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"Das Gegenpressing war 100 Prozent besser"

Es war ein Schritt nach vor.

Beim 2:2 gegen Celtic Glasgow zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase konnte der FC Red Bull Salzburg zumindest wieder einen Teil seines wahren Gesichts zeigen.

Das „Unspiel des Jahres“ von Malmö und die Lethargie als Konsequenz schienen erstmals gänzlich ad acta gelegt worden zu sein. Kein Wunder, stand man nach drei Niederlagen auch gehörig unter Druck.

„Das Leben geht weiter“, konnte Alan dieses traurige Kapitel seiner Karriere für sich auch mit seinem ersten Treffer seit dem 5:0 gegen Altach, dem letzten Salzburger Sieg, abschließen.

Akuter Mangel an Optionen

Kapitän Jonatan Soriano bewies indes, dass der Katalane noch immer Freistöße drauf hat. Nun fehlen nur noch zwei Tore, dass der 28-Jährige den ersten 100er-Klub in der Red-Bull-Ära eröffnet.

Zeugen des Duells mit dem schottischen Traditionsklub waren unter anderem Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, Hansi Hinterseer und Andreas Gabalier. Wie das Trio sahen auch die anderen 17.883 Augenzeugen, dass die Mannschaft an Einsatz und Moral alles Mögliche versuchte.

Nur wenigen Anhängern war dies zu wenig, als sie kurz nach Abpfiff „Hütter raus“ riefen. Die Mehrheit stand allerdings mehrmals während der Partie auf und unterstützte Team und Trainer bis zum Ende.

Der zwölfte Mann stand hinter zwölf Mann. Denn mehr Salzburger waren nicht am Feld. Wieder einmal schöpfte Trainer Adi Hütter sein Austauschkontigent nicht vollends aus.

Nur Ankersen eingewechselt

Alexander Walke, Benno Schmitz, Peter Ankersen, Naby Keita, Valentino Lazaro, Nils Quaschner und Massimo Bruno standen für diese Partie als potentielle Wechselspieler zur Auswahl. 

Letztlich durfte nur Ankersen in die Partie, weil Andreas Ulmer nach seiner Rückkehr noch nicht 90 Minuten marschieren konnte. Nils Quaschner machte sich schon bereit, dann traf aber Soriano und so kam es zu keinem Wechsel mehr.

"Wir haben das Gegenpressing zu 100 Prozent besser hinbekommen als gegen Wolfsberg, vor allem in der ersten Hälfte. Da waren wir immer mit drei, vier Mann beim Gegenspieler und hatten Balleroberungen“, meinte Kevin Kampl.

Doch es fiel auf, dass Ramalho ungewöhnlich tief stand. Früher fand das Arbeiten gegen den Ball für beide Innenverteidiger nahe der Mittellinie statt.

„Das ist nicht beabsichtigt“, meinte Hütter auf Ramalho angesprochen. „In der zweiten Hälfte war es so, dass Andre das eine oder andere Mal zu weit hinten drinnen war. Wir wollen natürlich nach vorne verteidigen“, sagte Hütter, der sich das Spiel erst noch genauer anschauen wollte. 

Press' to impress

Auch die Gegner spielen eine Rolle, wie Stefan Ilsanker anmerkte: „Wenn der Tormann kurz herausspielt, dann können wir weiter vorne angreifen, wenn der Tormann die Bälle weit nach vorne jagt, können wir uns nicht alle vorne versammeln und uns überspielen lassen. Es ist kein Wunder, dass wir da tiefer stehen und wir kommen mehr über die zweiten Bälle. Wenn die Gegner wieder herausspielen, können wir sie wieder am Sechzehner attackieren.“

Früher hieß das Motto, dem Gegner das Spiel aufzuzwingen. Ilsanker: „Wir haben auch Celtic unser Spiel aufgezwungen. Wenn sie versucht haben zu spielen, haben wir sehr gut gegen den Ball gearbeitet und das geschlossen. Da haben wir größtenteils die Bälle auch gewonnen. Aber wenn sie die Bälle weit nach vorne hauen, dann können wir nicht pressen. Sondern müssen die zweiten Bälle gewinnen und schauen, dass wir weit nach vorne spielen.“

Die Salzburger waren gegen Celtic auch mit dem Gegenpressing, für das sie vergangene Saison in der „New York Times“ Erwähnung fanden, nicht unzufrieden. Im Gegensatz zu den letzten Spielen kam man wieder besser ins Spiel.

Auch Trainer Hütter sah das so: „Ich habe viele gute Aktionen gesehen, wo die Mannschaft geschlossen gegen den Ball gearbeitet hat und dann auch schnell nach vorne gespielt haben. Celtic ist es in der einen oder anderen Aktion gelungen, dem auszuweichen. Aber natürlich hat es auch viel mit dem Selbstvertrauen zu tun, daran müssen wir arbeiten, dass wir es wieder besser machen.“

Schon am Sonntag bietet sich gegen die Austria die Chance, das Selbstvertrauen wieder zu stärken. Um einen weiteren Schritt zu machen, auch was die Rückkehr zum guten, alten Salzburger Power-Fußball betrifft.

 

Bernhard Kastler

Der erst vor kurzem wiedergenesene Naby Keita kam ebenso nicht in Frage wie offenkundig Massimo Bruno oder Valentino Lazaro. Die offensiven Vier hatten dem Trainer nicht wirklich einen Grund gegeben, einen von ihnen rauszunehmen.

„Es ist dann auch sehr schwer, in so einer Phase des Spiels reinzukommen, wenn das Tempo trotz allem noch da ist. Ich hatte lange überlegt, ob ich die Optionen nützen soll oder nicht, habe mich dann entschieden, so weiterzumachen“, schilderte der 44-Jähriger später auf der Pressekonferenz.

Viele langzeitverletzte Spieler

Mit Sabitzer stand der offizielle Stürmer Nummer drei schon auf dem Feld, Quaschner hätte beim Stand von 1:2 wie gegen den WAC im Fall der Fälle die Antwort sein sollen. Sein Beispiel zeigt: Auf gewissen Positionen gibt es einen Mangel an Alternativen.

Noch deutlicher wird das in der Defensive: Auf der Bank saß wieder kein Innenverteidiger. Stefan Ilsanker hätte wie bei der Admira zurückgezogen werden müssen, wenn Martin Hinteregger oder Andre Ramalho nicht weiterspielen hätten können. Dabei kam Letzterer schon mit einem gebrochenen Finger zum Einsatz.

Eine Pause täte dem Brasilianer, der auch in der Vorbereitung teilweise aussetzen musste, gut, doch welcher nominelle Innenverteidiger soll ihn ersetzen?

Isaac Vorsah (langzeitverletzt), Rodnei (spielte zuletzt vergangene Saison), Franz Schiemer (Rückkehr ungewiss) sind nicht einsatzbereit.

Asger Sörensen, der fünfte im Bunde, ist zum einen unerfahren – und auch seit Wochen verletzt.

Ramalho stand tief

Gegen Celtic stand bis auf Mane die Stammelf der vergangenen Saison auf dem Feld. Doch die drei Niederlagen in Folge merkte man auch dem heimischen Dream Team von 2013/14 an. Was das Spiel gegen den Ball betrifft, dem Kernstück der Spielidee, war aber wiederum eine Steigerung zu sehen.