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"Favoriten sind ganz klar LASK und St. Pölten"

Ali Hörtnagl erklärt Zukunftsvisionen und sieht LASK und St. Pölten als Favorit.

Während für die Spieler des FC Wacker Innsbruck am Freitag gegen den FAC (20:30 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker) wieder der Ligaalltag einkehrt, endet für General Manager Ali Hörtnagl eine der stressigsten Phasen des Jahres.

Zwei Neuverpflichtungen tätigte der 49-Jährige in der Wintertransferzeit. Zum einen kam mit Christoph Kobleder ein weiterer Innenverteidiger vom WAC nach Tirol, zum anderen wurde mit dem Esten Henrik Ojamaa (von Swindon Town) ein zweiter Legionär am Tivoli begrüßt.

Die möglicherweise wichtigste Änderung präsentierte man allerdings nur wenige Tage vor Saisonstart. Im Rahmen des Projekts „Profiles – going for goals“ stellte der FC Wacker seine neue Talentförderung vor. In Zusammenarbeit mit dem Tiroler Fußballverband und der WSG Wattens werden die besten Talente Tirols (Jahrgänge 1996-2000) mit einem speziellen Trainingsprogramm gefördert.

Im Gespräch mit LAOLA1 erläutert Hörtnagl das Ziel dieses Projekts, wie man bis 2020 wieder am Europacup teilnehmen will und warum der FCW als Außenseiter ins Titelrennen der Ersten Liga geht.

LAOLA1: Wie ist die Vorbereitung des FC Wacker Innsbruck aus Sicht des General Managers gelaufen? Wie gut haben sich die Neuzugänge bereits integriert?

Ali Hörtnagl: In der Analyse nach der Herbstmeisterschaft haben wir gesagt, dass wir in der Innenverteidigung und in der Offensive noch zusätzliche Kraft und Qualität brauchen. Wir haben die Profile definiert und versucht, nach unseren Möglichkeiten die bestmöglichen Spieler zu verpflichten. Ich denke, das ist uns mit Christoph Kobleder und Henrik Ojamaa recht gut gelungen. Wir haben außerdem versucht, das recht frühzeitig zu erledigen, damit die Spieler die Vorbereitung mitmachen können und die Integration schnell über die Bühne geht. Das ist bis jetzt sehr gut gelaufen. Durch die vielen Ausfälle waren diese Transfers auch wichtig und notwendig.

Ojamaa bei der Vertragsunterschrift

LAOLA1: Henrik Ojamaa ist ein Este, der aus der dritten englischen Liga kam. Wie kommt man zu so einem Spieler?

Hörtnagl: Grundsätzlich hat das sehr viel mit Netzwerk zu tun. Ich habe diesen Spieler bereits gekannt, weil ich ursprünglich (damals für RW Erfurt, Anm. d. Red.) einen anderen Spieler beobachtet habe. Sie haben damals zusammen bei Motherwell in der schottischen Liga für Furore gesorgt, sind in diesem Jahr auch Zweiter hinter Celtic Glasgow geworden. Daher kenne ich den Spieler, dann sind wir über das Netzwerk auf diesen Spieler gekommen. Wir haben uns intensiv mit Ojamaa beschäftigt, sind auch extra nach London geflogen und haben ein persönliches Gespräch gesucht, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. Nach diesem Prozess ist der Transfer über die Bühne gegangen.

LAOLA1: Sie haben zu Amtsbeginn die Mission 2020 ausgerufen. Teil dieser Mission ist der Wiederaufstieg bis spätestens 2017. Doch ist ein weiteres Jahr Erste Liga wirklich tragbar? Immerhin hält sich das Zuschauerinteresse in Grenzen.

Hörtnagl: Man muss auch immer die Ausgangsposition bedenken. Man muss wissen, dass wir in der vergangenen Saison erst im letzten Spiel gegen Horn den Ligaverbleib gesichert haben. Da kann man danach nicht hergehen und sagen: Wir werden Meister! Wir haben auch nicht die ganz großen Investitionen getätigt. Im Gegenteil, viele haben gesagt, mit der Mannschaft spielen wir wieder um den Abstieg. Das Vertrauen war weg. Jetzt haben wir eine gute Herbstsaison gespielt, ändern deswegen aber nicht die Ziel- und Marschrichtung, sondern gehen kontinuierlich unseren Weg. Für uns ist wichtig, dass wir Leistungen auch über einen längeren Zeitraum bestätigen können. Es wäre unfair dem gesamten Prozess gegenüber, wenn man jetzt sagen würde, man müsse unbedingt aufsteigen.

LAOLA1: Ein anderer Teil der Mission 2020 ist die Teilnahme am Europacup. Dieses Ziel wurde beim FC Wacker in den letzten Jahren bereits zum dritten Mal ausgegeben. Warum klappt es dieses Mal?

Hörtnagl: Was in der Vergangenheit passiert ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht hier war. Fakt ist, dass wir es in den Plan aufgenommen haben, weil wenn alle Teilziele aufgehen, es eine logische Folge ist, dass wir Richtung österreichischer Spitze zurückkommen. Und wenn wir das schaffen, dann werden wir auch international wieder spielberechtigt sein. Wie gesagt, da müssen noch einige Schritte vorher gemacht werden, aber wenn wir schon über einen so langen Zeitraum reden, dann ist es klar, dass das auch ein Ziel ist.

LAOLA1: Mit dem Programm „Profiles – going for goals“ wurde ein neues Nachwuchskonzept vorgestellt. Welchen Output erhofft man sich davon? Soll in Zukunft die Hälfte der Mannschaft aus Tiroler Talenten bestehen oder soll pro Jahrgang zumindest einer den Sprung schaffen?

Hörtnagl: Das wollen wir gar nicht konkret sagen, wie viele Spieler dabei rauskommen sollen. Das Ziel sind möglichst viele. Wir haben jetzt einmal die Basis gelegt, haben unseren Fokus darauf gerichtet und investieren gerne in diese Arbeit. Es ist klar, dass das ein mittel- oder langfristiges Projekt ist, wo der Output erst später zu sehen sein wird. Aber man muss einmal anfangen und uns ist es gelungen, nach einem intensiven Prozess dieses Projekt zu realisieren.

LAOLA1: Beschränkt sich dieses Projekt nur auf Tiroler Talente?

Hörtnagl: Wir schließen niemanden aus. Momentan ist es so, dass es auf Tiroler Talente beschränkt ist, aber in Zukunft wollen wir auch Spieler aus anderen Teilen Österreichs oder dem Ausland in diesen Ausbildungsprozess integrieren.

LAOLA1: Wie funktioniert das Scouting von Talenten bislang?

Hörtnagl: Wir haben beim Scouting in Tirol die ersten Akzente gesetzt. Und International haben wir ein Netzwerk, wo ein Scout sehr viele Spieler gesehen hat.

LAOLA1: Man muss dennoch fürchten, dass die besten Talente zu anderen österreichischen und internationalen Klubs gehen. Sandi Lovric beispielsweise ist Osttiroler, gilt als eines der größten Talente Österreichs, spielt aber bei Sturm Graz. Wie kann man das in Zukunft verhindern?

Hörtnagl: Es wird immer wieder vorkommen, dass der ein oder andere einen anderen Weg wählt. Das ist bei jedem Verein so. Aber wenn wir unsere Arbeit gut machen, wenn wir sie überzeugend machen und auch mit dem Inhalt punkten können, dann werden sich zukünftig immer mehr Spieler für den Weg in Tirol entscheiden. Das liegt an der Qualität der Arbeit, die wir in den nächsten Monaten und Jahren verrichten.

LAOLA1: Kurz nach Ihrem Amtsantritt wurde bejubelt, dass Wacker Innsbruck schuldenfrei ist. Doch das ist nur möglich gewesen, weil die „Tirol“-Werbung ihre Sponsorgelder vorschüssig bezahlt hat.

Hörtnagl: Es wäre ein längerfristiger Vertrag zur Tilgung der Altlasten gewesen, der wäre noch einige Jahre gelaufen. Diesen Teil haben wir zusammengefasst in eine Bilanz. Das war ein sehr wichtiger und entscheidender Schritt, neben den großen Einsparungsmaßnahmen, die Präsident Josef Gunsch und der Vorstand gemacht haben. Das war ein harter Einschnitt in alle Bereiche. Die Kombination hat es ermöglicht, dass das negative Eigenkapital abgebaut wurde.

LAOLA1: Zurück zum Sportlichen: Was spricht am Ende der Saison für einen Aufstieg Wackers? Was spricht für einen Aufstieg des LASK oder St. Pöltens?

Hörtnagl: Favoriten sind ganz klar der LASK und St. Pölten, die haben sich auch selbst als Aufstiegskandidaten erklärt und haben mehr Budget. Das ist auch allgemein bekannt, dass die mehr Mittel investiert haben. Wir sind unerwartet auch dabei und wollen zeigen, dass wir so lange wie möglich mitmischen können. Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, wer die nötige mentale Kraft und Siegermentalität an den Tag legt, um am Ende vorne zu sein.


Das Gespräch führte Julian Saxer

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