Als einziger "Grieche" beim Fanfest

Als einziger

Als einziger "Grieche" beim Fanfest

"Why are you here and not there“, stammelt ein auch ohne Trikot auf den ersten Blick als Deutscher zu identifizierender Fan und zeigt auf die Videowall, auf der das Spiel zwischen Griechenland und Japan läuft.

„Because I have a ticket for Germany-Ghana“, antworte ich dem bereits von Brahma, neben Budweiser das zweite offizielle Bier der Weltmeisterschaft, gezeichneten Mann.

„Bist du etwa Deutscher oder wad?“, ist der Blondschopf irritiert – den Ghanaer traut er mir aber anscheinend doch nicht zu.

„Na, Österreicher!“

So beginnt das, wenn man sich sein Griechenland-Dress – ja, so etwas hat man, wenn einem die alten Herren irgendwie sympathisch sind und das Trikot nach einer grottenschlechten EM 2008 beim Sportartikelhändler deines Vertrauens zum Spottpreis verscherbelt wird – auspackt und sich damit auf das Fanfest begibt.

Dass man unter grob geschätzt 2000 bis 3000 Fußballfans der einzige ist, der auf irgendeine Art und Weise als Sympathisant der Griechen zu erkennen ist, eröffnet einem aber plötzlich ungeahnte Möglichkeiten. Man erntet Schulterklopfer und Umarmungen, „Hellas, Hellas“ wird einem ebenso hinterher gerufen wie „Karagounis“.

In dem Moment denkt man sich als vermeintlicher Grieche, „das Spiel spiel‘ ich doch mit“. Dass der Schwindel auffliegen könnte, scheint ob der geringen Chance, dass irgendjemand hier Griechisch sprechen könnte, ohnehin nahezu bei Null.

Man posiert also mit den ebenfalls spärlich vertretenen japanischen Fans für Fotos, ebenso wie mit anderen Lagern zugehörigen Zuschauern. Man redet nicht viel, erzählt auf Nachfrage aber in gebrochenem Englisch, wie es einen aus dem Hafen von Piräus hierher nach Fortaleza verschlagen hat und dass man schon für das abschließende Gruppenspiel gegen die Elfenbeinküste angereist ist. Es ist dabei nicht zu verhehlen, dass es besonderen Spaß macht, unsere deutschen Lieblingsnachbarn ein wenig an der Nase herum zu führen.

Hätte sich das brasilianische Fernsehen nicht schon nach dem Spitzenspiel zwischen Uruguay und England verabschiedet, hätte es wohl auch noch für die eine oder andere Aufnahme gereicht. Aber man will es ja auch nicht übertreiben, mit seinen 15 Minuten Ruhm.