LAOLA1: Wie war es für Sie als Trainer mit der Doppelbelastung?

Gager: Das ist aber eine äußerst positive Doppelbelastung. Ich versuche sowieso, mich dauernd mit der Materie zu beschäftigen. Es ist ein Traum, ein Team bei so einem Bewerb betreuen zu dürfen. Ich konnte sehr viel Erfahrung sammeln. Die Youth League ist auch für mich als Trainer unbezahlbar.

LAOLA1: Wie gehen die Spieler mit diesem Herbst um? Nehmen wir als Beispiel Sascha Horvath – U17-WM, Youth League, Bundesliga-Debüt, die mediale Aufmerksamkeit ist gestiegen…

Gager: Sie sind ständig im Betrieb und haben gar nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, was sie im Herbst geleistet haben. Das kommt vielleicht erst in der Winterpause. Ich versuche, ihnen zu vermitteln, dass sie sich nicht zurücklehnen, sondern jeder Tag wichtig ist, um an sich zu arbeiten. Wenn einer glaubt, dass er eh schon alles erreicht hat, macht er einen großen Fehler.

LAOLA1: Wenn man mit Nachwuchstrainern spricht, erzählen die immer wieder von Spielern, die sich nach ihrem ersten Profi-Vertrag zurücklehnen. Wie erleben Sie das?

Gager: Ja, das gibt es sicher. Es ist Charakter-Sache. Einige glauben, dass sie es schon geschafft haben, andere geben sich damit nicht zufrieden und wollen den nächsten Schritt machen. Langfristig setzen sich Letztere dann durch. Die anderen werden sehr schnell wieder von der Bildfläche verschwinden. Aber das war ja immer schon so, auch vor 20, 30 Jahren. Meine Aufgabe ist es, den Burschen vor Augen zu führen, dass ihre Karriere mit dem ersten Profi-Vertrag erst beginnt.

LAOLA1: Während bei den meisten Amateurmannschaften ein, zwei Routiniers als Führungsspieler im Kader stehen, verzichten Sie darauf. Warum?

Gager: Ich bin „vorgeschädigt“, weil ich zehn Jahre Akademie-Trainer war. Wozu brauchen wir eine Akademie, wenn ich dann bei den Amateuren drei, vier ältere Kicker anstatt den Spielern, die wir ausbilden, spielen lasse? Ich will den jungen Spielern die Chance geben. Es hat sich bestätigt, dass das der richtige Weg ist.

LAOLA1: Entwickeln sich die Jungen schneller zu Führungsspielern, wenn sie niemanden haben, an dem sie sich anhalten können?

Gager: In manchen Spielen hätte uns ein Routinier gut getan. Ein Alter, der von hinten die Mannschaft organisiert, viel redet und einteilt. Aber wir haben uns entschlossen, dass wir das nicht haben wollen. So muss ich von den Jungen schneller verlangen, dass sie in diese Rolle schlüpfen. Wenn sie Profis werden wollen, müssen sie diese Verantwortung übernehmen. So kann sich keiner verstecken.

LAOLA1: In Österreich werden ein U16- und ein U18-Bewerb ausgetragen. In den meisten anderen Ländern gibt es U17- und U19-Bewerbe. Wie stehen Sie dazu?

Gager: Ich finde das nicht gut, die alte Regelung war besser. Man muss sich immer international orientieren. Außer der Schweiz und uns macht das niemand so. In Folge dessen kriegen wir auch keine Einladungen zu Turnieren mehr. Außerdem geht es um die Schulausbildung: Früher hatte man fünf Jahre Schulausbildung und fünf Jahre sportliche Ausbildung. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Die Spieler sind teilweise nicht mehr beim Verein, aber noch in den Schulmodellen.

LAOLA1: In Belgien werden die Vereine seit Jahren dazu aufgefordert, ein durchgängiges Spielsystem zu installieren, damit alle Spieler gut für die Nationalmannschaft ausgebildet sind. Was halten Sie davon?

Gager: Das ist übertrieben. Meiner Meinung nach ist ein durchgängiges Spielsystem keine gute Lösung. Meine Mannschaft spielt etwa relativ flexibel. Wir haben etwa auch schon versucht, in der Abwehr mit einer Dreierkette zu spielen. In den Ausbildungsstufen ist es wichtig, dass die Spieler viel kennenlernen. Was, wenn beispielsweise ein Trainer zu den Austria-Profis kommt und mit Dreierkette spielt, wir aber nur Spieler ausbilden, die das noch nie in ihrem Leben gespielt haben? Dann brauchst du sehr lange, um das den Spielern zu vermitteln. Außerdem ist das Spielsystem ja nicht entscheidend – ich kann mit einem Stürmer offensiver spielen als mit drei Stürmern. Es geht um Grundlegenderes, etwa frühes Attackieren. Zudem gibt es viele Mannschaften, die in der Offensive ein anderes System spielen als in der Defensive. Das sind Mischformen, wo ein System ins andere übergeht. Die Zukunft ist, dass man da sehr flexibel sein muss.