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"Nicht das, was wir uns vorgestellt haben"

Es war kein angenehmer Montagvormittag für Manfred Schill.

Bereits um 8 Uhr hatte der LASK-Vorstand einen unangenehmen Zahnarzt-Termin, schmerzhaft wurde es aber erst später, als er und Kollege Siegmund Gruber Trainer Karl Daxbacher freistellten.

„Da könnte man normalerweise nach dem ersten Satz wieder aufstehen“, berichtet Schill über den freilich sehr enttäuschten 61-Jährigen, der seine zweite LASK-Amtszeit frühzeitig beenden muss.

„Ich glaube noch immer, dass wir einen der besten Trainer der Liga gehabt haben, jedoch ist nicht immer der beste Trainer zum Zeitpunkt auch der richtige für eine Mannschaft“, bediente sich Gruber, Vorstand für Finanzen, eines Hickersberger'schen Zitates.

„Es ist besser zu agieren, als zu reagieren“

Tatsache ist: Der LASK hat die erste Chance genützt, sich von Daxbacher zu trennen.

Denn schon seit längerem Zeitraum waren die Verantwortlichen mit der Arbeit nicht zufrieden. Das war im Herbst schon aus Linz zu vernehmen. Etwa mit der Trainings-Arbeit, die nicht modernen Richtlinien entsprochen haben soll. Auch der Kontakt zu den Spielern galt nicht als optimal.

„Es ist besser zu agieren, als zu reagieren“, verteidigte Schill die Entscheidung nach nur drei Runden im Frühjahr, in denen es vier Punkte gab. Bei Titelkonkurrent Mattersburg setzte es ein 0:3.

„Es geht um die Entwicklung“

Die Entwicklung stimmte den Vorstand, der gesamtheitlich die Beurlaubung trägt, nicht glücklich.

„Wir haben in den vergangenen acht Spielen nur zwei Siege und vier Unentschieden geholt. Das hat der Erwartungshaltung nicht entsprochen. Da geht es nicht nur um Ergebnisse, sondern auch um die Entwicklung der Mannschaft. Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, so Schill.

Gruber, der am 25. Februar Daxbacher noch als Aufstiegsgaranten des LASK bezeichnete, teilt diese Ansicht und sprach von „Abnützungserscheinungen, die es eben ab und zu gibt". Zwei Mal wurde darüber geschlafen, am Wochenende viel gesprochen: „Es war keine emotionale Entscheidung.“

Daxbacher, der mit dem LASK 2007 in die Bundesliga aufstieg und 2008 von der Austria abgeworben wurde, bat in einem LAOLA1-Interview zu Frühjahrsbeginn um Geduld aller inklusive Vorstand, er konnte aber in den ersten drei Spielen 2015 auch nicht mit seiner Arbeit überzeugen.

„Mit dem Kader muss man bis zum Schluss dabei sein“

Beim 0:0 gegen St. Pölten wie beim 0:3 in Mattsburg konnte man während der Partie keine Reaktion auf offensichtliche Probleme feststellen, beim 3:2 gegen Austria Lustenau (Schill: „Zeigen Auflösungserscheinungen“) retteten die Linzer in den Schlussminuten gerade noch den Heimsieg.

Jener Fan, der am Freitag in Mattersburg von der Haupttribüne „Daxbacher raus“ schrie, wurde am Montag erhört. „Da geht es weniger um die Niederlage, es geht um den ganzen Prozess“, so Schill, der mit den Neuzugängen einen Kader sieht, der „so gut ist, dass man im letzten Spiel im Titelrennen mit dabei sein muss.“ Das Team wurde Mittags im Stadion versammelt und informiert.

„Das ist auch ein Appell an die Mannschaft, nur den Trainer zu entfernen, ist zu wenig. Wir müssen sie auch in die Pflicht nehmen und erwarten eine deutliche Reaktion. Wir werden sehen, ob es eine richtige oder falsche Entscheidung war“, so der sportliche Vorstand weiter.

Hiden als logischer Folgemann

Das bezieht sich auch auf den interimistischen Nachfolger Martin Hiden, der von den Amateuren (SPG Pasching/LASK) hochgezogen wird und einen Vertrag bis Saisonende erhält.

Montagnachmittag leitete der Ex-Bundesliga-Kicker sein erstes Training als Profi-Coach.

„Er war immer der Folgemann, falls mit Daxbacher etwas schiefläuft“, sagt Schill, der von einer logischen Lösung spricht. „Er kennt die Hausordnung und die Spielregeln, kann gleich Gas geben.“

Die mangelnde Erfahrung - der 42-Jährige coacht am Dienstag beim Heimspiel gegen Horn sein erstes Profi-Spiel - bereitet den LASK-Verantwortlichen keine Sorgen. „Er ist kein Newcomer, er hat als Spieler Riesenerfahrung gesammelt, einen gesunden Fußballverstand, trägt unsere Philosophie.“

Schill spricht von einem Gesamtpaket mit „extrem guten Vorraussetzungen“. Sollte der LASK den Aufstieg schaffen, würde Hiden womöglich auf seinen alten Chef treffen, auf Austria-Trainer Gerald Baumgartner, der zuvor in Pasching trainierte.

Nicht beim Skiurlaub informiert

Daxbacher, in Linz auch als „King Karl“ bekannt, wurde für seine Verdienste in seiner zweiten Ära (zweifacher Regionalliga-Meister plus Aufstieg 2014) mehrfach gedankt.

„Es war uns wichtig, dass er es von uns als Erster erfährt und nicht von irgendjemand anderen“, so Gruber. Schill: „Wir wollten ihm auch die Möglichkeit geben, sich von der Mannschaft zu verabschieden. Es geht ja auch anders, und man wird beim Skiurlaub informiert.“

Auf diese Weise hatte Daxbachers Herzensklubs Austria ihn im Dezember 2011 beurlaubt.

Bernhard Kastler