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Das Tennis-Talent, das Cricket nicht versteht

Das Tennis-Talent, das Cricket nicht versteht

Olof Mellberg ist das Paradebeispiel eines schwedischen Verteidigers. 1,87 Meter groß, bullig, blond, unrasiert.

Nach der EURO 2012 ist für den 34-Jährigen Schluss. Zumindest im Nationalteam, für das er bislang 112 Mal aufgelaufen ist. Ob er weiterhin für Olympiakos Piräus spielt, ist hingegen noch unklar.

LAOLA1 weiß zehn Dinge über Olof Mellberg:

  • Die Eltern des Abwehrspielers waren beide Turnlehrer. Und beide unterrichteten ihren Sohn. Unter Mama Berit durfte sich der kleine Olof in der Mittelschule austoben, als er einige Jahre älter war, benotete ihn Papa Erik.
  • Die Liebe zum runden Leder entwickelte sich erst spät. „Bis ich 14, 15 Jahre alt war, habe ich praktisch überhaupt nicht Fußball gespielt“, erzählte Mellberg einmal. Während seiner Kindheit jagte er viel lieber mit dem Schläger in der Hand der gelben Filzkugel nach, galt als riesiges Tennis-Talent: „Ich habe von Wimbledon und nicht von der Weltmeisterschaft geträumt.“
  • Als der Schwede in der 38. Runde der Saison 2007/08 sein letztes Spiel für Aston Villa bestritt, hatte er im Upton Park von West Ham eine Überraschung parat. Jeder der 3.200 anwesenden Auswärtsfans erhielt ein Trikot mit der Aufschrift „Thanks 4 Your Support“ (Anm.: Er trug die Rückennummer vier). Der Abwehrspieler bezahlte diese Aktion aus seiner eigenen Tasche und lachte anschließend: „Ich wollte es ja beim letzten Heimspiel machen, aber 45.000 Trikots wären ein bisschen zu teuer gewesen.“
  • Gewiss ist, dass Freddie Ljungberg und Olof Mellberg wohl nie zusammen auf ein Bier gehen werden. Die beiden gerieten im Vorfeld der WM 2002 inmitten einer Trainingseinheit aneinander. Nachdem Mellberg seinen Teamkollegen gefoult hatte, ging der damalige Arsenal-Kicker auf ihn los. Der Verteidiger ließ sich nicht lange bitten und schlug wild um sich. Es sollte nicht der letzte Disput der beiden gewesen sein. Auch nach dem Spiel gegen Trinidad & Tobago bei der WM 2006 kam es zu einem heftigen Streit in der Kabine.
  • Während seiner sieben Jahre im Trikot von Aston Villa erzielte der Skandinavier gerade einmal sieben Premier-League-Tore. Jenes, das ihm am 19. August 2006 gelang, fand aber den Weg in die Geschichtsbücher. Beim 1:1 in der ersten Runde gegen Arsenal „entjungferte“ Mellberg das Emirates Stadium mit dem ersten Pflichtspieltor in der Neo-Heimstätte der „Gunners“.
  • Als im September 2006 das EM-Qualispiel gegen Liechtenstein anstand, nahmen Mellberg, Zlatan Ibrahimovic und Christian Wilhelmsson den Gegner offenbar nicht wirklich ernst. Zwei Tage vor der Partie verschwand das Trio nach einer Mannschaftsbesprechung aus dem Hotel, um die Anweisungen von Trainer Lars Lagerbäck in einem Göteborger Nachtclub zu erläutern. Dumm nur, dass sie offenbar ihre Uhren vergessen hatten, denn sie kamen erst gegen ein Uhr in der Früh zurück, zwei Stunden nach dem Zapfenstreich. Lagerbäck fand das weniger witzig und warf die Superstars kurzerhand aus dem Kader.
  • Der Mann aus Gullspang ist zwar nicht verheiratet, mittlerweile aber seit fast 20 Jahren mit seiner Landsfrau Carolina Kihl – nein, sie ist nicht blond – liiert. Töchterchen Saga erblickte im Dezember 2002 das Licht der Welt, im Juli 2006 folgte Sohn John.
  • Was wäre aus ihm geworden, wenn er nicht den Weg des Profi-Sportlers eingeschlagen hätte? „Wahrscheinlich hätte er Jus studiert“, berichtete Mutter Berit. Sie erzählt außerdem: „Er spricht immer noch davon, dass er gerne studieren würde, wenn er seine Karriere beendet.“ Zuzutrauen ist es dem zweifachen Vater allemal, immerhin wird ihm nachgesagt, stets ausgezeichnete Noten gehabt zu haben. Als Sohn zweier Lehrer auch nicht weiter verwunderlich...
  • Es war das erste Birmingham-Derby in der höchsten Spielklasse seit 1986. Und es sollte Mellberg in besonderer Erinnerung bleiben. In besonders schlechter. Der Schwede ahnte nichts Böses, als er in der 77. Minute einen Einwurf zurück zu seinem Tormann machte. Dumm nur, dass Peter Enckelman beim Versuch, ihn zu stoppen, über den Ball stieg, diesen aber leicht berührte, so dass das Tor zählte, als die Kugel die Linie überschritt.
  • Sommer 2001, erster Trainingstag bei Aston Villa, der Schwede ist frohen Mutes, will bei seinem neuen Klub von Anfang an überzeugen. Doch damit, was kommen sollte, hatte er nicht gerechnet. Trainer John Gregory hatte beschlossen, seine Mannschaft eine Partie Cricket spielen zu lassen. „Er muss sich gedacht haben: Wo zur Hölle bin ich hier gelandet“, lachte der Manager noch Jahre später. „Er hatte noch nie in seinem Leben Cricket gesehen, geschweige denn gespielt…“ Mellberg kommentierte diese Anekdote trocken: „Ich habe das Spiel einfach nicht verstanden.“

Harald Prantl