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"Wollte nicht noch ein Jahr herumwurschteln"

Christoph Freitag über seine spezielle Rolle und warum er Wr. Neustadt verließ:

Der Name ist Programm.

Mit Wacker Innsbruck kämpft Christoph Freitag an selbigem in der Regel um Punkte. Außer er ist verletzt oder gesperrt.

Letzteres ist ausgerechnet im Duell mit seinem Ex-Klub Wiener Neustadt (Freitag, 18:30 Uhr) der Fall.

Nichtdestoweniger kann der 25-Jährige bereits zwei Spieltage vor Schluss auf einen überaus erfolgreichen Herbst zurückblicken.

Er kam, sah und siegte

Nach seinem Wechsel im Sommer erkämpfte sich der Mittelfeldspieler direkt einen Stammplatz, führt mit den Grün-Schwarzen die Tabelle der Ersten Liga an und trug mit fünf Treffern seinen Teil bei.

In den letzten Wochen geriet das Tiroler Werk zwar etwas ins Stocken, doch eine lange Verletztenliste, zu der auch der Steirer eine Zeit lang gehörte, machte das Unterfangen zugegeben schwierig.

In den letzten sechs Pflichtspielen inklusive Cup reichte es nur zu zwei Siegen.

„Wir haben davor natürlich einen unglaublichen Lauf gehabt, da ist es einfach schwierig, den in dieser Art und Weise weiterzuführen“, sagt Freitag im Gespräch mit LAOLA1.

Stimmung weiterhin gut

„Wir sollten das nicht zu dramatisch sehen, es gehört einfach dazu, dass man schwächere Phasen hat. Jetzt ist es wichtig, dass wir aus den letzten Spielen vor der Winterpause das Maximum holen und ganz oben stehen“, richtet Freitag den Blick lieber in die Zukunft.

Die positive Atmosphäre, die das Team nach dem starken Saisonstart vermittelte, ist ungebrochen: „Wir haben nach wie vor eine gute Stimmung im Team, eine tolle Mischung und einen guten Spirit."

Vom Aufstieg will der sechsfache Torschütze noch nicht sprechen: „Offiziell auf keinen Fall. Wir wollen einfach bis zur Winterpause einen guten Job machen, danach wird man sehen, wie das Ziel für das Frühjahr lautet.“

"Besser als gegen Rapid"

Möglicherweise hat man Anfang November beim Westderby gegen Austria Salzburg wichtige Punkte im Aufstiegskampf liegen lassen.

Trotz einer Vielzahl an Topchancen reichte es für Wacker nur zu einem 1:1-Remis. „Das waren zwei verlorene Punkte für uns. Wir hätten die Fans natürlich gerne belohnt für den Aufwand, den auch sie für dieses Spiel betrieben haben“, trauert Freitag einem Sieg hinterher.

Apropos Fans: Vom Tiroler Support zeigt sich der Neuzugang angetan, speziell die Unterstützung gegen den Erzrivalen aus Salzburg war etwas Besonderes für ihn: „So eine gute Stimmung habe ich wirklich noch nicht erlebt. Die beste Stimmung, an die ich mich erinnern kann, war, als wir mit den Austria Wien Amateuren im Cup gegen Rapid gespielt haben. Aber auch das ist nicht mit dem Westderby zu vergleichen.“

"Ich bin ein Typ, der abseits etwas braucht, wo er seinen Kopf anstrengen muss."

Von der hitzigen Stimmung ließ sich Freitag etwas anstecken, nach Schlusspfiff gab es eine Auseinandersetzung mit Austria-Keeper Stefan Ebner.

„Mich hat das einfach geärgert, dass er gefühlt ab Minute 30 zum Zeitschinden angefangen und sich bei jedem Ball, den er bekam, auf den Boden gelegt hat. Nach Schlusspfiff hat er auch noch die Fans ein wenig mit Gesten provoziert, das hat mir nicht gepasst. Das habe ich ihm auch gesagt“, rechtfertigt sich der 25-Jährige.

In der vergangenen Saison musste Freitag den Bundesliga-Abstieg mit Wiener Neustadt hinnehmen. Trotz Klub-Wechsels kickt er auch nun in der zweiten Liga.

Plötzlich Goalgetter

"Ich war drei Jahre in Neustadt, da war es für mich an der Zeit, zu sagen, dass ich etwas Neues brauche. Ich wollte nicht noch ein Jahr herumwurschteln und gegen den Abstieg spielen."

Dass es am Ende Wacker Innsbruck geworden ist, liegt auch daran, dass ein Engagement bei einem Bundesligisten nicht klappte: „Ich bin sehr glücklich wie es momentan läuft, daher hat das einen guten Grund, dass es so gekommen ist."

Dort fällt er eben auch als Goalgetter auf, bereits sechs Treffer stehen nach 16 Einsätzen inklusive Cup auf seinem Konto. Bei Wiener Neustadt waren es nach 68 lediglich zwei.

„Das hat verschiedene Gründe. Natürlich haben wir in Neustadt nicht wirklich offensiv gespielt und ich habe viel in der Defensive verrichten müssen. Vielleicht ist das ein Grund, aber ganz sicher kann ich das auch nicht sagen. Ich weiß, dass ich eine gewisse Qualität habe, um Tore zu schießen. Und ich bin froh, dass ich das auch wieder zeigen kann."

Freitag war im Derby sauer

Eine spezielle Rolle

Wacker-Trainer Klaus Schmidt („Er weiß, wie er auf die Spieler zugehen muss“) lässt seinem Schützling viele Freiheiten im Spiel nach vorne.

Dennoch fungiert Freitag, der schon für den FC Lustenau in der zweiten Liga aktiv war, auch als Abräumer vor der Abwehr.

„Ich würde meine Rolle zwischen Sechser und Achter sehen. Der Trainer hat mir das auch gesagt, dass er will, dass ich die Räume in der Offensive suche, da er dort meine Qualitäten gesehen hat. Das ist mit viel Laufarbeit verbunden, aber das ist mein Spiel“, spielt Freitag quasi einen Freigeist.

Über den Vergleich eines „Sky“-Kommentators, der ihn als Innsbrucks Xabi Alonso bezeichnet hat, kann Freitag lachen, wenngleich er zugibt: „Xabi Alonso ist natürlich ein super Spieler und ein großes Vorbild von mir. Deswegen taugt mir der Vergleich schon und man kann das ruhig weiterhin sagen.“

Studium als Plan B

Die positiven Entwicklungen rund um das Tivoli, Stichwort „schuldenfrei“, sowie die Verpflichtung von General Manager Ali Hörtnagl, notiert Freitag wohlwollend: „Das ist eine ganz wichtige Sache, wenn man weiß, dass man bei einem gesunden Verein ist. Das war auch ein Hauptgrund, warum ich in Innsbruck dabei sein wollte.“

Er selbst verfolgt einen Plan B. Seit drei Semestenr absolviert der Steirer ein Fernstudium: „Ich studiere Tourismus-, Event- und Sportmanagement an einer dänischen Fernuniversität. Das läuft über die FIFPro, die internationale Spieler-Gewerkschaft. Das ist ein Programm, speziell für Spitzensportler entwickelt, das mache ich zusammen mit Mattias Sereinig (Austria Klagenfurt) und Michael Gspurning (Schalke 04).“

Dabei ist Freitag vor allem über die Abwechslung zum Profi-Business froh: „Ich bin ein Typ, der abseits etwas braucht, wo er seinen Kopf anstrengen muss.“

Vorrang hat für ihn aber weiterhin seine Fußballer-Karriere. Diese läuft momentan beim FC Wacker Innsbruck auch richtig rund.

Und sollte es doch noch einmal zu einem Wechsel kommen, wäre die Rückennummer "13" passend zum Nachnamen vorstellbar? „Schauen wir einmal, momentan bin ich mit der ‚16‘ ganz zufrieden, aber sollte ich einmal wechseln und es ist nur noch die ‚13‘ übrig, nehme ich sie vielleicht. Aber geplant ist es nicht“, lacht Freitag.

 

Julian Saxer

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