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"Mit Metalist wartet auf Rapid ein großes Kaliber"

Metalist Kharkiv? Ein ukrainischer Nobody, ein dankbares Los, absolut schlagbar. Diese Einstellung war einmal.

Denn in den vergangenen Jahren hat sich viel verändert. Das 1925 als Werksmannschaft eines Eisenbahnwerks unter dem Namen HPS gegründete Team, stieg neben Dynamo Kiew und Shakthar Donezk zur dritten Fußball-Größe in der Ukraine auf.

Vor dem Duell in der Europa League gegen Rapid sind die letzten Skeptiker gewarnt, dass sich die Kräfteverhältnisse längst verschoben haben.

Austria Wien und RB Salzburg können ein Lied davon singen. Beide österreichischen Vertreter mussten mit Kharkiv schmerzhafte Erfahrungen machen.

Vor Duellen mit FAK und RBS „eher unbekannt“

„Mit Metalist wartet auf Rapid ein großes Kaliber. Man muss ehrlich sein, dass wir in den zwei Spielen nicht viele Chancen gehabt haben“, gibt der heutige WAC-Profi Michael Liendl im Gespräch mit LAOLA1 offen zu.

Im Herbst des Vorjahres duellierte er sich noch in Diensten der Austria mit den Ukrainern. Musste man sich daheim nur 1:2 geschlagen geben, kassierte man auswärts ein 1:4.

Damals ebenfalls dabei war Mittelfeldspieler Alexander Grünwald, der noch heute den violetten Dress trägt und Rapid vor einem „harten Brocken“ warnt.

„Bevor wir und Salzburg gegen Kharkiv gespielt haben, waren sie eigentlich eher unbekannt in Österreich. Aber man hat gesehen, dass sie sehr viel Qualität haben, weil drei Viertel der Mannschaft aus Südamerikanern bestehen.“

„Da glaubt man, der sitzt auf einem Moped“

Diese spielen in Metalists Erfolgskonstrukt eine beherrschende Rolle. Einige Gegenspieler von damals sind den beiden Ex-Kollegen noch in unguter Erinnerung.

„Vor allem Taison war ein Wahnsinn, der ist eine Rakete. Da glaubt man, der sitzt auf einem Moped, so schnell ist der“, sagt Grünwald, der Rapids Guido Burgstaller, einen guten Freund aus Kärntner Jugendtagen und ehemaligen WG-Kumpel, mit Informationen füttern wird.

„Mir ist vorgekommen, dass der mit dem Ball immer schneller geworden ist“, fügt Liendl hinzu. Der brasilianische Stürmer hat ebenso Eindruck hinterlassen, wie Cleiton Xavier.

„Er zieht als Spielmacher die Fäden im Mittelfeld und ist sehr wichtig für ihr Spiel“, erinnert sich Grünwald.

Fußballer mit Extra-Klasse

Für Liendl waren diese Akteure „zwei Fußballer, die wirklich Extra-Klasse haben.“

Überhaupt baut der Dritte der abgelaufenen Saison seit Jahren auf dasselbe Erfolgsrezept in einem 4-2-3-1-System.

„Sie sind spielerisch extrem stark und in der Offensive sehr gut. Da haben sie drei, vier, fünf Spieler drin, die individuelle Klasse haben und auf einem Top-Niveau sind“, erinnert sich Liendl.

Einer, der diesem Kreis angehört, ist laut Auskunft der beiden Bundesliga-Profis natürlich auch José Ernesto Sosa, der vor allem beim FC Bayern Bekanntheit erlangte.

„Kharkiv eine Klasse besser“

Für Salzburg kam es im Februar diesen Jahres im Sechzehntelfinale noch dicker. Bereits daheim schlitterten die Bullen in ein 0:4-Debakel, auswärts setzte es ein 1:4.

Torhüter Alexander Walke stellte nach dem Scheitern klar: "Man muss klipp und klar sagen, dass wir in beiden Spielen läuferisch, technisch und kämpferisch - eigentlich in allen Belangen - klar unterlegen waren. Da brauchen wir nicht herumeiern.“

Trainer Ricardo Moniz sah es damals ähnlich. „Kharkiv war in allen Momenten eine Klasse besser als wir.“

Liendl und Grünwald trauen Rapid schon etwas zu, wenn dann aber daheim. In der Ukraine wird es laut ihnen kaum etwas zu holen geben. Vom „Metalist Stadium“ schwärmen aber beide heute noch.

Rapid durch Österreichs Abschneiden gewarnt

„Das Stadion ist super und jenes von der Europameisterschaft. Es war eine Freude dort zu spielen“, bringt Grünwald Rapid auf den Geschmack.

„Ein Riesen-Stadion, das zwar nicht ausverkauft war, aber es war trotzdem gute Stimmung. Es war ein tolles Erlebnis für uns, leider nicht sehr erfolgreich“, trauert Liendl der Chance nach.

Rapids Vorteil durch die Auftritte der Liga-Konkurrenten könnte sein, mehr über den kommenden Gegner zu wissen und diesen nicht zu unterschätzen.

„Sie haben gesehen, dass das eine wirklich gute Mannschaft ist und man nicht nur hinfahren kann, um locker einen oder drei Punkte mitzunehmen. Da ist Rapid sicher gewarnt.“

Besiegelt Kharkiv drittes ÖFB-Schicksal?

Am Donnerstag werden wohl alle Patrioten hoffen, dass Kharkiv innerhalb eines Jahres nicht auch noch das Schicksal eines dritten ÖFB-Vertreters besiegelt.

Während Grünwald Freund Burgstaller die Daumen drückt, sieht er in Rapids Europa-League-Auftritt auch einen Vorteil für den violetten Erzrivalen.

„Wir sind Austria, sie sind Rapid. Für uns könnte es ein Vorteil sein, dass sie die Doppelbelastung haben. Von daher passt es schon, dass sie spielen.“

Liendl findet in diesem Fall andere Worte. Schließlich geht es darum, die rot-weiß-rote Scharte gegen Metalist Kharkiv auszuwetzen.

„Aller guten Dinge sind drei für Österreich“, schließt der Mittelfeldspieler die Erinnerungen mit aufmunternden Worten - die Rapid gut gebrauchen kann.


Alexander Karper