LAOLA1: Kann man diese Dinge im Training simulieren?

Baumgartner: Man versucht natürlich in den Trainingsformen die Felder kleiner zu machen, um die Spieler zu schnellerem Handeln zu zwingen und mehr Zweikämpfe in den Spielformen zu provozieren. Aber jemanden wie Carlitos kann man nicht simulieren, denn so einen Spieler gibt es in Pasching nicht.

LAOLA1: Der Medienrummel vor dem Hinspiel war beachtlich. Sogar die FAZ hat Pasching einen Artikel gewidmet. Beflügelt das oder besteht die Gefahr, dass man den Blick für das Wesentliche verliert?

Baumgartner: Ich denke, das hat uns beflügelt und beflügelt uns jetzt auch noch. Es sollte auch so sein, dass einen der Medienrummel beflügelt. Nur ist der Qualitätsunterschied einer Mannschaft aus der Regionalliga in Österreich, auch wenn wir eine gute Mannschaft haben, natürlich schon gegeben. Estoril ist von der individuellen Klasse der Spieler her schon eine Stufe höher anzusetzen. Aber unsere Spieler sind heiß, noch einmal gegen Estoril zu spielen. Wir kennen jetzt die Stärke der Mannschaft, kennen die einzelnen Spieler, und vielleicht ist es der Vorteil für uns, dass wir uns vorne mehr zutrauen. Man hat schon im Hinspiel gesehen, dass mit den Einwechslungen von Lukas Mössner, Patrick Pfennich und Ali Hamdemir noch einmal Schwung gekommen ist.

LAOLA1: Ganz ehrlich: Wie oft hat man als Trainer im Hinterkopf, dass man europäische Fußball-Geschichte schreiben kann? Einen Drittligisten in einer Gruppenphase würde es vermutlich nicht mehr so schnell geben…

Baumgartner: Wer uns kennt, weiß, dass wir extrem schlechte Verlierer sind. Wir wollen keine Fußball-Spiele verlieren. Das ist ein Teil unserer Mentalität, die wir in Pasching entwickeln wollen. Fußball-Geschichte haben wir geschrieben, indem wir Cupsieger wurden und wegen des Meistertitels der Austria in der vierten Qualifikations-Runde der Europa League einsteigen konnten. Aber das ist schon Vergangenheit, jetzt gilt es nach vorne zu schauen. Das nächste Spiel ist immer das wichtigste, und da wollen wir Österreich, auch wenn wir ein Drittligist und klarer Außenseiter sind, noch einmal gut in der Europa League vertreten und natürlich versuchen, das Unmögliche möglich zu machen.

LAOLA1: Schafft man es nicht, geht ein unglaublicher Erfolgslauf zu Ende. In den vergangenen Monaten ist Pasching zurecht im Mittelpunkt gestanden. Besteht ein wenig Angst vor der Anonymität, die nun wieder drohen könnte?

Baumgartner: Nein. Der Liga-Alltag wird uns die ganze Saison bleiben. Da haben wir mit Vorwärts Steyr und Blau-Weiß Linz für oberösterreichische Verhältnisse wirklich tolle Derbys dazubekommen. Da hat man genügend Möglichkeiten, sich durch viele Siege in den Blickpunkt zu stellen. Wir haben zudem am 24. September die Möglichkeit, gegen Wacker Innsbruck im ÖFB-Cup für Aufsehen zu sorgen. Wir haben also noch eine tolle Herbst-Saison vor uns. Da wollen wir natürlich voll dran bleiben.

LAOLA1: Wie viele Angebote hat es nach dem Cupsieg eigentlich für Sie persönlich gegeben?

Baumgartner: Es hat schon ein paar Dinge gegeben, die interessant gewesen wären. Aber wenn es nicht spruchreif ist, denke ich über solche Sachen nicht viel nach. Ich bin Trainer des FC Pasching und bin das sehr gerne. Vor eineinhalb Jahren haben wir noch gegen den Abstieg aus der Regionalliga gespielt, nachdem wir den Verein übernommen haben. Ein gutes Jahr später wurden wir Cupsieger, spielen in der Europa League mit – also ist die Erfolgskurve steil nach oben gegangen. Das wollen wir natürlich so beibehalten.

LAOLA1: Wo soll die Reise für Sie mittel- bis langfristig hingehen?

Baumgartner: Mittelfristig wollen wir natürlich versuchen, den Verein in die zweite Liga zu führen. Längerfristig muss man abwarten, wie wir uns dann etablieren, wie sich die jungen Spieler, die wir geholt haben, weiterentwickeln. Es gilt ja junge Spieler einzubauen. Der nächste große Kandidat ist Yusuf Otubanjo, den wir im Winter geholt haben, der die Nachfolge von Ivan Kovacec antreten soll. So wollen wir uns step by step weiterentwickeln. Dann ist nach oben hin vieles möglich.

LAOLA1: Die Frage hat mehr auf Sie persönlich abgezielt.

Baumgartner: Mein großes Ziel ist natürlich, einmal Trainer in der Bundesliga zu werden. Aber dazu gehört es, dass man sehr erfolgreich ist bei dem Verein, bei dem man gerade arbeitet. Wir haben hier beste Bedingungen. Es macht mir sehr große Freude, in Pasching Trainer zu sein.

Das Gespräch führte Peter Altmann