Hazard bei „beIN Sport“.

(K)eine Krise

Zuletzt musste sich Fabregas allerdings vermehrt mit Kritik zurechtfinden. 13 Assists verzeichnete er noch im Jahr 2014, seit dem Jahreswechsel sind nur noch vier hinzugekommen. Grund genug, dass die gefürchtete britische Presse eine Krise ausfindig machte.