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"Wir hätten in Führung gehen müssen"

„Heute hat nicht die schlechtere Mannschaft verloren, sondern die erfahrenere gewonnen.“

Daniel Drescher fand andere Worte, als die geflügelten „Lehrgeld bezahlt“.

Dennoch brachte er nach Admiras 0:2-Niederlage gegen Sparta Prag auf den Punkt, was alle so gesehen hatten.

Denn mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit und Glück hätte dieses Spiel einen ganz anderen Ausgang nehmen können.

Überraschte Prager

Von Nervosität oder übermäßigem Respekt vor dem renommierten Gegner war auf Seiten der Südstädter keine Spur. Vielmehr dominierten die Hausherren die Anfangsphase.

„Es war ein unerwarteter Beginn, ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Admira so überfallartig beginnt. Meine Mannschaft war nervös und unsicher“, gab Sparta-Coach Vitezslav Lavicka unumwunden zu.

Was ihm weniger gefiel, war freilich so ganz nach Didi Kühbauers Geschmack: „Die ersten 30 Minuten waren sie klar unterlegen, da haben wir ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht.“

Doch es fehlte etwas Elementares im Spiel der Admira: ein Tor. „Wir hätten in Führung gehen müssen. Das haben wir aber verabsäumt“, ärgerte sich der Coach der Niederösterreicher über die ausgelassenen Möglichkeiten von Issiaka Ouedraogo (2., 25.) und Marcel Sabitzer (5.).

Die doppelte Bestrafung

Stefan Schwab ließ zähneknirschend Revue passieren, was in der 29. Minute geschah: „Da haben wir uns doppelt bestraft – wir haben unsere Chancen nicht genützt und kriegen dann auch noch so ein Tor.“

Der bis dahin hervorragende Patrick Mevoungou bugsierte das Leder per Kopf ins eigene Tor und brachte die Tschechen aus dem Nichts in Führung. Vorwürfe machte ihm deswegen aber keiner. Kühbauer: „Das kann passieren.“

Was dann geschah, fällt unter die Kategorie „Lehrgeld bezahlt“. Schwab bezeichnet das 0:1 als „Knick“. Kühbauer präzisiert: „Wir haben den Spielfluss verloren.“

Der unkontrollierbare Kweuke

Nach der Pause spielte die Sparta-Elf ihre Klasse aus, ließ nichts mehr anbrennen. „Man hat schon gesehen, dass die mehr Europacup-Spiele in den Beinen, es zweite Hälfte clever heruntergespielt haben“, fand Schwab.

Zudem gelang den Gäste in der 58. Minute durch Leo Kweuke auch noch das zweite Tor. „Mir war bewusst, dass wir ihn nicht immer kontrollieren können. Weber hatte in dieser Situation mit seinen 25 Kilogramm weniger keine Chance“, sagte Kühbauer über das ungleiche Kopfballduell.

Gegen Ende der Partie forderte das hohe Tempo dann auch noch Tribut von den Südstädtern. „Vielleicht ist uns ein bisschen die Kraft ausgegangen“, meinte Schwab. Kühbauer sah es ähnlich: „Irgendwann hat die Frische gefehlt. Aber mir hat imponiert, dass sie nicht aufgegeben haben.“

Keine Kaffeefahrt

Letzteres gilt auch für den Aufstieg. Kaffeefahrt wird die Reise in die tschechische Hauptstadt nämlich keine. „Wenn wir in Prag ein frühes Tor machen, ist vielleicht noch etwas möglich“, rechnete sich Schwab noch kleine Chancen aus.

Auch Drescher freute sich schon auf das Rückspiel: „Wir haben nichts zu verlieren, können dort befreit aufspielen.“

Und wenn es mit der Sensation nicht klappen sollte, so stehen am Ende doch wieder 90 ungemein wertvolle internationale Minuten auf der Habenseite.

Harald Prantl