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Mario Reiter: Aus Liebe zum Spiel

Mario Reiter ging durch die Hölle. Mit dem LASK kämpft er um die Rückkehr in die Bundesliga:

Mario Reiter: Aus Liebe zum Spiel

Und wieder so ein Schlüsselspiel.

Vor fast genau einem Jahr verlor der LASK beim SV Mattersburg 0:3. In ihrer Panik beurlaubten die Verantwortlichen Trainer Karl Daxbacher. Das machte aber alles noch schlimmer. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Die Burgenländer stiegen souverän auf.

Sollten die Linzer am Freitag in Innsbruck verlieren, sind solche personellen Konsequenzen nicht zu erwarten, zumal die Führung aus ihren Fehlern auch gelernt hat. Aber es könnte auch vorbei sein. Nämlich mit den Titelhoffnungen, sollte der LASK acht Punkte Rückstand auf Wacker haben. 

Mit der Karriere schon abgeschlossen

Aber auch in diesem Fall würde in Linz die Welt nicht untergehen. Weil die Führung und Trainer Oliver Glasner oft genug in dieser Saison betont haben, dass der Aufstieg (noch) kein Muss ist.

Mario Reiter will wieder Bundesliga spielen. Keine Frage. Der Oberösterreicher hat schon Bundesliga gespielt. Für Wr. Neustadt sowie für Ried. Doch die Hauptsache für ihn ist mittlerweile, dass er spielt.

„Ich hatte mit meiner Karriere schon abgeschlossen“, sagt der Mittelfeldspieler des LASK im Gespräch mit LAOLA1. Vor einem Jahr kehrte der 29-Jährige aber überraschend in den Profifußball zurück.

Nach einer langen Leidenszeit. Eine chronische Schambeinentzündung machte ihm zu schaffen. Über Tage, Wochen, Monate und letztlich Jahre. Zwischen März 2013 und März 2015 spielte er kein Spiel.

Daumendrücken für Kumpel Andreas Schicker

Im März 2016 ist er Stammspieler des LASK. Apropos: Sein Kumpel Andreas Schicker könnte sein Comeback geben und für eine historische Weltpremiere sorgen. Vergangene Woche hätte es in Wr. Neustadt im direkten Duell der Freunde so weit sein können, doch Schicker blieb beim 2:1 Ersatz.

Vielleicht spielt Schicker am Freitag in Salzburg als erster Profi mit einer Armprothese. Es wäre mehr als nur ein Spiel für den 28-Jährigen, der sich 2014 mit einem Feuerwerkskörper verletzt hatte.

Im selben Jahr waren Reiter und Schicker gemeinsam beim ÖFB-Physio Mike Steverding in Deutschland. Jenem Arzt, dem viele Fußballer vertrauen. Reiter wollte eine Woche bleiben.

„Geworden sind es neun Monate“, erzählt der Oberösterreicher, der bereits in seiner Zeit bei Wr. Neustadt jene Probleme spürte, die ihn lange Zeit plagen sollten. Er spielte mit vielen Schmerzen.

Eine verunreinigte Spritze und ihre Folgen

„Nach einer 1:6-Niederlage mit Ried bei der Austria ist es aber nicht mehr gegangen. Ich habe mich lange gegen eine Operation gewehrt, mich dann aber ob der Schmerzen eben dafür entschieden.“

Es folgte aber nicht nur eine, sondern fünf Operationen. „Es ist immer schlechter geworden, es wurden viele Nerven durchtrennt und  ich bin einfach nicht schmerzfrei geworden“, erinnert er sich.

Im Februar 2014 folgte der Tiefpunkt: „Durch eine verunreinigte Spritze habe ich einen Keim rein bekommen. Das hat mich richtig zurückgeworfen.“ Die Karriere war inoffiziell schon beendet.

Michael Angerschmid, nun Co-Trainer beim LASK, wollte nach seinem Aus in Ried als Trainer von St. Florian beginnen. Der Assistent sollte Mario Reiter heißen: „Zum Glück ist daraus nichts geworden.“

Denn der zehnfache U21-Teamspieler, der 2010 vom damaligen Teamchef Didi Constantini ins ÖFB-Team einberufen wurde, hatte das Kapitel Profifußball im Kopf noch nicht abgeschlossen. Aus Liebe zum Spiel ackerte der Defensivspieler so hart wie noch nie in Deutschland.

Und das auf eigene Kosten, war doch der Vertrag in Ried im Sommer 2014 ausgelaufen. „Dort habe ich wie noch nie trainiert. Ich kam fitter zurück“, blickt Reiter auf die Monate zurück.



„Seither ist es nur noch kitschig“

Als nach langer Leidenszeit endlich und glücklicherweise wieder an Fußball zu denken war, kam der LASK gerade Recht. Denn dessen Amateur-Team spielte in der Regionalliga. Die richtige Bühne.

Alleine die Trainings machten wieder riesigen Spaß. „Ich habe es lange nicht geglaubt. Ich dachte mir in der Zeit davor, das geht sich nicht mehr aus. Aber das Fußballspielen verlernt man nicht. Seither ist es nur noch kitschig. Vor allem, dass es für mich als Linzer beim LASK geklappt hat.

Reiter lacht: „Ich möchte die versäumten Jahre reinholen und mindestens bis 37 Jahre spielen.“

Mittlerweile ist Alltag für ihn eingekehrt. Und das ist nichts Negatives.

„Ich fühle mich besser wie vorher und bin bereit für höhere Aufgaben“, sagt Reiter, der im Herbst auch wieder ein Tor bejubelte und das auf herzerwärmende Art und Weise (siehe VIDEO oben). Der Dank galt dabei mitunter seinem Vater, seinem größten Fan, der ihn selbst im Trainingslager in der Türkei besuchte.

In Innsbruck kann er seinem Sohn im Schlager der Runde beobachten. Um im Titelkampf zu bleiben, lautet das Motto für den LASK: verlieren verboten. Sollte das allerdings nicht klappen, geht die Welt auch nicht unter. Besonders für Mario Reiter nicht.

 

Bernhard Kastler

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