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Wengers Straßenfußball-Theorie

Wengers Straßenfußball-Theorie

Nicht umsonst trägt seine 2010 erschienene Biographie den Untertitel „The Professor“.

Arsene Wenger ist einer jener Trainer, die den Blick gerne mal über den Fußballplatz hinaus wandern lassen, die auf der Suche nach den Hintergründen für aktuelle Entwicklungen sind.

Europäer im Hintertreffen

So auch bei einem Blick auf die Torschützenliste der Premier League. Mit Kun Agüero (Argentinien), Diego Costa (Brasilien), Alexis Sanchez (Chile) und Leonardo Ulloa (Argentinien) sind unter den Top 7 vier gebürtige Südamerikaner zu finden.

Hinzu kommen Saido Berahino (Burundi) und Diafra Sakho (Senegal) aus Afrika. Die europäische Fahne hält lediglich der Italiener Graziano Pelle hoch.

Dass Europas Stürmer ins Hintertreffen gelangt sind, hat für den Arsenal-Coach gute Gründe.

„Auf der Straße musst du beweisen, dass du gut bist“

„Seht euch doch in Europa um und woher die Stürmer kommen. Viele von ihnen, zumindest 80 Prozent, kommen aus Südamerika“, holt der Franzose aus.

Wenger weiter: „Vielleicht liegt es daran, dass der Straßenfußball in Europa verschwunden ist. Wenn du im Straßenfußball zehn Jahre alt bist, willst du mit den 15-Jährigen spielen. Dann musst du aber beweisen, dass du gut bist. Du musst kämpfen und unmögliche Bälle gewinnen.“

In Europa sei das nicht mehr der Fall: „Wenn alles ein bisschen mehr formalisiert wird, geht es weniger um die Entwicklung der individuellen Fähigkeiten und der kämpferischen Einstellung. Das ist ein bisschen verloren gegangen.“

„Wir alle sind ein wenig softer geworden“

„Wenn man 30-40 Jahre zurückgeht, war das Leben in England härter. Die Gesellschaft hat sich verändert. Heute werden wir viel mehr beschützt. Wir alle sind ein wenig softer geworden“, sagt der 65-Jährige.

Alexis Sanchez, sein chilenischer Neuzugang, erinnere ihn an die erste Generation englischer Spieler, die er bei Arsenal betreut habe: „Lee Dixon, Steve Bould, Tony Adams, Nigel Winterburn, Martin Keown. Diese Jungs waren einfach bereit, zu kämpfen. Für Alexis ist das auch ganz normal. Er will den Ball. Er geht nicht raus, er läuft raus.“

Auch Barcas Luis Suarez falle in diese Kategorie. Laut Wenger ist diese kämpferische Attitüde auch für das schnelle Umschaltspiel von Vorteil: „Wenn Suarez den Ball verliert, gewinnt er ihn sofort zurück. Sanchez ist genauso. Es gibt keine Zeit zwischen Offensive und Defensive, sie schalten sehr schnell um.“