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"Wenn Schinkels ein wenig nachdenkt..."

Im LAOLA1-Interview kontert LASK-Vorstand Jürgen Werner Kritik von Schinkels:

Jürgen Werner gilt als Architekt des „LASK neu“.

Der wurde nach der Ära Reichel pikanterweise am 24. Dezember 2013 zur Realität und vom heute 53-Jährigen fortan als externer Berater des Klubs, der 2014 in die Erste Liga aufstieg, maßgeblich mitgestaltet.

Deswegen extern, weil der Oberösterreicher als Spielerberater und Chef der Agentur „Stars&Friends“ keine offizielle Funktion im Verein haben durfte. Das hat sich geändert und Werner ist nun Sportvorstand.

Mit oder ohne offizieller Funktion – es gibt nicht gerade wenige Kollegen, die in diesem Fall eine schiefe Optik erkennen und kritisieren.

Wie etwa der Sportchef von Aufstiegs-Rivale St. Pölten, Frenkie Schinkels, in der „Sportzeitung“ - deren Chefredakteur übrigens SKN-Pressereferent ist...

Und weil die Optik dieser Tage besonders schief zu sein scheint, hat LAOLA1 Jürgen Werner auf dem Weg nach Wien zum Auswärtsspiel des LASK bei Austria Salzburg zum Interview gebeten.

LAOLA1: Sie haben das Heimspiel von Austria Salzburg in Wien gegen den LASK als Farce bezeichnet.

Jürgen Werner: Wir haben dafür plädiert, dass sportlich entschieden wird, nur haben wir natürlich nicht damit gerechnet, dass wir eine kürzere Anreise als die Heimmannschaft haben. Wir spielen sehr gerne dieses Spiel, aber wenn ich daran denke, dass wir im Frühjahr im ersten Anlauf keine Lizenz bekommen haben, weil wir drei Tage nach der Abgabe der Unterlagen Karl Daxbacher entlassen haben, muss ich mich schon fragen, mit welchen Maßstäben gemessen wird.

LAOLA1: Im Kontext „Gesamtbild der Liga“ wird auch gerne der LASK thematisiert. SKN-Sportchef Frenkie Schinkels kritisiert Sie etwa in der „Sportzeitung“, wonach Ihre Funktion als Sportvorstand unvereinbar mit Ihrem Beruf als Spielerberater sei und sagt: „Dem Manuel Hartl verdrehen sie mit zwei Angeboten aus der Bundesliga den Kopf. Ich weiß, dass Manuel weiter bis Sommer alles geben würde. Trotzdem spielt der LASK da Spielchen, die nicht korrekt sind.“ Was sagen Sie zu dieser Kritik?

Werner: Für mich ist das eine Intelligenz-Frage. Ich will auch gar nicht näher auf Frenkie Schinkels eingehen, aber wenn er ein wenig nachdenkt, kritisiert er doch damit seinen eigenen Spieler als unmündig. Er beschreibt ihn, als würde dieser nicht wissen, wo er spielen möchte. Das finde ich eigentlich arg.

LAOLA1: Warum ist es nun möglich Spielerberater und LASK-Sportvorstand zu sein?

Werner: Als lizenzierter Spielerberater durftest du bis vor kurzem keine offizielle Funktion beim Verein haben. Doch die Lizenzierung der Berater ist seitens der FIFA gefallen, zumal diese rechtlich auch keine Alternative mehr sah. Berater unterliegen nun nicht mehr der Fußball-Hoheit sondern einem ordentlichen Gericht. Einige Verbände haben versucht, das selbst in den Griff zu bekommen, da ist aber noch nichts passiert. So könnte jeder morgen Spielerberater sein.

LAOLA1: Und ist es auch vereinbar Spielerberater und LASK-Sportvorstand zu sein?

Werner: Ich hätte mich ja auch weiterhin als externer Berater „verstecken“ können, aber ich wollte mir diesen Schuh anziehen. Es ist auch nicht so, dass ich etwa Manuel Hartl persönlich betreue. Ich kümmere mich mehr um Nationalspieler, die bekanntlich nicht in Österreich spielen. Dass andere dies und das sagen, damit muss ich und kann ich auch leben.

LAOLA1: Warum?

Werner: Weil es mir um etwas anderes geht: Wir haben einen maroden Drittligisten übernommen, sind im ersten Jahr in der zweiten Liga Dritter geworden und schon waren alle traurig, warum wir nicht aufgestiegen sind. Aber ich finde es einfach eine geile Aufgabe, den Verein wieder zu einem der Top 5 der Bundesliga zu machen. Das ist meine Motivation. Wenn jemand glaubt, ich würde hier Geld verdienen wollen, dem sei gesagt: Wir haben genügend Geld hier hineingesteckt. Mit der Agentur.

LAOLA1: Was halten Sie aber den Kritikern konkret entgegen?

Werner: Unsere Neuerwerbungen waren nicht nur „Stars&Friends“-Spieler, werden etwa auch von Max Hagmayr, Christian Sand oder Alexander Sperr beraten. Alleine diese Kritik ist sinnlos, zumal wir mit dem LASK aufsteigen wollen und nicht Rücksicht darauf nehmen können, von wem der Spieler beraten wird. Umgekehrt wird sich kein Spieler zwingen lassen, zum LASK zu gehen, wenn er sich in St. Pölten oder in Klagenfurt in der Ersten Liga besser aufgehoben fühlt. Das wäre auch alles andere als gut. Aber ich sehe natürlich einen Vorteil: Wir haben ein Netzwerk, mit dem wir Spieler finden können, die andere vielleicht nicht finden. Vor allem wenn es um ausländische Spieler geht.

LAOLA1: Mir wurde unlängst eine mögliche Situation betreffend schiefer Optik geschildert: Sollte der LASK im letzten Spiel um den Aufstieg spielen und beim Gegner, für den es um nichts mehr geht, ein von „Stars&Friends“ betreuter Spieler auflaufen. Ich denke Sie wissen, worauf man hier hinaus will…

Werner: Ja und es ist einfach nur fatal, wenn man einem Spieler unterstellen würde, er würde für seine Agentur spielen. Der spielt für seine Zukunft und der wird einen Teufel tun und etwa gegen den LASK schlecht spielen. Das ist an den Haaren herbeigezogen. Und so einen Spieler würde ich auch überhaupt nicht in meiner Agentur haben wollen.

LAOLA1: Oliver Glasner wurde als Trainer und Sportdirektor geholt. Sie sind Sportvorstand. Überschneiden sich Ihre Aufgabenbereiche oder wie darf man sich die Aufteilung vorstellen?

Werner: Ich habe es vorher nicht gemacht und möchte es auch nun nicht machen: mich ins operative Geschäft einzumischen. Ich entscheide nicht, wohin es ins Trainingslager geht, sondern berate und entscheide mit, wenn es um die Perspektive geht. So lange wir in der Ersten Liga sind, wird Oliver diese beide Ämter innehaben, nach einem Aufstieg werden wir sicherlich einen Sportdirektor einstellen müssen. Es geht in jedem Fall nicht darum, dass ich diesen hier spiele.

LAOLA1: Vier, sechs oder sieben Punkte wird der Rückstand zur Halbzeit auf Wacker betragen. Vor einem Jahr hatte der LASK unter Daxbacher zum selben Zeitpunkt sechs Zähler mehr auf dem Konto und wir wissen, was im Frühjahr geschah. Um Glasner muss man sich aber wohl nicht nur wegen dessen Vertrag bis 2019 keine Sorgen machen.

Werner: Überhaupt nicht. Es ist so: Wir haben das erste Viertel sehr ordentlich gespielt, im zweiten hatten wir dann vermeidbare Niederlagen dabei. Die Tabelle lügt nicht und demnach hat es zumindest zwei bessere Teams in der ersten Hälfte gegeben. So sind wir natürlich auch nicht zufrieden, wir haben die Mannschaft ja insofern zusammengestellt, um aufzusteigen. Doch Oliver hat auch selbst gesagt, dass es zu diesem Zeitpunkt wichtig sein wird, dabei zu sein. In der Vorbereitung auf das Frühjahr kann man sich noch besser hinsichtlich des Systems einspielen. So wäre es einfach wichtig, wenn wir nach dieser Woche nicht zu weit hinten sind.

LAOLA1: Wird man im Winter auf dem Transfermarkt aktiv sein?

Werner: Wir hatten schon mehrere Umbrüche, erst zuletzt im Sommer. Da sollte lieber der Prozess der weiteren Anpassung greifen. Vergangenen Winter haben wir Neue geholt, wie es ausgegangen ist, wissen wir alle.

Wenn jemand glaubt, ich würde hier Geld verdienen wollen, dem sei gesagt: Wir haben genügend Geld hier hineingesteckt. Mit der Agentur.

LAOLA1: Man hat Daxbacher, der mit St. Pölten vor dem LASK liegt, in einer Überreaktion entlassen.

Werner: Wir haben damals einen Fehler gemacht und den auch zugegeben. Der Zeitpunkt war ein Blödsinn. Wir haben gedacht, wir könnten den Anschluss verlieren, und wollten noch einmal eine Initialzündung starten. Das hat nicht geklappt, ist aber auch Geschichte. Wir haben einen guten Trainer, dem wir vollstens vertrauen und wollen mit ihm langfristig zusammenarbeiten. Und man kann Karl für seine gute Arbeit mit einer guten Mannschaft nur gratulieren. Wir hatten immer Wacker und St. Pölten als Konkurrenten auf der Rechnung.

LAOLA1: Die „Freunde des LASK“ haben sich Ende 2013 für drei Jahre verpflichtet, doch bekanntlich kann es nie schnell genug gehen: Was tut sich im Umfeld und wie sieht die finanzielle Lage aus?

Werner: Ich habe es immer gesagt: Der LASK hält es drei Jahre in der Ersten Liga aus, weil sich die „Freunde des LASK“ auch eben für drei Jahre committed haben. Der LASK hielte es eher nicht aus, wenn er nicht ein neues Stadion bekäme. Vom finanziellen Standpunkt braucht man sich keine Sorgen machen, wir haben auch über 50 Sponsoren, die in der Größe von 30.000 Euro einzahlen. Die muss man in Österreich auch erst einmal finden. Wir sind breiter aufgestellt, als die Leute glauben. Wir brechen nicht zusammen, wenn uns der Aufstieg nicht gelingen sollte. Das wurde uns auch schon nach der vergangenen Saison angedichtet.

LAOLA1: Die neue Regierung des Landes Oberösterreich hat im Arbeitsübereinkommen eine „Fußballarena Zentralraum“ aufgenommen. Wie konkret sehen Sie die neue LASK-Arena?

Werner: Ich bin überzeugt davon und auch froh, dass das offiziell angestoßen wurde. Im Hintergrund haben wir schon länger daran gearbeitet. Jeder, der sich mit Fußball auseinandersetzt, und die Linzer Gugl kennt, weiß, dass hier etwas passieren muss. Man muss natürlich schauen, wie man das alles finanzieren kann und wo man es baut. Klar ist: So ein Projekt darf nicht auf dünnen Füßen stehen.

Das Interview führte Bernhard Kastler

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