Michael Schimpelsberger wagt einen Neuanfang.
Der einstige Twente-Legionär hat seine Zelte bei Rapid Wien nach fünf Jahren abgebrochen und wechselte in die zweite Liga zum FC Wacker Innsbruck.
Mit den Tirolern hat der 25-jährige Rechtsverteidiger große Ziele, man will unbedingt nächste Saison in der Bundesliga spielen. Es könnte auch schon die letzte Chance für das frühere Top-Talent sein, den großen Durchbruch im Profifußball zu schaffen.
Im Gespräch mit LAOLA1 lässt er zudem das letzte Jahr mit Rapid Revue passieren und äußert dabei Kritik am Verhalten von Ex-Coach Zoran Barisic ihm gegenüber.
LAOLA1: Wie waren die ersten Wochen in Innsbruck für dich?
Schimpelsberger: Es taugt mir und auch meiner Freundin sehr gut. Natürlich ist es eine kleine Umstellung von Wien in die Berge.
LAOLA1:Wacker Innsbruck hat seit diesem Sommer einen neuen Trainer. Wie tickt er auf dem Trainingsplatz?
Schimpelsberger: Die Vorbereitung war bis jetzt sehr, sehr hart. Wir arbeiten viel im körperlichen, konditionellen Bereich, es sind sehr lange Einheiten. Aber auch im taktischen Bereich ist er ein Trainer, der genau weiß, wie er spielen will. Wir schauen, dass wir das so umsetzen, wie er es sich vorstellt. Das benötigt aber viel Zeit, bis man das Intus hat, wie man beispielsweise in den verschiedenen Systemen richtig verschiebt.
LAOLA1: Gerüchte, dass du zum FC Wacker wechseln könntest, gab es schon zum Ende der letzten Saison. Hat es sich letztlich ein wenig gezogen, weil du wissen wolltest, wer neuer Coach wird?
Schimpelsberger: Ich war mit Ali Hörtnagl im Kontakt, bin auch in Innsbruck für ein Gespräch gewesen, welches sehr positiv war. Man hat gemerkt, dass hier ein großes Ziel und ein großer Plan dahinterstecken, wofür viele Menschen hart arbeiten. Das hat mich von Anfang an überzeugt und daher war es für mich klar, dass ich diesen Schritt machen werde.
LAOLA1: Der Konkurrenzkampf ist speziell auf deiner rechten Abwehrseite sehr groß. Andreas Hölzl war letzte Saison der Dauerbrenner bei den Innsbruckern. Wer hat die Nase vorne?
Schimpelsberger: Konkurrenzkampf ist immer gut, so kann man sich gegenseitig pushen. Wir sind allgemein auf jeder Position doppelt gut besetzt, es kann jeder ausgetauscht werden. Wir haben ein Ziel als Mannschaft, wir wollen aufsteigen. Daher entscheidet der Trainer, was seiner Meinung nach für das Spiel die beste Aufstellung ist. Aber natürlich will ich unbedingt spielen.
LAOLA1: Dein letztes Jahr bei Rapid lief nicht nach Wunsch für dich. Woran hat es gelegen, dass du nur zwei Bundesliga-Spiele gemacht hast, obwohl man gerade auf den Außenverteidigerpositionen oft Verletzte hatte?
Schimpelsberger: Es hat bei Rapid eine Zeit gegeben, die sehr schwer für mich war. Angefangen von den schweren Verletzungen, es waren innerhalb kürzester Zeit die wohl schwersten, die man als Fußballer haben kann (Achillessehnenriss und Kreuzbandriss, Anm.). Natürlich ist es dann immer schwierig, den Anschluss zu finden. Nach der ersten Verletzung ist es mir gut gelungen, ich habe auch das Vertrauen bekommen. Bei der zweiten habe ich das vom Trainer leider überhaupt nicht mehr bekommen. Dann ist es schwierig, wenn du keine Einsatzzeit bekommst und innerhalb von ein, zwei Spielen alles zerreißen sollst. Meiner Meinung nach hat es einfach daran gelegen, dass der Rhythmus gefehlt hat, das Vertrauen war nicht mehr vorhanden. Es war dann auch schnell klar, dass ich nicht verlängert werde. Es gab auch gewisse Zeichen vom Trainerteam, dass nicht mehr auf mich gesetzt wird. Deswegen war das für mich ein sehr schwieriges Jahr und ich bin froh, dass ich eine neue Herausforderung habe und bei Innsbruck die Chance bekomme, mein Können zu zeigen. Vor allem bin ich froh, dass ich bei einem Verein mit großer Tradition bin, der auch eine Vision hat, nach oben zu kommen. Man kann das ein wenig Vergleichen, Wacker hatte zuletzt auch schwierige Jahre. Ich bin voller positiver Energie, dass wir es gemeinsam nach oben schaffen.
LAOLA1: Noch einmal zurück zu Rapid: Hat das Trainerteam mit dir gesprochen? Immerhin dürfte es sich schon vor der Saison angebahnt haben, dass du nicht zum Einsatz kommst.
Schimpelsberger: Es hat im Sommer ein Gespräch gegeben. Da hieß es, dass ich meine Chance bekommen werde. Ich habe dann ein, zwei Spiele gespielt und die Chance war wieder vorbei. Ich habe keinen leichten Stand gehabt. Ich habe gewusst, dass der Trainer mit Mario Pavelic einen Spieler hat, der sein Spielertyp war. Da war es schwer vorbeizukommen, ich bin doch eher der Typ, der zuerst hinten alles absichert. Im letzten Sommer waren auch nicht die Angebote da, die mich überzeugt hätten. Deswegen habe ich beschlossen zu bleiben und wollte mich noch einmal reinkämpfen. Das hat letztlich nichts mehr gebracht, die Tür war einfach schon zu. Gegipfelt hat es darin, dass ich ab der Winterpause nur noch bei der zweiten Mannschaft gespielt habe. Das war für mich sehr enttäuschend, gerade nach so langer Zeit beim Verein einfach abgeschoben zu werden. Ich habe das akzeptieren müssen, habe das Beste daraus gemacht und bin jetzt froh, dass ich dieses Kapitel hinter mir lassen kann. Es hat aber natürlich auch schöne Zeiten bei Rapid gegeben.
LAOLA1: Einen Tag vor deinem Wechsel wurde Mike Büskens als neuer Trainer von Rapid vorgestellt. Hättest du unter ihm vielleicht wieder eine Rolle spielen können?
Schimpelsberger: Ich habe an das gar nicht mehr gedacht, mein Fokus lag nur noch auf Wacker. Solche Dinge kann man ohnehin nicht beeinflussen. Der Verein hat mir das Zeichen gegeben, dass er nicht mehr mit mir plant. Da sind zuvor auch schon so viele Sachen passiert, dass kein Zurück mehr möglich war. Außerdem habe ich mich schon früher für den Schritt Wacker Innsbruck entschieden, daher war das abgeschlossen.
LAOLA1: Zurück in die Gegenwart. Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle mit Thomas Pichlmann über die „geilste Erste Liga aller Zeiten“ gesprochen. Was ist davon übrig geblieben?
Schimpelsberger: Gut, es sind ein paar Vereine Konkurs gegangen und mussten runter. Dafür sind andere Teams wieder nach oben gekommen. Es kommt jetzt sowieso ein großer Umbruch. Unser Ziel ist klar, wir wollen unbedingt rauf. Es ist sicher ein gutes Jahr, um dieses Ziel zu erreichen. Danach sieht die Erste Liga ohnehin ganz anders aus. Der Anspruch eines Traditionsvereins wie dem FC Wacker Innsbruck muss die Bundesliga sein. Wenn es auch noch andere Teams schaffen, sprechen wir nicht davon, dass es die beste zweite Liga ist, sondern die beste erste Liga. Dann hat man in der Bundesliga viele Vereine mit Potenzial und einem guten Zuschauerschnitt.
LAOLA1: Gab es diesen Sommer auch Angebote aus der Bundesliga?
Schimpelsberger: Ich habe mich recht früh festgelegt, dass ich zum FC Wacker gehen werde, daher habe ich mich gar nicht groß mit anderen Teams beschäftigt. Manchmal muss man einfach einen Schritt zurückgehen, um zwei nach vorne machen zu können.
Das Gespräch führte Julian Saxer
Traustason und Mocinic haben bei Rapid große Ziele: