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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Noch einmal Corner für Parndorf in Minute 94.

Der Torhüter kommt nach vorne. Zehn Burgenländer im Linzer Strafraum. Die Ecke wird getreten. Der Ball wird abgeblockt, kommt zu Markic, der kommt mit Anlauf und schießt.

10.000 Zuschauer halten ihren Atem an.

Und der Parndorfer drischt den Ball in die Linzer Menschenmauer. Eine Sekunde später pfeift Schiedsrichter Alexander Harkam die Partie ab und damit ist es Gewissheit: Der LASK ist zurück.

Zwei Jahre nachdem dem Traditionsklub die Lizenz entzogen wurde und er den bitteren Gang in den Amateur-Fußball antreten musste, ist der erste Nicht-Wiener-Meister wieder im Profigeschäft.

"So etwas habe ich noch nicht erlebt"

„Wahnsinn! Wahnsinn! So etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt“, schrie Trainer Karl Daxbacher zu Jürgen Werner, dem Architekten von „LASK neu“. Da stand der 61-Jährige auf der Bühne, umrandet von seiner Mannschaft – vor tausenden Fans, die jubelten wie lange nicht.

Noch über eine Stunde später saßen Fans am Rasen, tranken Bier oder spazierten wie einst Franz Beckenbauer nach dem deutschen WM-Sieg 1990 über den Rasen. Nach Jahren des Leidens gab es wieder ordentlichen Grund zu feiern. Der wichtigste Schritt am Weg zurück war geschafft.

Markus Hammerer konkretisierte: „Du spielst eine ganze Saison, wirst Meister, bekommst den Teller, gewinnst das erste Spiel – und das zählt einfach alles nichts. Am Ende kann das alles nicht reichen. Dann müsstest du wieder Meister werden – und wieder Relegation. Aber das ist vorbei.“

„Als ginge es um die Champions League“

Zum Glück für alle, die mit dem LASK zitterten. Denn gesundheitsfördernd war das sicher nicht.

„Man hat gedacht, es geht um die Champions League heute“, beschrieb es Hammerer nach dem 1:1 im Relegations-Rückspiel gegen Parndorf treffend. Es reichte den Schwarz-Weißen, weil sie 1:0 in Parndorf gewannen. Den Gästen fehlte nur ein Treffer zur abermaligen Linzer Tristesse.

Das merkte man der LASK-Mannschaft und den 10.000 Zuschauern an. Die Anspannung war zum Greifen. Keiner wollte einen Fehler machen, keiner wollte verhindern, dass die Linzer wie 2013 die Relegation verlieren und weiter in der Regionalliga Mitte feststecken. Vielleicht für längere Zeit.

„Man hat hier gesehen, wie schwer es ist, die Relegation für sich zu entscheiden und ja auch bei Austria Salzburg. Das ist nicht einfach“, war für Werner der wichtigste Schritt geschafft.

Riesenerleichterung nach schlechtem Spiel

„Uns sind 1000 Felsbrocken vom Herzen gefallen“, wusste Karl Daxbacher, der merkte, wie sich seine Spieler vom Druck und Erwartungshaltung eines ganzen Bundeslandes verunsichern ließen.

„Es war das schlechteste Heimspiel in dieser Saison. Aber das interessiert bald keinen mehr, es zählt nur der Aufstieg, für den wir alle hart gearbeitet haben“, fasste Werner treffend zusammen.

„Wir haben nicht gut gespielt, das wissen wir, aber in Schönheit sterben bringt ja auch nichts“, merkte Hammerer an. Für den Mittelfeldspieler war der schnelle Ausgleich das große Problem.

„Da erzielst du das 1:0 und das ist die große Erleichterung, bekommst aber aus einem Standard das 1:1 – und dann ist die Ausgangslage auf einmal schlechter als zuvor, weil ein Gegentor das Ende bedeutet hätte“, schüttelte Hammerer den Kopf. „Aber wir haben auch nichts zugelassen, nur weißt du nicht, ob wie beim Corner irgendetwas passiert. Wir sind aber völlig verdient aufgestiegen.“

„Euphoriewelle mitnehmen“

Radovan Vujanovic hatte mit seinen beiden Treffern in den beiden Spielen maßgeblichen Anteil am Aufstieg. „Besser konnte es für mich persönlich nicht laufen, aber wichtig ist einfach, dass wir es geschafft haben. Ich will noch die nächsten beiden Jahre und darüber hinaus für den LASK treffen."

Den Aufstieg wussten die Spieler mit Bierduschen, vor allem Daxbacher (dessen Vertrag sich automatisch ein Jahr verlängerte) war das häufigste Ziel, und den Fans zu feiern. Nachher ging es in die Stadt, glücklicherweise besitzt der Präsident eine Bar in der Innenstadt.

Wolf-Dieter Holzhey, der zu Weihnachten mit der Gruppe von Wirtschaftstreibenden („Freunde des LASK“) von Peter-Michael Reichel übernahm, hatte Tränen in den Augen. „Das ist einer meiner schönsten Tage. Wir haben die letzten sechs Monate alle sehr viel dafür gearbeitet.“

Natürlich richtete sich der Blick aber auch gleich nach vorne, denn in gut einen Monat startet bereits die Erste-Liga-Saison. Und der LASK will Schritt für Schritt den Weg nach oben schaffen.

„Unser ganz großes Ziel ist irgendwann wieder Top 5 der Bundesliga zu sein. Aber das braucht Zeit“, weiß Werner, der in der kommenden Saison im gesicherten Mittelfeld landen will.

„Wir wollen einige gute Spieler holen und in der Ersten Liga eine gute Rolle spielen. Das hängt auch vom Budget ab. Aber es lagen ob der Ungewissheit hinsichtlich der Liga, in der wir spielen würden, auch Sponsoren-Gespräche auf Eis. Nun wollen wir diese Euphoriewelle mitnehmen.“

In den Profi-Fußball. Der LASK hat den wichtigsten Aufstieg geschafft. Er ist wieder da.

Bernhard Kastler