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„Einige von uns sind sehr heiß auf dieses Duell“

„Einige von uns sind sehr heiß auf dieses Duell“

Wiedersehen hat noch selten so viel Freude gemacht – in diesem Fall was Linz und Fußball betrifft.

Blau-Weiß gegen Schwarz-Weiß – das Stahlstadt-Derby ist nach Jahren der Abwesenheit wieder zurück.

Nachdem BW Linz im Juni in die Erste Liga aufgestiegen war und der LASK den Weg in Liga zwei bestreiten musste, kommt es nun zum ersten Duell innerhalb einer Profi-Liga seit 14 Jahren.

Damals gewannen die Blau-Weißen das Derby 3:0, es sollte das letzte in der Geschichte sein. Schließlich hatten sich die Vereine zu einer Fusion entschlossen. Eine, die keine war.

 „Es war ein Herschenken des FC Linz“, beschreibt es Hermann Schellmann Jahre später.

Kuriose -Derbygeschichte

Der BWL-Präsident hatte in der Folge gemeinsam mit anderen blau-weißen Anhängern die Fußball-Sektion  des SV Austria Tabak übernommen und den Nachfolgeverein FC Blau-Weiß Linz gegründet.

So gesehen ist es nicht dasselbe Derby, das 1969 erstmals ausgetragen wurde. Aber das gilt wohl für mehrere Duelle.

„Der FC Linz war auch schon nicht mehr SK VOEST. Dieser ist ja auch mehrmals mutiert, ehe er zum FC Linz wurde. Bis auf die Farben hatte das auch nicht mehr viel mit dem zu tun“, erinnert sich Max Hagmayr. Der Spielerberater spielte für beide Klubs und war in den 90ern LASK-Manager.

Trotz turbulenter Geschichte stehen  viele Fans nach wie vor zu ihren Klubs und deswegen birgt dieses Duell nach wie vor sehr viel Brisanz.

Vor knapp neun Jahren traf Blau-Weiß in der 1. Cup-Runde auf den LASK. Das Fan-Transparent („Euer Alptraum wurde wahr“) auf Seiten des Regionalligisten bewahrheitete sich – der Underdog bezwang den damaligen Erste-Liga-Klub 3:1.

Bubenik erzielte bislang letzten Derby-Treffer

Den Treffer zum Endstand erzielte Wolfgang Bubenik („Da möchte ich am Montag anschließen“), der im Sommer vom LASK zu BW Linz zurückkehrte. Damals im schwarz-weißen Tor war der heutige Blau-Weiß-Keeper David Wimleitner.

Tino Wawra, heute BWL-Kapitän, war auch zugegen: „Ich war beim letzten Derby im VOEST-Sektor und wie es aussieht, darf ich jetzt selbst auf dem Feld stehen.“

Der Mittelfeldspieler bringt es aus blau-weißer Sicht auf den Punkt: „Es sind unsere vier Spiele des Jahres.“

Und wie sieht es der LASK, der als klarer Favorit ins 79. Derby geht? „Wir können nur verlieren“, meint Trainer Walter Schachner.

Goalie Thomas Mandl entgegnet: „Eigentlich kann man nur gewinnen. Ich habe in Wien und in Graz Derbys gespielt. Es hat noch nie irgendwo einen  Favoriten gegeben.“

Dennoch wäre eine Niederlage für Absteiger LASK bitterer als für Aufsteiger Blau-Weiß. Der Außenseiter will freilich für bittere schwarz-weiße Momente sorgen.

„Sind sehr heiß auf dieses Duell“

Nicht weniger als fünf Spieler (Wimleitner, Bubenik, Höltschl, Piesinger, Hintringer) haben eine LASK-Vergangenheit.

„Wir haben einige Spieler in unseren Reihen, die sehr heiß auf dieses Spiel sind“, weiß Wolfgang Bubenik zu berichten.

Der Verteidiger hat selbst allen Grund für Rachegedanken, wurde der gebürtige Linzer doch vom LASK  alles andere als auf die feine englische Art verabschiedet.

Nachdem ihm positive Signale für einen Verbleib gesendet wurden, kam es ganz anders.

„Man war sozusagen überrascht, dass ich überhaupt zum Trainingsauftakt gekommen bin. Aber mit mir hat nie jemand über ein Ende der Zusammenarbeit gesprochen“, schildert Bubenik eine weitere LASK-Geschichte der Marke „Kopfschütteln“.

Der 30-Jährige verspricht: „Wir werden es dem LASK nicht so einfach machen, wie sie sich das vorstellen. Ich glaube gehört zu haben, dass für Walter Schachner vier Derby-Siege Pflicht sind. Da wird er sich noch schön anschauen.“

Ausverkauftes Stadion?

Einen Vorteil haben die Blau-Weißen auf der Trainer-Bank: Thomas Weissenböck ist seit Sommer neuer Trainer, zuvor führte der Ex-Ried-Coach noch die LASK Juniors zum Meistertitel in der Regionalliga.

„Ich kenne sicher den einen oder anderen Spieler und seine Stärken und Schwächen, aber es ist jetzt auch wieder eine neue Situation“, will der Trainer nichts von einem Vorteil wissen.

Weissenböck spielt auch die Bedeutung des Derbys etwas herunter: „Es ist schön, dass wir vier Derbys haben, aber es gibt auch noch 32 andere Runden.“

Die Fans sehen das freilich ein wenig anders. Seitdem BW Linz in Wattens den Aufstieg fixiert hatte, hat die Stahlstadt ein großes Gesprächsthema mehr. Die Vorfreude ist vielerorts zu spüren.

Aufgrund der Baustelle Linzer Stadion sind nur 11.900 Karten verfügbar, der Gästesektor des LASK war am Sonntag ausverkauft.

Gut möglich, dass das erste Linzer Derby seit neun Jahren in einem vollen Stadion über die Bühne geht.

Es wäre kein Wunder, schließlich hat Wiedersehen noch selten so viel Freude gemacht…

 

Bernhard Kastler