LAOLA1:Deine Aussagen polarisieren, kommen somit auch sehr gut an. Fühlst du dich bestätigt?

Hinteregger: Ich sage das, was ich mir denke und vielleicht auch das, was die Leute hören wollen. Ich bin immer sehr optimistisch und ich verstecke mich auch nicht. Wenn jeder sagen würde, ich sei arrogant oder ähnliches, würde ich mich wohl auch auf Dauer zurückhalten, aber ich werde ja vielmals bestätigt. Aber ich werde immer das sagen, was ich mir denke.

LAOLA1: Macht sich der Österreicher allgemein kleiner als er ist?

Hinteregger: Ich hatte zuletzt Spiele mit der U21-Nationalmannschaft und ich sehe, dass wir uns vor keinem verstecken müssen. Ob es Holland ist, ob es Spanien ist, etc. - wir sehen, dass wir im Jugendbereich mit jedem mithalten können. Deswegen brauchen wir uns nicht verstecken, wenn man sieht, wo die Holländer und Spanier schon überall gespielt haben. Ein Morata etwa, der gegen uns vier Tore macht und bei Real spielt. Doch unser Robert Zulj muss sich deswegen auch nicht vor den spanischen Innenverteidigern fürchten. Er ist auch ein super Spieler.

LAOLA1: Der Vollständigkeit halber: Ihr habt gegen Spanien mit 2:6 verloren.

Hinteregger: Ja, da haben wir aber die letzten beiden Treffer in den letzten beiden Minuten bekommen. Es sah so aus, als dass wir total unterlegen waren, was aber nicht der Fall war.

LAOLA1: Sollten sich die Spanier hinsichtlich Gruppensieg also nicht zu sicher sein?

Hinteregger: Ungarn ist jetzt einmal das Schlüsselspiel. Sollten wir das gewinnen, dann bin ich mir sehr sicher, dass wir unter den besten Gruppenzweiten für die Quali-Spiele um die EM-Teilnahme landen. Was Spanien betrifft: Wenn wir so spielen wie in Holland, vor allem defensiv, dann haben wir auch gegen Spanien Sieg-Chancen. In erster Linie sind wir aber einmal Favorit auf den zweiten Platz in unserer Gruppe. Im letzten Spiel treffen wir dann auf Spanien, dann sehen wir ohnehin, was noch möglich ist. Verstecken brauchen wir uns nicht, vor allem nicht, wenn es in diesem Spiel wirklich noch um den ersten Platz gehen sollte.

LAOLA1: Man sollte sich einfach immer hohe Ziele stecken, oder?

Hinteregger: Ich sage es so: Mit unserer Mannschaft MUSS man zur Europameisterschaft fahren.

LAOLA1:Das hat aber noch nie ein U21-Team aus Österreich geschafft.

Hinteregger: Ich kann dir nur von meinen Erfahrungen am Platz erzählen und da gibt es keinen Gegner, vor dem wir uns verstecken müssten.

LAOLA1: Aktuell geht es sogar ohne den deutschen Bundesliga-Spieler Raphael Holzhauser.

Hinteregger: Wenn er seine Leistungen bringt, dann ist er überaus wertvoll für uns. Mit den Standards, die er schlägt, die Wechselpässe, die er mit seinem linken Fuß macht. Da hat er etwa die Partien in Griechenland und auf Malta für uns entschieden. Das passiert, wenn er seine Leistung und Laufleistung erbringt.

LAOLA1: Hat er die U21 in seinen bislang letzten Spielen zu locker genommen?

Hinteregger: Nein, das hat er nicht. Und wenn er seine volle Leistung bringt, ist er extrem wertvoll für Österreich und wird das auch noch in Zukunft für das A-Team sein.

LAOLA1: Kommen wir zu Salzburg, das sich vor wem verstecken muss?

Hinteregger: (lächelt) In der Liga vor keinem, aber das war eigentlich immer so. Nur spielen wir jetzt endlich auch den Fußball, der von uns seit acht Jahren gefordert wird. Nicht, dass wir nicht schon früher erfolgreich gespielt hätten, aber jetzt zeigen wir auch die Konstanz. In der Europa League schauen wir jetzt einmal, dass wir den Aufstieg schaffen und dann von Spiel zu Spiel. Aber ich denke, da müssen wir uns auch vor keinem verstecken, auch vor den Klubs nicht, die aus der Champions League kommen. So lange wir unser Spiel durchziehen. Das hat man auch gegen Fenerbahce gesehen. So können wir jeden besiegen.

LAOLA1:Wie waren eigentlich die Reaktionen auf dein Tor aus 64,75 Metern?

Hinteregger: Ich weiß noch, ich wollte zwei Tage später auf youTube irgendetwas schauen und habe dann mein Tor auf der Startseite gesehen. Da dachte ich mir, das sehen sich wirklich die Leute an. Und das gerne. Leider war es in einem Test, aber immerhin gegen Schalke.

LAOLA1: Du kamst auch deswegen dazu, weil du der Spieleröffner bist. Eine wesentliche Rolle.

Hinteregger: Der erste Pass ist immer der Wichtigste. Er birgt auch viel Risiko, denn bei einem Fehlpass kann es schnell nach hinten losgehen. Da muss man auch aufpassen. Die Mannschaften stellen sich sehr auf uns ein, dass sie uns gar nicht mehr durch die Mitte durchspielen lassen. Zum Beispiel mit einem Pass auf Soriano, der zu Kampl abprallen lässt. Der hat dann schon den Blick zum Tor und das ist gefährlich. Viele denken dabei, das ist ein einfacher Ball, aber weil alle damit spekulieren, ist es der schwierigste. Es ist daher auch ein riskanter Spielzug. Denn wenn er nicht aufgeht, kann es schnell in die andere Richtung gehen. So spielt man auch mal einen Sicherheitspass auf Ulmer. Das muss man eben dann immer aufs Neue entscheiden.

LAOLA1: Da sind Entscheidungen gefragt. Dann darf man sich als hoch stehender Verteidiger keine Fehler leisten und als Salzburg sowieso keine Ausrutscher. Ist das mental anstrengend?

Hinteregger: Du brauchst einfach eine Scheißegal-Mentalität. Beim Passspiel musst du dir die Optionen einfach ansehen, entscheiden und zumeist ist es dann ohnehin die richtige Wahl. Was das andere betrifft: In der Situation, wie jetzt Andre ist, war ich früher auch und da riskiert man automatisch mehr. Man denkt nicht viel darüber nach, spielt seine Spiele herunter und freut sich einfach, spielen zu dürfen. Ich denke, es ist auch ein Vorteil, alle drei Tage am Platz zu stehen. Man kommt einfach nicht dazu, sich großartig Gedanken über alles zu machen. Man geht von Spiel zu Spiel und denkt nicht über seine Konkurrenz oder Ähnliches nach.

LAOLA1:Oder über das Interesse von Manchester United.

Hinteregger: Vom Prestige her war das Thema sicherlich förderlich, nicht aber für meinen Kopf und mein Spiel. Ich habe es gemerkt und auch mit dem Trainer darüber gesprochen. Es belastet einen, wenn man über das Interesse von Manchester und anderer Klubs liest und darauf angesprochen wird. Ich konnte so erst Hosiner, dem es im Sommer ähnlich ging, nachvollziehen. Mein Trainer hat mir da geholfen und mir bewusst gemacht, was wirklich zählt. Ich habe zwar nicht schlecht gespielt, aber auch keine Top-Leistung gebracht. Das geht jetzt aber wieder in die richtige Richtung. Und deswegen ist das angesprochene Thema für mich auch keines, im Winter auch nicht und bis Sommer haben wir noch ein paar Monate hin.

LAOLA1: Du hast im Kontext dieses Themas erwähnt, dass dich dein Weg eigentlich einmal nach Leipzig führen soll. Was ist denn dein Karriereplan?

Hinteregger: Jeder junge Österreicher will sicherlich mal in Deutschland spielen und dann auch um den Titel. ich denke, das ist in ein paar Jahren mit Leipzig möglich. Wenn es so weit ist, möchte ich eher nicht für irgendeine andere Mannschaft spielen, sondern für Leipzig. Weil ich der Red-Bull-Familie auch sehr verbunden bin. Es wäre schön, wenn man mit Red Bull nicht nur in Österreich Titeln holt sondern auch die deutschen.

LAOLA1: Sollte es mit dem Aufstieg Leipzigs länger dauern, gibt es reizvolle Alternativen?

Hinteregger: Mal schauen, bis dahin ist noch Zeit. Klar ist aber auch, du kannst dich in Österreich nicht auf Dauer optimal weiterentwickeln. Die aktuelle Nationalmannschaft besteht fast nur aus Legionären und es kann dafür nur förderlich sein, wenn du in einer Top-Liga jede Woche ein Top-Spiel hast.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler