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Mit einem Smail lässt es sich leichter spielen

Mit einem Smail lässt es sich leichter spielen

Alle 109 Minuten ein Tor.

Es gibt wahrlich schlechtere Trefferquoten als jene von Smail Prevljak. Der 19-Jährige Stürmer sorgt mit dem FC Liefering in der Ersten Liga für Furore.

Während er sich mit dem Mattersburg-Duo Karim Onisiwo und Markus Pink um die Torjägerkrone duelliert, kämpft sein Verein um den Meistertitel. Auch Dank der 14 Treffer, die Prevljak bislang erzielt hat.

Dass Liefering, ob seines Aufstiegsverbots, auch nächstes Jahr in der österreichischen Zweitklassigkeit spielt, ist fix. Hinter der Zukunft des Bosniers steht dagegen noch ein Fragezeichen. Er gehört RB Leipzig an, wurde an RB Salzburg verliehen und dann als Kooperationsspieler bei Liefering geparkt. „Damit beschäftige ich mich momentan noch nicht so viel“, konzentriert sich Prevljak gegenüber LAOLA1 nur auf die Gegenwart.

LAOLA1: Der FC Liefering hat auf das Aufstiegsrecht verzichtet. Ist es leichter zu spielen, wenn man keinen Druck hat?

Smail Prevljak: Ich bin der Meinung, dass trotzdem ein gewisser Druck auf unseren Schultern lastet, egal, ob wir aufsteigen dürfen oder nicht. Wir müssen uns jeden Tag aufs Neue beweisen und versuchen, unsere Art des Fußballs erfolgreich umzusetzen. Am Anfang der Saison war das erste Ziel klar definiert, dass wir mit den Abstiegsplätzen nichts zu tun haben wollen. Das ist uns Gott sei Dank gut gelungen. Jetzt haben wir natürlich die umgekehrte Situation und die Chance, um den Meistertitel zu spielen.

LAOLA1: Fällt andererseits die Motivation schwerer, wenn man nicht aufsteigen darf?

Prevljak: Mit der Motivation haben wir alle überhaupt kein Problem, da wir alle unsere Situation kennen und auch richtig einordnen können. Wir versuchen, Woche für Woche unsere Leistung zu bringen und uns kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das ist in dieser Phase unserer Karriere das Entscheidende. Wir möchten alle noch etwas erreichen und sind erst am Anfang. Daher sehen wir es als Chance, die wir natürlich mit täglicher, harter Arbeit ergreifen möchten. Wir haben zusammen einfach großen Spaß bei dem, was wir tun.

LAOLA1: Der FC Liefering hat momentan drei Punkte Vorsprung. Muss der Meistertitel jetzt das Ziel sein?

Prevljak: Natürlich ist es super für uns, dass wir aktuell an der Spitze stehen – damit haben wir eigentlich nicht gerechnet. Es ist umso schöner, wenn sich die harte Arbeit auch in Ergebnissen bzw. der Tabelle ausdrückt. Wir haben nun noch sechs schwere Spiele vor uns und werden selbstverständlich versuchen, den Vorsprung bis zum Schluss zu verteidigen. Ich würde mich freuen, sollten wir uns am Saisonende für unsere guten Leistungen mit dem Titel belohnen können. Richtig beschäftigen wir uns aber nicht damit, wir möchten einfach weiterhin Freude am Kicken haben und schauen, was nach dem letzten Spieltag herauskommt.

LAOLA1: 14 Tore in 17 Spielen. Was ist das Geheimnis hinter deiner Torausbeute?

Prevljak: Geheimnis würde ich nicht sagen. Ich bin sehr froh, dass ich bereits 14 Tore in dieser Spielzeit erzielen konnte. Das stärkt das Selbstvertrauen und erleichtert viele Dinge. Im Endeffekt ist es aber ein Verdienst der gesamten Mannschaft, die mich dabei sehr unterstützt hat und mich in die Situationen bringt, dass ich zu Torchancen komme. Ich versuche nur, meinen Teil zum Gesamterfolg beizutragen – wenn es weiterhin so gelingt, bin ich äußerst zufrieden.

LAOLA1: Wie würdest du deinen Spielstil beschreiben?

Prevljak: Den eigenen Spielstil zu beschreiben, ist nicht wirklich einfach. Ich versuche, alle von mir geforderten Aufgaben gut zu erfüllen und mich optimal anzupassen. Ich denke, ich bin ein technisch starker Spieler, der sich im Eins-gegen-eins gut durchsetzen kann und einen schnellen, aber auch präzisen Torabschluss hat.

LAOLA1: Hast du dir die Torschützenkrone zum Ziel gesetzt?

Prevljak: Die Chance, in einer Profiliga Torschützenkönig zu werden, hat man nicht jedes Jahr. Von dem her ist es natürlich ein großes Ziel für mich, da es dann nicht nur eine Momentaufnahme ist, sondern ein nachhaltiger Erfolg und vor allem eine positive Visitenkarte. Primär möchte ich aber versuchen, in jedem Spiel der Mannschaft mit meinen Toren zu helfen. Wenn man beide Ziele unter einen Hut bringen kann, umso schöner (lacht).

LAOLA1: Fühlst du dich manchmal unterfordert in der Liga?

Prevljak: Auf keinen Fall. Es gibt viele gute Mannschaften, und jeder Gegner hat seine Stärken. Manche Teams kämpfen um den Aufstieg, die anderen versuchen alles, um nicht abzusteigen. Der Mix macht es spannend und interessant. Wir sind in jedem Spiel gefordert.

LAOLA1: Wie würdest du die bosnische Liga vom Niveau her einschätzen – ist sie mit der Ersten Liga vergleichbar?

Prevljak: Es ist immer schwierig einen Vergleich zwischen zwei Ligen anzustellen. Ich denke aber, dass wir hier besser Fußball spielen und das Niveau in der Ersten Liga etwas höher ist. Es wird vor allem mit viel mehr Tempo Fußball gespielt.

LAOLA1: Wie ist dein Eindruck von Trainer Peter Zeidler?

Prevljak: Ich bin sehr zufrieden und habe ihm viel zu verdanken. Er schafft es immer wieder, die Motivation bei uns hochzuhalten, pusht uns im Training sowie im Spiel und kitzelt die letzten Prozent aus uns heraus. Er lebt unseren Sport in jeder Situation vor und steht immer zu 100 % hinter uns – das ist eine sehr wichtige Komponente für mich. Peter Zeidler ist sportlich, aber auch im Umgang mit uns Spielern definitiv ein Vorbild – der beste Trainer, den ich bislang hatte.

LAOLA1: Wie ist es, in einem Team mit einem Durchschnittsalter von rund 19 Jahren zu spielen?

Prevljak: Ich genieße jede Minute, die ich in diesem Team absolvieren darf. Wir sind viele junge und hungrige Spieler aus verschiedenen Ländern und haben alle die gleichen Ambitionen – entwickeln und den Sprung nach oben zu schaffen. Der Kader ist komplett ausgeglichen und wir sind in der Lage, Ausfälle auf dem gleichen Niveau zu ersetzen – das ist etwas Besonderes. Das schnelle Spiel, Pressing inkludiert, macht sehr viel Spaß, zumal wir lauter coole Typen in der Mannschaft haben.

LAOLA1: Schafft dein Stammverein RB Leipzig noch den Sprung in die deutsche Bundesliga?

Prevljak: Die Chance auf den Aufstieg besteht noch, es wird aber äußerst schwierig. Ich denke, dass die Entscheidung erst am letzten Spieltag fallen wird. Ich glaube, es wird eng, aber sie schaffen das.

LAOLA1: Ist eine Rückkehr nach Leipzig im Sommer geplant? Immerhin gibt es namhafte Konkurrenz im Sturm. Oder ist ein Wechsel zum FC Red Bull Salzburg im Sommer möglich?

Prevljak: Damit beschäftige ich mich momentan noch nicht so viel, auch wenn es einige Möglichkeiten gibt. Es wird sich erst nach der Saison entscheiden bzw. warte ich erst einmal die Gespräche mit dem Verein ab. Momentan konzentriere ich mich auf das Saisonfinale in der Ersten Liga.

LAOLA1: Hast du einen Traumverein, bei dem du eines Tages spielen möchtest?

Prevljak: Primär zählt für mich Red Bull. Aber wenn ich mich anderweitig entscheiden müsste, wäre ganz klar Borussia Dortmund mein Favorit. Dieser Verein hat mich schon als Kind fasziniert und es wäre ein Traum von mir, in ein paar Jahren dort einmal als Spieler aufzulaufen, zumal die Spielanlage unserer sehr ähnelt.

LAOLA1: Mit 18 Jahren von Bosnien nach Deutschland, mit 19 nach Österreich – wie schwierig ist es, in diesem Alter so oft den Wohnort zu wechseln?

Prevljak: Für mich war das nicht sonderlich angenehm. Ich konnte ja zum Zeitpunkt des Wechsels noch nicht Deutsch – das hat einige Dinge schwieriger gemacht. Ich denke, ich habe das gut angenommen und das Beste daraus gemacht. Ich wollte einfach die Chance nutzen, meinen Traum zu verwirklichen. Und Salzburg ist eine sehr schöne Stadt, in der man sich richtig wohlfühlen kann.

LAOLA1: Im März hast du dein U21-Debüt gegeben – wie war die Erfahrung im Nationalteam?

Prevljak: Es hat richtig viel Spaß gemacht und war für mich persönlich sehr wichtig. Es zeigt, dass meine Leistung nicht nur in Österreich, sondern auch in meiner Heimat verfolgt und honoriert wird. Da sind dann auch sehr viele Emotionen im Spiel, die ich nicht mehr missen möchte. Ich darf mich aber nicht darauf ausrasten, sondern werde meinen Weg weitergehen und mit viel Fleiß weiterarbeiten.

LAOLA1: Ist dein Landsmann Edin Dzeko dein großes Vorbild?

Prevljak: Wenn ich in vielen Jahren einmal auf eine ähnliche Karriere zurückblicken dürfte, wäre ich mehr als nur dankbar (lacht). Edin Dzeko ist ein Weltklasse-Spieler, von dem man sich sehr viel abschauen kann – ein Aushängeschild und Idol vieler Menschen. Ansonsten halte ich von Miralem Pjanic (Mittelfeldspieler bei AS Rom, Anm. d. Red.) sehr viel.

 

Das Gespräch führte Julian Saxer