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RB Leipzig steht vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga

RB Leipzig steht vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga

Das Red-Bull-Fußballunternehmen steht vor seinem bislang bedeutendsten Schritt. Die Europa-League-Auftritte der Salzburger Bullen in Ehren, aber mit dem Eintritt von RB Leipzig in die 2. Deutsche Bundesliga rückt man dem Konzert der Großen eklatant näher.

Mit einem Sieg am Samstag gegen den bereits abgestiegenen 1. FC Saarbrücken kann RB Leipzig den direkten Aufstieg in die 2. Bundesliga fixieren.

Mit dem sportlichen Aufstieg rückt RB aber auch in den Fokus der breiten Fußball-Öffentlichkeit – und in die Kritik.

Vom Hass-Objekt zum Zuschauermagneten

Für die Partie gegen Saarbrücken wird eine mit über 40.000 Zuschauern ausverkaufte Red Bull Arena erwartet. Der Zuspruch für den Retortenverein war aber lange Zeit überschaubar.

Bereits zu Beginn des Red-Bull Engagements regte sich Protest, vor allem von Anhängern der verfeindeten Leipziger Traditionsklubs 1. FC Lokomotive und FC Sachsen Leipzig (Nachfolgeverein von BSG Chemie). Aber auch Fans anderer Mannschaften sträubten sich gegen den konstruierten Verein, mehrere Testspiele mussten in den letzten Jahren abgesagt werden, weil etwa Fans von 1860 München und Nürnberg eine Begegnung mit RB nicht wollten.

150 Leipziger Anhänger bejubelten 2010 den ersten Aufstieg des Klubs. Vier Jahre später bewegt RB die Massen im Großraum Leipzig. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Der Osten und speziell Leipzig dürstet nach erfolgreichem Fußball.

Ausgehungerter Osten 

Die Zeiten, als Lokomotive 1987 im Finale des Europapokals der Pokalsieger stand, sind längst vorbei. Mit der Wende ging es mit dem Ost-Fußball langsam bergab. Für Aufsehen sorgen Klubs wie Dynamo Dresden, Hansa Rostock und Co. zumeist nur noch mit sportlichem wie finanziellem Misserfolg und gewalttätigen Ausschreitungen. Die Bundesliga ist seit Jahren eine reine West-Angelegenheit.

Nicht von ungefähr wählte Red Bull daher den Standort Leipzig, handelt es sich beim Gebiet der ehemaligen DDR doch um den europaweit größten und einwohnerstärksten Raum ohne Erstligisten. Ein Einzugsgebiet von rund 3,5 Millionen wartete nur darauf, einen konkurrenzfähigen Fußballklub anfeuern zu können.

Verstummt sind die Kritiker aber nicht. Viele Fußball-Fans lehnen den traditionsfreien Kommerz den RB verkörpert weiterhin ab und auch in der Bundesliga werden kritische Stimmen laut.

Rummenigge ortet Probleme

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, äußerte Anfang des Jahres Bedenken, dass RB in Zukunft ein Problem werden könnte. "Irgendwann wird der Klub auch in der ersten Liga aufschlagen", ist sich Rummenigge sicher und spätestens dann müsse sich die Liga Gedanken machen.

Gegen Darmstadt kamen knapp 40.000

"Es gibt bisher aber nur die Lex Leverkusen und die Lex Wolfsburg, die von der 50+1-Regelung ausgeschlossen sind, weil dies eine über Jahrzehnte gewachsene Verbindung ist. Die dritte Lex mit Leipzig und dem dahinterstehenden Konzern Red Bull würde der DFL gewisse Bauchschmerzen bereiten", sprach Rummenigge gegenüber "Sport Bild" die Ausnahmeregelungen für die Werksteams Leverkusen und Wolfsburg an.

Knackpunkt Lizenz

An der 50+1-Regel stößt man sich im Falle von RB aber gar nicht. Diese soll verhindern, dass einzelne Kapitalanleger die Stimmenmehrheit an Kapitalgesellschaften (in die die Spielbetriebe der meisten Fußballvereine ausgelagert sind) erlangen. Auf den eingetragenen Verein RasenBallsport Leipzig trifft sie rein juristisch gesehen nicht zu.

An der Lizenz hakt es dennoch. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) knüpfte die Erteilung der Spielerlaubnis zuletzt an drei Punkte.

Zum einen müsse RB sich ein neues Vereinslogo zulegen, da das derzeitige Wappen dem Red-Bull-Marken-Logo zu sehr ähnelt. Auch an den Aufnahme-Hürden für neue Mitglieder des eingetragenen Vereins stößt sich der Ligaverband: 800 Euro Jahresbeitrag müssen die Mitglieder bislang entrichten. Zudem müssen sich die Vereinsgremien öffnen, bisher tummeln sich dort Red-Bull-Mitarbeiter.

RB legte dagegen fristgerecht Einspruch ein und reichte ausgearbeitete Änderungen ein. Bis 7. Mai wird die DFL dazu Stellung nehmen. Daran, dass RB letztlich die Lizenz erhalten wird, zweifelt aber niemand. 

RB Leipzigs Weg in die 2. Bundesliga

Der Sprung in die 2. Bundesliga ist wohl nur noch Formsache und ein weiterer Meilenstein im rasanten Aufstieg von RB Leipzig. 

2009:
Nachdem bereits 2006 eine Übernahme des FC Sachsen Leipzig, auch wegen Fan-Protesten, fehlschlug, glückte im Jahr 2009 Red Bulls Einstieg in den deutschen Fußball. Am 19. Mai wurde der Klub RasenBallsport Leipzig e.V. offiziell gegründet, womit der kurz als RB Leipzig geführte Verein dem in Deutschland geltenden Verbot von Sponsoren im Klubnamen auswich. Um nicht in der elften Liga starten zu müssen, sicherte sich der Retortenklub das Spielrecht des Fünftligisten SSV Markranstädt. DFB und Sächsischer Fußballverband werteten dies als Fusion und stimmten der Übernahme zu.

Erst Rangnick brachte den Durchbruch

Saison 2009/10:
Mit einem runderneuerten Kader und einigen Bundesliga-erprobten Spielern wie Thomas Kläsener oder Ingo Hertzsch startete RB Leipzig in die Oberliga-Saison und schaffte mit 22 Punkten Vorsprung souverän den Aufstieg in die Regionalliga Nord. Im Jänner 2010 stieß mit Timo Rost nicht nur ein weiterer Ex-BL-Kicker zu den Leipzigern, sondern auch die Führungsetage wurde mit Dietmar Beiersdorfer neu besetzt. Trotz des Aufstiegs musste die gesamte sportliche Führung rund um Trainer Tino Vogel zum Saisonende ihre Koffer packen.

Saison 2010/11:
Zur ersten Regionalliga-Saison zog RB Leipzig vom alten Makranstädter Stadion am Bad in den Neubau des alten Zentralstadions um. Die WM-Arena von 2006 (44.345 Sitzplätze) wurde am 1. Juli 2010 in Red Bull Arena umbenannt und wird seither als RB-Heimstätte genutzt. Trotz weiterer namhafter Neuzugänge wie Tim Sebastian und Thiago Rockenbach sprang unter dem ehemaligen Zweitligatrainer Thomas Oral am Ende der Spielzeit nur Platz vier heraus. Damit war Orals Zeit in Leipzig nach nur einem Jahr ebenso schon wieder vorüber, wie jene von Sportdirektor Thomas Linke, der erst im Februar 2011 seinen Posten als Sportdirektor angetreten hatte. Ein Erfolgserlebnis gab es durch den Gewinn des Sachsenpokals zu verzeichnen, der RB Leipzig einen Platz im DFB-Pokal sicherte.

Saison 2011/12:
Nach Oral durfte sich Peter Pacult auf der Trainerbank der Leipziger versuchen und der Wiener stellte sich gleich mit einem Ausrufezeichen ein, als seine Truppe in der ersten DFB-Pokal-Runde Bundesligist Wolfsburg ausschaltete. Doch auch Pacult und der Mannschaft, zu der in dieser Saison u.a. Tomasz WisioNiklas Hoheneder, Umut KocinRoman Wallner und Pekka Lagerblom stießen, blieb der Aufstieg verwehrt.

Saison 2012/13:
Die Stagnation in der Regionalliga passte nicht ins Konzept von Red Bull und so engagierte man mit Ralf Rangnick einen Mann als Sportdirektor, der bei ähnlichen Vorzeichen bereits Hoffenheim in die Bundesliga geführt hatte. Rangnick holte sich mit Alexander Zorniger einen jungen Trainer - der seine Ausbildung zum Fußballlehrer als Jahrgangsbester abgeschlossen hatte - und vollzog auch eine Kurskorrektur innerhalb der Mannschaft. Auf alternde Stars wurde zugunsten junger Talente großteils verzichtet. Nach Platz eins in der Abschlusstabelle der Regionalliga Nordost setzte sich RB mit einem 2:0 zuhause und einem 2:2 n.V. in der Aufstiegsrunde gegen die Sportfreunde Lotte (Meister RL West) durch und stieg in die 3. Liga auf.

Saison 2013/14:
Nach einem durchwachsenen Saisonstart ging es zum Ende der Hinrunde hoch auf den zweiten Tabellenplatz, den man seither nicht mehr abgab. Mittlerweile ist RB seit 13 Spielen ungeschlagen und auf bestem Wege direkt in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Zwei Runden vor Schluss liegt Dorfklub 1. FC Heidenheim, der vor sechs Jahren selbst noch in der Oberliga spielte, drei Punkte vor den Leipzigern an Position eins. Verfolger Darmstadt, der am 35. Spieltag vor der Rekordkulisse von 39.147 Zuschauern geschlagen wurde, liegt schon vier Zähler zurück.

 

Christoph Kristandl