Die Erste Liga wird ab der kommenden Saison um eine schillernde Figur reicher.
Durch den Aufstieg der WSG Wattens wird auch deren Präsidentin Diana Langes-Swarovski im österreichischen Profi-Fußball auftreten.
Die Cousine von Fiona Swarovski ist eine der treibenden Kräfte beim Klub aus Tirol und mitverantwortlich für die Rückkehr in die zweite Liga nach 15 Jahren Drittliga-Fußball. Doch dabei soll es nicht bleiben, Langes-Swarovski hat große Ziele mit der WSG – man will Wacker Innsbruck als Tirols Fußball-Aushängeschild verdrängen.
Erleichterter Aufstieg
Dass man nach eineinhalb Jahrzehnten den Aufstieg geschafft hat war den Lizenz-Entscheidungen von Grödig und Austria Klagenfurt geschuldet. Ansonsten hätte man erneut in die Relegation müssen, diese hat man in den letzten sechs Jahren zweimal verloren, einmal gegen BW Linz.
„Wir haben die Hoffnung nie verloren und waren diese Saison besonders gut aufgestellt“, so Langes-Swarovski. Dennoch war die Erleichterung nach der Lizenzentscheidung groß: „Da fiel uns ein riesengroßer Stein vom Herzen. Die Unsicherheit, ob wir die Relegation spielen müssen oder nicht, war zu diesem Zeitpunkt noch präsent.“
Die Spieler müssen sich nun umstellen: Von der Regionalliga West, wo man mit 18 Punkten Vorsprung Meister wurde, in die hart umkämpfte Erste Liga. „Wir müssen das Team auf jeden Fall verstärken und setzen dabei auf das Talent unseres Sportdirektor Stefan Köck“, so die Präsidentin. Es gilt die Abgänge von Routinier Marcel Schreter (SV Telfs) oder Goalgetter Simon Zangerl (Atletico Baleares) zu kompensieren.
Keine finanziellen Freiheiten
Obwohl man das Swarovski-Imperium im Rücken hat, ist man finanziell nicht auf Rosen gebettet. „Swarovski ist nur ein Sponsor. Und da jedes Unternehmen in der heutigen Zeit sehr, sehr sparsam haushalten muss, können wir uns als Verein nicht mehr auf das Sponsoring verlassen“, so die Tochter von Miteigentümer Gernot Langes-Swarovski.
Eine Werkself, wie es in Deutschland Bayer Leverkusen oder VfL Wolfsburg sind, ist man entgegen der landläufigen Meinung nicht. „Die WSG gibt es seit 1930, einer furchtbaren Zeit der Wirtschaftskrise, zwischen zwei Weltkriegen, damals haben verschiedene Arbeiter aus den umliegenden Gemeinden den Verein ins Leben gerufen. Unter anderem war auch mein Ur-Großvater Fritz Swarovski dabei. Weil sie keine andere Möglichkeit sahen, haben sie teilweise sogar mit Skischuhen gespielt – in einem Hof der Papierfabrik Wattens. Irgendwann hat der Vater von Fritz Swarovski beschlossen, die Spieler zu unterstützen, er kaufte Trikots und sponserte einen ordentlichen Platz. Der Name WSG für Werksportgemeinschaft entstand allerdings erst 1967 als Hommage an diese erste Geste der sportlichen Freundschaft. Wir sind ein reiner Arbeiterverein, und darauf bin ich sehr stolz“, erklärt die Unternehmerin.
Man wartet vor allem noch auf Unterstützung von Landesseite. „Wir hoffen, dass uns das Land Tirol ein wenig Anerkennung schenkt und uns Unterstützung zukommen lässt“, fühlt sich die 44-Jährige vor allem gegenüber Wacker Innsbruck benachteiligt. „Ich bin der Ansicht, dass man die WSG und Wacker Innsbruck als Tiroler Traditionsvereine gleichberechtigt behandeln sollte. Zumal wir in finanzieller Hinsicht komplett transparent sind. Wir sagen ganz offen ‚Das haben wir und das machen wir damit‘.“
Von der Gemeinde Wattens bekommt man immerhin finanzielle Hilfe, beispielsweise für den Fernsehturm.
Man glänzt mit Herzlichkeit
Auf die öffentliche Hand will man aber nicht angewiesen sein. So ist die Präsidentin aktuell in fortgeschrittenen Verhandlungen mit den Turkish Airlines. Wie ist die Fluglinie auf die WSG aufmerksam geworden? „Das war eine nette Begegnung am Spielfeldrand – eben ein ganz klassischer WSG-Moment, denn das Stadion ist ein Ort, wo man mit seinen Kindern hingeht. Heutzutage nicht unbedingt selbstverständlich. Und da hat mich irgendwann einmal ein Herr von Turkish Airlines darauf angesprochen, wie nett es bei uns ist und dass man vielleicht zusammenarbeiten könnte“, so Langes-Swarovski.
Normalerweise beschränkt sich das türkische Unternehmen auf Erstligisten, doch so einer will Wattens ohnehin werden: „Das oberste Ziel ist natürlich immer, ganz nach oben zu kommen.“
Doch damit nicht genug, die Präsidentin will die Vormachtstellung in Tirols Fußball einnehmen: „Das ist gar nicht geheim, das sage ich ganz öffentlich. Ich glaube, dass unsere Heimat Tirol zwei Vereine gut vertragen kann. Vor allem, da wir so unterschiedlich sind. Wacker ist der klassische Traditionsverein, viele Mittel, viele Fans, viele Erfolge. Wir sind die Kleinen, die Arbeiter. Jedoch haben wir durch unseren Zusammenhalt, unsere Freundlichkeit, unsere Herzlichkeit auch unglaublich viel geschafft. Die WSG hat gezeigt, wie sie bis in alle Tiroler Täler hinein Herzen vereinen kann.“
Auch einen Seitenhieb in Richtung der Innsbrucker Fanszene, die schon öfters für Probleme sorgten, gibt es: „Ich wünsche mir, dass die WSG ein Botschafter von Tirol wird. Dass wir unser herzliches, gastfreundliches Tirol nach außen in die anderen Bundesländer tragen. Man soll sagen: ‚Die Tiroler kommen, wir freuen uns darauf.‘“ In der abgelaufenen Saison besuchten durchschnittlich 829 Fans die Heimspiele der Wattener.
Kein Grödig 2.0
Diana Langes-Swarovski, die das Amt im Jahr 2013 von Vater Gernot übernommen hat, tritt nicht nur als Präsidentin auf, sie steckt auch private Mittel in den Verein: „Ich habe zum Beispiel die neue Geschäftsstelle bezahlt. Auch in der Kantine habe ich ein bisschen was gemacht, am Sportplatz rundherum etwas verschönert. Das sind Gelder, die der Verein nicht hat und ich als Einstiegsgeschenk mitgebracht habe.“
Dass dem Verein das gleiche Schicksal droht wie dem SV Grödig, sollte die Präsidentin das Interesse verlieren, kann ausgeschlossen werden: „Ich habe meine Profession gefunden, ich bin erfüllt von meinem Amt und ich habe so viele Ziele, Visionen und Vorstellungen.“
Frau in Männerdomäne
Eines ist Langes-Swarovski bereits sicher – eine Vorreiterrolle im österreichischen Fußball. Eine Frau als Vereins-Oberhaupt gibt es bei keinem anderen Profi-Klub. „Wenn eine Frau eine per se für einen Mann ausgelegte Rolle erfüllt, fühlt man sich erst einmal geehrt. Aber ich werde so herzlich aufgenommen und mir hätte nichts Besseres passieren können, als ein Mädchen zu sein“, ist sie sich den Respekt ihrer männlichen Kollegen gewiss.
Angesichts ihrer erfolgreichen Arbeit in Wattens auch wenig verwunderlich. Setzt Langes-Swarovski ihre Ziele auch noch in die Tat um, wird der Respekt wohl noch größer werden.
Und die Bundesliga um eine schillernde Figur reicher.
Julian Saxer