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"Ich wäre sonst querschnittsgelähmt"

Niklas Hoheneder ist schon mit Sparta Prag tschechischer Meister geworden.

Mit RB Leipzig stieg der 28-Jährige als Regionalliga-Champ nach Relegationsspielen gegen die Sportfreunde Lotte in die Dritte Liga auf, wo ein zweiter Platz zwar nicht für den nächsten Titel reichte, aber für den viel wichtigeren Aufstieg in die zweite deutsche Bundesliga.

Doch der Linzer hat noch einen anderen Meister-Titel: „Niklas Hoheneder ist RBL-Saunameister“, steht im neuen Klub-Magazin der „Roten Bullen“.

„Ja, ich mache einfach immer den Aufguss“, lacht der Österreicher im Gespräch mit LAOLA1.

Er kann wieder lachen

Hoheneder kann wieder lachen. Gott sei Dank. Denn seine aktuelle Lebenssituation könnte auch ganz anders aussehen. „Ich hatte unfassbares Glück, die Ärzte sagten sogar mehr als Glück.“

Es geht natürlich um seinen Horror-Crash am dritten Spieltag in dieser Saison gegen Erzgebirge Aue. Nach einem Luftduell im gegnerischen Strafraum flog der Innenverteidiger mit dem Kopf voran auf den Boden und blieb liegen. Hoheneder zwickte sich dabei einen Nerv ab.

„Als Untrainierter wäre ich sofort querschnittsgelähmt gewesen, dadurch dass ich so ein drahtiger Typ mit einer so guten Muskulatur im Nacken bin, hat mich das aber vor Schlimmeren bewahrt.“

Hoheneder hatte wahnsinniges Glück im Unglück. „Ich habe am Anfang gar nicht so viel bemerkt. Ich bin gefallen, mein Arm tat weh und ich konnte ihn nicht heben. Sonst war nichts.“

Hoheneder sah das Video nie

Das Video seines Unfalls hat sich der Abwehrspieler nie angesehen. „Ich habe mich damit gar nicht so befasst und ich wollte es auch nicht so an mich heranlassen.“

Hoheneder ist am Weg zurück

Freilich atmete der Oberösterreicher kräftig durch, als er bald wieder das Krankenhaus verlassen konnte und sich seither seinem Comeback auf dem Rasen widmen konnte.

Neun Wochen ist der Crash her, die Folgen sind noch zu sehen. Sein betroffener linker Arm hat etwa im Vergleich zum rechten deutlich weniger Muskelkraft und macht noch zu schaffen.

„Ich könnte aber eigentlich schon wieder spielen“, erzählt Hoheneder, der das 0:0 seiner Teamkollegen gegen Kaiserslautern am Montag von der Tribüne aus verfolgte.

In einem Test tat er das auch, doch die Koordination mit seinem Arm bereitete ihm sichtbar Probleme.

„Als ob er betrunken wäre“

„Es hat ausgesehen, als ob er betrunken wäre“, scherzte sein Trainer Alexander Zorniger neulich bei einer Pressekonferenz. Hoheneder räumt die Probleme ein, allerdings spürt man auch seine verständliche Ungeduld.

Hoheneder hängt wie alle Spieler in der RB-Arena in Leipzig (per Bild) ab
„Die Spieler, die hier sind, haben die beste Chance, sich zu präsentieren. Jeder Tag ist ein Probetraining“, so der Coach.

Dieser meinte einst nach dem 0:0 zum Zweitliga-Auftakt gegen Aalen ob drei vergebener Kopfballchancen über Hoheneder: „Ich dachte, die Österreicher sind harte Kerle. Aber der denkt wohl, seine Fönfrisur geht durcheinander.“

Der Angesprochene lacht. „Das darf man nicht zu ernst nehmen, solche Sprüche hat er eben drauf“, erwidert der Schützling, der seinen Betreuer auch menschlich würdigt: „Du kannst alles von ihm haben.“

Noch unter Peter Pacult kam Hoheneder im Winter 2011/12 nach Leipzig – und will auch nicht mehr weg.

„Wir sind schon zwei Mal aufgestiegen, für mich ist es total super hier und auch die beiden anderen Österreicher (Stefan Hierländer, Georg Teigl, Anm.) fühlen sich sehr wohl."

Mehr als nur Fußball

Hoheneder, der sich auch mit dem Red-Bull-Style gut identifizieren kann, ist mittlerweile mit einer Leipzigerin liiert und nur noch selten in Österreich. Im Sommer war er Gast bei Florian Kleins Hochzeit.

Sein Kumpel spielt mittlerweile beim VfB Stuttgart in der Deutschen Bundesliga und traf auch letztens zum ersten Mal. „Mein Traum ist einmal gegen ihn in der Bundesliga zu spielen“, grinst Kleins Ex-Teamkollege beim LASK.

Das ist nicht nur wegen der Meisterschaft („Wenn du nicht gut spielst, verlierst du. Das war vorher nicht der Fall“) ein langer Weg. Auch für Hoheneder, der sich erst einmal zurückkämpfen muss.

Das Wichtigste ist aber, dass er das kann. Gott sei Dank.

 

Aus Leipzig berichtet Bernhard Kastler

Schließlich hat die Saison für den früheren U21-Nachwuchs-Nationalspieler so gut begonnen.

„Er hat nochmal eine sensationelle Entwicklung genommen und ist absoluter Stammspieler“, weiß sein Trainer („Er tut dem Team und uns als Spieler gut“), was er auch als Menschen an ihm hat.

„Es war leider wirklich ein blöder Zeitpunkt. Ich war gut drauf, habe gut gespielt und wir waren erfolgreich. Es kam nicht gelegen, auch dass es schon so lange dauert. Das taugt mir nicht.“

Boyd als harter Trainigspartner

Hoheneder sieht nun aber auch das Fußballspielen nicht mit anderen Augen.

„Ich war ja der einzige, der komplett ungeduldig war. Alle meinten, wenn du es mit den Nerven hast, musst du Geduld haben. Aber ich wollte gleich trainieren, ich hatte nichts, keine Schmerzen, konnte eben nur den Arm nicht heben.“

Der Nerv ist nun so gesund, dass er nicht mehr kaputt gehen kann, außer bei solch einem schrecklichen Sturz. In die Kopfballduelle wird der frühere LASK- und Austria-Kicker auch weiterhin wie üblich gehen.

„Ich hatte letztens das Härteste im Training gegen Terrence Boyd“, lacht Hoheneder. „Ich habe das Kopfballduell gewonnen, aber er hat mich drei Meter weggeschossen. Es hat aber alles gehalten.“

Ziel ist ein Comeback noch im Herbst, wichtig sei es wieder in den Spielrhythmus zu kommen.

„Ich muss dem Trainer zeigen, dass ich wieder da bin“, so die Nummer 23, die vielleicht bei der zweiten Mannschaft vorspielt. Vorspielen ist in diesem Zusammenhang auch das richtige Wort.

Es geht um die Zukunft in der Welt von Red Bull

Denn Hoheneders Vertrag läuft am Ende der Saison aus und somit spielt er auch um eine Verlängerung. Es gab noch keine Gespräche und es scheinen alle Möglichkeiten offen.

Zorniger will sich aus diplomatischen und taktischen Gründen freilich nicht festlegen, ob er seinem Sportdirektor Ralf Rangnick eine Empfehlung für eine Vertragsverlängerung abgeben würde.