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"Sie schimpfen, sind aber auch alle LASK-Fans"

Linz – Walter Schachner sitzt nicht gerne. Sagt er.

Deshalb schlägt er auch unser Angebot aus und wir führen das Interview im Stehen. Obwohl es regnet, nahezu schüttet. Dem Trainer des LASK macht das nichts aus. Uns auch nicht.

Wer nicht gerne sitzt, dem kann unterstellt werden, dass er ein Arbeitstier ist. Damit ist der 54-Jährige an einer goldrichtigen Stelle, was Fußballklubs in Österreich betrifft.

Der LASK kämpft nach dem Abstieg um den sofortigen Wiederaufstieg. Zudem kämpft der Verein um Sympathien, die aufgrund des umstrittenen Klubchefs Peter-Michael Reichel weniger wurden.

Schachner ist seit 1. März Trainer beim Linzer Traditionsverein. Der Abstieg war für ihn nicht zu verhindern, seit Vorbereitungs-Auftakt hat nun ein neues Kapitel begonnen.

Am Dienstag gastiert der LASK beim FC Lustenau. Zuvor spricht der Coach bei LAOLA1:

LAOLA1: Wie sehr hat die Abstiegssaison noch eine Rolle in der Vorbereitung auf die Erste Liga gespielt?

Walter Schachner: Wir nehmen das Positive mit. Wir haben im Frühjahr gute Spiele gegen die Titelfavoriten bestritten. Ich habe der Mannschaft auch zu vermitteln versucht, dass wir hier anschließen und uns was zutrauen solleb. Wir wollen auch in der zweiten Liga Fußballspielen.

LAOLA1: Die Altacher gelten als Favorit auf den Titel. Teilen Sie die Ansicht?

Schachner: Nach den Verpflichtungen, die sie getätigt haben, habe ich mir gedacht, sie spielen in der Bundesliga. Sie haben Top-Leute wie Vorisek, Eder und Seeger geholt und stehen auch wirtschaftlich sehr gut da. Wer zwei Jahre jeweils 60, 70 Punkte macht, dabei nicht aufsteigt und das auch noch ein drittes Mal versucht - da muss ich den Hut vor den Altachern ziehen, wie sie das wirtschaftlich hinkriegen.

LAOLA1: Sind Ihre Wünsche hinsichtlich der Kaderzusammenstellung für die neue Saison erfüllt worden?

Schachner: Zum Großteil wurden sie erfüllt. Ich habe mit Hannes Aigner und Harald Unverdorben zwei Stürmer, die ich wollte, bekommen. Mit Florian Templ ist sogar noch ein dritter sehr guter Angreifer aus der Regionalliga gekommen, der viele Tore schießen kann. Viele sind aus dem vergangenen Jahr geblieben, der Kader ist für die Erste Liga in Ordnung.

LAOLA1: Gleich vier LASK-Juniors-Spieler sind zum Lokalrivalen Blau-Weiß Linz gewechselt, Florian Maier zu Grödig. Wie sehr setzt der LASK auf seine Jugend?

Schachner: Diese Frage muss ebenso dem Präsidenten gestellt werden, denn es waren dabei auch wirtschaftliche Aspekte ausschlaggebend. Ich glaube, dass einige Spieler, die bis jetzt noch nichts erreicht haben, zu teuer waren und einen Top-Vertrag haben wollten und ich denke, das war für den Präsidenten nicht okay. Wir haben uns jene Juniors-Spieler, die wir haben wollten, behalten und die Leihspieler sind auch zurückgekommen. Mit diesen Spielern werden wir in dieser Saison arbeiten und das ganze Vertrauen wird in sie gesetzt. Wir hoffen, dass sie sich bei den Profis etablieren.

LAOLA1: Sie waren schon bei der Admira als Trainer in der Ersten Liga tätig und haben vorne mitgespielt. Wie titelreif ist ihr LASK-Kader nun?

Schachner: Wir spielen sicherlich um den Titel mit, so viel Vertrauen habe ich in diese Mannschaft. Aber es kann im Fußball sehr viel passieren. Der LASK war glaube ich schon einmal in so einer Situation, in der man sich trotz guten Kaders auf Rang neun wiedergefunden hat. Da müssen wir vorbeugen, zumal gegen den LASK jede Mannschaft 120 Prozent geben wird.

LAOLA1: In der Ersten Liga muss mehr gekämpft als gespielt werden. Hat das ihre Mannschaft schon verinnerlicht?

Schachner: Natürlich. Das habe ich der Mannschaft auch schon beim Trainingsstart gesagt, dass sehr viele Zweikämpfe als zuvor auf uns zukommen und wir diese annehmen müssen. Wir haben darauf auch bei den Testgegnern geachtet. Die Partie gegen Kosice war von den Zweikämpfen sehr hart, die Brasilianer haben überraschenderweise auch richtig reingehauen, aber wir haben dagegen gehalten und die Partien auch alle gewonnen. Das zeigt, dass die Mannschaft einen guten Charakter hat.

LAOLA1: Es wurden alle Testspiele gewonnen. Auch wenn solche Spiele nicht überbewertet werden sollen: Wie gut ist dieses Indiz?

Schachner: Testspiele sagen nicht viel aus. Es ist aber in jedem Fall gut für die Moral, wenn du keines verlierst. Man hat aber auch gesehen, dass der FC Lustenau gegen den FC Basel 1:1 gespielt hat. Da wissen wir schon, was uns dort am Dienstag erwartet.

LAOLA1: Auswärts FC Lustenau, zu Hause St. Pölten und das Derby gegen Blau-Weiß Linz – so lautet das Auftaktprogramm binnen sechs Tagen. Da muss man wohl gleich zu Beginn auf der Höhe sein.

Schachner: Der Start ist natürlich wichtig. In den ersten Runden kommt es aber zwangsläufig zu einem Abtasten. Wir wollen aber gleich von Beginn weg vorne mitspielen und ganz vorne stehen.

LAOLA1: Wie sehr freuen Sie sich schon auf das Derby?

Schachner: Es ist gut, dass es das Derby gibt. Es werden vor allem für die Fans wichtige Spiele sein. Wir müssen aber generell schauen, dass wir so viele Punkte wie möglich machen und immer vorne dabei sind. Die Fans müssen spüren, dass es hier um den Aufstieg geht und die Spieler sowie der Verein wieder aufsteigen wollen. Dann werden wir auch wieder viele Zuschauer haben.

LAOLA1: Beim LASK geht es scheinbar nie eine längere Zeit ohne Störfeuer. Wie sehr beschäftigen solche Themen die Mannschaft?

Schachner: Uns stört es überhaupt nicht, weil wir ja keine Zeitung lesen und überhaupt nicht wissen was in Linz vorgeht. (lacht) Spaß beiseite: Wir versuchen sportlich unsere Leistung zu bringen und das ist das Wichtigste. Ich versuche immer den Spielern zu vermitteln, dass sie für sich spielen und für ihre teilweise noch junge Karriere das Beste geben sollen. Was über den LASK geschrieben wird, wonach dieser ein Chaos-Klub sein soll, das darf einen nicht berühren, wenn er ein Profi ist.

LAOLA1: Es ist jetzt ihr sechster Monat beim LASK. Was haben Sie für ein Verhältnis zum umstrittenen Präsidenten Peter-Michael Reichel?

Schachner: Ich verstehe mich gut und habe auch kein Problem mit ihm. Aber die 166 Taqe (Durchschnittliche Beschäftigungszeit eines LASK-Coaches unter Reichel, Anm.) sind ja noch nicht vorüber, diese Marke muss ich erst überstehen (lacht).

LAOLA1: Sind Sie am 15. August noch LASK-Trainer?

Schachner: Ich hoffe es. Wenn man mich in Linz will, dann schon.

LAOLA1: Wie sehr schmerzt es Sie persönlich, dass Sie nach der Rückkehr in die Bundesliga nun doch wieder in der Ersten Liga trainieren müssen?

Schachner: Für mich ist es überhaupt kein Problem, ich bin mir auch nicht zu schade. Es ist zudem eine Liga, in der junge Spieler gefördert werden und ich arbeite gerne mit solchen. Beim GAK habe ich etwa Pogatetz und Junuzovic ins Team gebracht, bei 1860 die Bender-Zwillinge (Lars spielt nun für Borussia Dortmund, Sven für Leverkusen, Anm.). Darauf bin ich stolz. Hier sind auch sehr gute junge Spieler dabei und ich würde mich freuen, wenn ich einige davon herausbringen kann und sie dann irgendwann im Nationalteam spielen.

LAOLA1: Welcher LASK-Fohle hat denn solches Potenzial?

Schachner: Es gibt viele. Aber die müssen jetzt erst einmal das Training verkraften, hier geht es härter zur Sache als in der Regionalliga, wo alles doch ein wenig langsamer von statten geht. Aber sie bemühen sich und haben auch in ihren Testspielen ihre Leistung abgerufen.

LAOLA1: Inwieweit ist es Ihre Vision, den LASK nicht nur in die Bundesliga zu führen, sondern auch dort wieder oben zu etablieren?

Schachner: Natürlich schwebt mir das vor. Ich bin der Meinung, dass der LASK ein riesiges Potenzial hat. Und überall, wo ich in Oberösterreich hinkomme, gibt es LASK-Fans. Es wird auch viel über den Klub geschimpft, aber alle, die das tun, sind auch Anhänger. Das zeigt, dass der LASK ein schlummernder Riese ist. Wir haben in Puchenau gegen den dort ansässigen Klub aus der ersten Klasse gespielt und es waren 1000 Zuschauer da - inklusive Trommler. Die Fans leben für den Verein und daher gilt es den LASK wieder dort hinzuführen, wo er hingehört – als gefestigtes Mitglied in die Bundesliga. Dafür muss jetzt das Fundament geschaffen werden und daran arbeiten wir.

Das Gespräch führte Bernhard Kastler