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Kogler: "Da wird nichts dem Zufall überlassen"

Kogler:

Am Anfang war Jogi. Zumindest für Walter Kogler.

„Mit Löw hat die neue, moderne Trainergeneration, von der heute alle sprechen, in unseren Breiten begonnen“, erinnert sich der Kärntner im Gespräch mit LAOLA1 zurück.

Kogler war damals Spieler und der heutige DFB-Teamchef sein Trainer beim FC Wacker Innsbruck. „Ich konnte schon damals viel von ihm lernen“, erzählt Kogler, dass er sich einiges von Löw abgeschaut hat.

Der Kontakt ist seit damals nicht abgerissen. „Wenn es unser beider Zeit zulässt, tauschen wir uns aus.“

Im LAOLA1-Interview spricht der 44-Jährige über „Lehrmeister“ Löw, dessen Auge für junge Spieler und deutsche Gründlichkeit als Schlüssel zum Erfolg.

LAOLA1: Herr Kogler, wem drücken Sie eigentlich bei der EURO die Daumen?

Walter Kogler: Ich möchte mich da nicht festlegen, freue mich in erster Linie über schöne, interessante Spiele und zum Beispiel darüber, dass es noch immer kein 0:0 gegeben hat. Aber was ich so mitbekomme, stehen die Deutschen bei uns hoch in der Gunst.

LAOLA1: Ein Deutscher, der bei ihnen hoch in der Gunst steht, ist DFB-Teamchef Joachim Löw, ihr ehemaliger Trainer beim FC Wacker?

Kogler: Ja, wir haben noch ab und zu Kontakt. Nicht permanent und ständig, aber wir sehen uns in regelmäßigen Abständen oder telefonieren miteinander. Je nachdem wie es unser beider Zeit zulässt.

LAOLA1: Worüber spricht man mit dem deutschen Erfolgstrainer?

Kogler: Über Allfälliges, was gerade so ansteht. Vor der letzten WM war das deutsche Team zum Beispiel in Südtirol, da habe ich vorbeigeschaut. Einmal war er im Winter auf Besuch in Tirol. Es hängt natürlich immer ein bisschen damit zusammen, wie gerade der laufende Prozess ist und was so ansteht.

LAOLA1: Was kann sich der Trainer Walter Kogler vom Ex-Trainer Jogi Löw abschauen?

Kogler: Es war und ist interessant zu sehen, wie akribisch er versucht, sich vorzubereiten. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Von der Trainingssteuerung, von den Positionen, von der Spielentwicklung oder wie sie auftreten wollen. Das ist schon sehr, sehr beeindruckend. Auch wenn man natürlich sagen muss, dass das deutsche Nationalteam andere Möglichkeiten hat als wir beim FC Wacker.

LAOLA1: Nach unseren Informationen schaut Jogi Löw nach wie vor die österreichische Bundesliga. Verraten Sie uns doch, was er zum Niveau unseres Kicks sagt?

Kogler: (lacht) In der jüngeren Vergangenheit haben wir darüber nicht gesprochen. Aber es stimmt, dass er den Fußball in Österreich noch immer verfolgt. Er war ja in Innsbruck, dann in Wien bei Austria. Da wirft er schon noch ein Auge auf Österreich.

LAOLA1: Sie haben Löw in einem Interview einmal als Leitbild bezeichnet. Wer sind sonst noch Trainerkollegen, die Sie faszinieren und inspirieren?

Kogler: Für mich wäre es interessant, einmal in Spanien zu hospitieren. Damit meine ich aber nicht nur bei ein, zwei Trainings dabei zu sein, sondern wirklich hinter die Kulissen zu schauen und die Philosophien kennenzulernen. England oder Südamerika wären da auch sehr interessant. Jetzt gar nicht ein bestimmter Trainer, sondern welche Ansätze und Zugänge haben die generell, wie wird gearbeitet und wo liegen die Unterschiede.

LAOLA1: Mit dem FC Barcelona haben Sie bei einem der besten Vereine der Welt bereits ein Hakerl gemacht. Wie ist es dazu gekommen?

Kogler: Das war damals im Rahmen der EURO 2008. Da habe ich mit ein paar Trainerkollegen einige Tage in Barcelona verbracht und ein bisschen reinschnuppern können. Aber das war jetzt nicht so, dass man danach genau gewusst hat, wie es beim FC Barcelona läuft. Alle reden immer vom Barcelona-System und von der Barcelona-Schule, es wird groß analysiert, aber was wirklich dahinter steckt, wissen die wenigsten. Denn die Leute sehen nur das Endprodukt!

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl

LAOLA1: Deutschland hat bei der EURO den Einzug ins Viertelfinale mit drei Siegen souverän gemeistert. Was ist der Grund, dass der DFB gerade bei großen Turnieren immer dick da ist?

Kogler: Sie setzen es grundsätzlich so auf, dass der Titel das Ziel ist. Und dann werden die verschiedenen Fragen abgearbeitet. Wie können wir das Ziel erreichen? Welche Art von Fußball wollen wir spielen? Wie werden die Spieler darauf vorbereitet? Das geht natürlich nicht von Heute auf Morgen, sondern nur in kleinen Schritten. Das Rädchen wird immer ein bisschen weitergedreht und akribisch daran gearbeitet, mit Analysen und ganz genau abgestimmten Trainingsplänen.

LAOLA1: Also ist die sprichwörtliche deutsche Gründlichkeit ausschlaggebend?

Kogler: Ja, vielleicht. Es wird einfach jede noch so kleine Möglichkeit ausgenützt, um die Mannschaft weiterzuentwickeln. Dazu sind Löw und sein Team Neuem gegenüber sehr offen, dadurch werden Trends früh erkannt. Das ist schon sehr beeindruckend.

LAOLA1: Was bei den Deutschen ins Auge sticht, ist der kontinuierliche Einbau junger Spieler. Waren es früher Podolski, Özil oder Müller, sind es heute Götze und Reus, die Schritt für Schritt herangeführt werden.

Kogler: Man muss immer eine Idee haben, wenn man einen Spieler sieht. Und Jogi Löw hat ein sehr gutes Auge für junge talentierte Spieler. Obwohl er beim Nationalteam natürlich nicht die Zeit hat wie ein Vereinstrainer, kann er sie weiterentwickeln und für die Bedürfnisse der Mannschaft formen. Aber bei dem vorhandenen Grundtalent der genannten Spieler ist das natürlich auch eine dankbare Aufgabe.