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"Ihr ganzes Leben hängt von solchen Spielen ab"

Ümit Korkmaz ist zurück bei Eintracht Frankfurt.

Nach einem halben Jahr, das er leihweise beim VfL Bochum verbracht hat, kickt der 25-Jährige nun wieder für den Absteiger.

"Ich will eine verletzungsfreie Saison spielen", wünscht sich der Flügelspieler im LAOLA1-Interview.

Der neunfache Internationale spricht außerdem über einen Funkel-Anruf, der einem Befehl gleichkam, Erwin Hoffers Gemeinsamkeiten mit Jennifer Lopez und Fans, deren Leben vom Fußball abhängt.

LAOLA1: Wie fällt dein Resümee der Saison 2010/11 aus?

Ümit Korkmaz: Die Saison hat bei der Eintracht nicht gut begonnen, weil ich sehr wenig gespielt habe. Bei Bochum ist es dann sehr gut gelaufen. Wären wir aufgestiegen, wäre es perfekt gewesen. Aber es hat leider nicht geklappt.

LAOLA1: Du bist in Bochum zehn Mal in der Startelf gestanden, hast drei Tore erzielt und zwei Assists geliefert. Warum ist dir dort der Knopf aufgegangen?

Korkmaz: Wenn man wieder Lust und Laune hat, kann man auch befreiter Fußball spielen. Dann kommen auch die Tore und die Assists.

LAOLA1: Warst du überrascht, dass die Integration in die Mannschaft so schnell geklappt hat?

Korkmaz: Ich kannte einige meiner Bochum-Kollegen aus der gemeinsamen Zeit bei der Eintracht. Sie haben mich super aufgenommen, ich hatte gar keine Probleme. Ich habe mich dort richtig zu Hause gefühlt, obwohl ich im Hotel gewohnt habe. Es war richtig friedlich da.

LAOLA1: Wie viel Anteil hatte Trainer Friedhelm Funkel an deinem starken Frühjahr?

Korkmaz: Sehr viel. Ich wollte eigentlich nicht in die zweite Liga. Ich habe meinem Manager gesagt, dass ich in die Türkei gehe und dort meine restlichen eineinhalb Jahre spiele. Schlussendlich kam der Anruf von Funkel. Sein Anruf war wie ein Befehl.

LAOLA1: Jetzt spielst du wieder in der zweiten Liga…

Korkmaz: Ich habe nur noch ein Jahr Vertrag. Man wird sehen, wie es weitergeht.

LAOLA1: Welche Unterschiede hast du zwischen Bochum und Frankfurt ausgemacht?

Korkmaz: Es sind zwei unterschiedliche Städte. Ich hatte immer das Gefühl, dass Bochum im Schatten von Dortmund und Schalke stand – auch von den Medien her. Die Eintracht hingegen steht im Mittelpunkt. Auch wenn sie jetzt in der zweiten Liga spielt.

LAOLA1: Bochum ist nun ein Rivale. Was traust du dem Klub zu?

Korkmaz: Der VfL wird auf jeden Fall wieder um den Meistertitel mitspielen. Es wurden wenige Spieler abgegeben und ein paar neue geholt. Es ist eine extrem starke und gut eingespielte Truppe.

LAOLA1: Wie erklärst du dir den Abstieg der Frankfurter? Vor allem, nachdem sie eine richtig starke Hinrunde gespielt haben.

Korkmaz: Ich habe es nur aus der Ferne mitbekommen. Ich kenne es aber von mir selbst: Wenn ein Spieler im Loch ist, kommt er da nur schwer wieder raus. Das geht nur durch Erfolge. Die Eintracht hat damals nichts gewonnen und sich damit ins eigene Fleisch geschnitten.

LAOLA1: Wie groß ist der Niveau-Unterschied zwischen erster und zweiter Liga?

Korkmaz: Von den Zuschauerzahlen und der Professionalität her ist fast kein Unterschied festzustellen. Die individuelle Qualität der Spieler ist in der ersten Liga aber schon höher. In der zweiten Liga wird mehr gelaufen und gekämpft.

LAOLA1: Wie hast du die Ausschreitungen in Frankfurt miterlebt?

Korkmaz: Das kommt überall auf der Welt vor. Das ist ja auch bei Rapid passiert, in Italien passiert so etwas sogar öfter. Es sind halt Zuschauer da, die richtig dabei sind. Ihr ganzes Leben hängt von solchen Spielen ab. Wenn solche Fans mit einer Niederlage in die Woche gehen, arbeiten sie gleich schlechter. Wenn sie einmal sauer sind, kochen die Emotionen richtig hoch und sie marschieren rein. Klar ist es nicht schön, dass so etwas passiert.

LAOLA1: Ist das Publikum im modernen Fußball zu kritisch?

Korkmaz: Ohne die Zuschauer geht es nicht. Wo kommen die Gelder her? Manche sagen, dass den Fans zu viel Freiraum gegeben wurde, weshalb sie sich solche Sachen trauen. Als Sportler sage ich dazu aber nichts. Die Verantwortlichen werden schon wissen, was sie machen.

LAOLA1: Die Hertha hat in der vergangenen Saison den sofortigen Wiederaufstieg geschafft, ist also ein Vorbild für euch. Was braucht es, um den Berlinern dieses Kunststück nachzumachen?

Korkmaz: Nicht nur elf, sondern 18 bis 22 starke Spieler. Man muss Leistungsträger ersetzen können. Das hat die Hertha hervorragend gemacht. Als Berlin gegen uns gespielt hat, waren die Brasilianer auf der Bank – dann kommen sie rein und machen die Tore. So muss es sein.

LAOLA1: Wie sehen deine persönlichen Ziele aus?

Korkmaz: Ich will eine verletzungsfreie Saison spielen und in die Bundesliga aufsteigen.

LAOLA1: Erwin Hoffer ist zu euch gekommen. Hast du beim Transfer mitgewirkt?

Korkmaz: Gar nicht. Ich wurde von unserem Berater schon gefragt, ob "Jimmy" vom Charakter her in diese Mannschaft passen würde. Aber er ist eine ruhige Person. Den kann man überall reinhauen.

LAOLA1: Was sind seine Stärken?

Korkmaz: Schnelligkeit. Und er hat das Glück, anscheinend eine Panzerung zu tragen. Ihm kann keiner etwas anhaben. Er ist ein guter Stürmer, der uns weiterhelfen kann.

LAOLA1: Was hat Hoffer mit Jennifer Lopez gemeinsam?

Korkmaz: Wenn er sich einmal umdreht, wirst du es schon sehen (lacht). Er findet keine passenden Hosen.

LAOLA1: Die Achse Korkmaz/Hoffer hat bei Rapid schon geglänzt. Klappt das auch in Frankfurt?

Korkmaz: Ich hoffe, dass wir beide ein Stammleiberl haben und so viele Spiele wie möglich machen. Es ist sicher ein Vorteil für uns, dass wir uns kennen. Ich kenne seine Laufwege, weiß, welche Bälle er will.


Das Gespräch führte Guido Friedrich